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Fremd fischen

Fremd fischen

Titel: Fremd fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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Ethan.«Passend, nicht?»
    Wir kommen an einem Orchesterpavillon vorbei und stehen vor dem Albert Memorial, einer riesigen Bronzestatue von Prinz Albert auf einem Thron.« Gefällt’s dir?»
    « Hübsch», sage ich.
    « Die trauernde Königin Victoria hat das Ding errichten lassen, als Albert an Typhus gestorben ist.»
    « Wann?»
    « So um achtzehnhundertsechzig, -siebzig. Schön, nicht?»
    « Ja.»
    « Anscheinend standen sie und Al sich ziemlich nah.»

    Königin Victoria war sicher trauriger, als ich es jetzt bin, denke ich. Und dann kommt mir flüchtig in den Sinn, dass ich Dex lieber an eine Krankheit als an Darcy verlieren würde. Vielleicht ist es also gar keine wahre Liebe, wenn ich ihn lieber tot sähe … Okay, ich sähe ihn nicht lieber tot.
    Der Regen wird stärker. Abgesehen von ein paar japanischen Touristen, die sich auf den Stufen des Denkmals fotografieren, sind wir allein.
    « Gehen wir zurück?»Ethan deutet in die andere Richtung.«Hyde Park und Serpentine können wir ein andermal erkunden.»
    « Ja, wir können gehen», sage ich.
    « Macht deine Milz Schwierigkeiten bei diesem Wetter? »
    « Ethan! Ich muss zu dieser Hochzeit gehen.»
    « Sag einfach ab.»
    « Ich bin Ehrenjungfer.»
    « Ach ja ! Das vergess ich immer wieder.»Er wischt sich die Brille am Ärmel ab.
    Auf dem Rückweg fängt er an zu glucksen.
    « Was ist?»
    « Darcy», sagt er kopfschüttelnd.
    « Was ist mit ihr?»
    « Ich denke gerade daran, wie sie an Michael Jordan geschrieben hat, um ihn zu unserem Schulball einzuladen. »
    Ich muss lachen.«Sie hat wirklich geglaubt, er kommt! Weißt du noch, wie sie sich den Kopf darüber zerbrochen hat, wie sie es Blaine sagen soll?»
    « Und dann hat Jordan ihr geantwortet. Oder zumindest sein Büro. Das fand ich wirklich unglaublich. Ich hätte nie gedacht, dass sie eine Antwort kriegt.»Er lacht. Und er kann sagen, was er will – ich weiß, dass
er eine Schwäche für sie hat. Manchmal wider Willen. Genau wie ich.
    « Ja. Aber sie hat eine gekriegt. Sie hat den Brief immer noch.»
    « Hast du ihn gesehen?»
    « Ja, natürlich. Weißt du nicht mehr, dass sie ihn in unseren Spind geklebt hat?»
    « Na ja», sagt er,«den Brief von Notre Dame hast du nie gesehen.»
    « Okay. Okay. Vielleicht hast du Recht. Aber wo warst du vor zwölf Jahren mit dieser Erkenntnis?»
    « Ich sag doch, ich nahm an, du siehst die Sache genauso wie ich. Es war alles ziemlich durchsichtig … Weißt du, für eine gescheite Frau kannst du manchmal ziemlich schwer von Begriff sein.»
    « Danke sehr.»
    Er legt den Finger an eine imaginäre Hutkrempe.« Oh, nicht der Rede wert.»
    In Ethans Wohnung überwältigt mich der Jetlag. Als ich aufwache, kommt Ethan mit einer Tasse Earl-Grey-Tee und einem Scone. Lunch im Pub, ein Spaziergang zu Dianas ehemaliger Bude, ein Nachmittagsschläfchen, bei dem ich nicht ein einziges Mal von Dexter träume, und dann Tee und Scones mit meinem guten Freund. Die Reise hat gut angefangen. Falls überhaupt irgendetwas gut sein kann, wenn man ein gebrochenes Herz hat.

Am Abend treffen wir uns mit Ethans Freunden Martin und Phoebe, die er kennen gelernt hat, als er für TimeOut schrieb. Von beiden habe ich schon viel gehört – ich weiß, dass Martin sehr respektabel ist, in Oxford studiert hat und aus stinkreichem Hause kommt, und Phoebe stammt aus East London, hat mal einen Job verloren, weil sie zu ihrem Boss gesagt hat, er soll sich«verpissen», und sie hat schon mit vielen Männern geschlafen.
    Sie sind genau so, wie ich sie mir vorgestellt habe. Martin ist gut gekleidet und attraktiv, aber nicht sexy. Er sitzt mit übereinander geschlagenen Beinen da, nickt dauernd mit gerunzelter Stirn und macht immer« hmm», wenn jemand anders redet, als wollte er zeigen, wie hingerissen er zuhört. Phoebe ist eine hoch gewachsene Amazone mit ungebändigtem, tomatenrotem Haar. Ich kann nicht entscheiden, ob ihr orangegelber Lippenstift sich mit ihrer Haarfarbe beißt oder ob er sie ergänzt. Ich kann auch nicht entscheiden, ob sie sehr hübsch oder einfach nur schräg aussieht. Ihre Figur ist definitiv nicht ideal – aber sie versucht nicht, das zu verbergen. Zwischen Jeans und Shirt sieht man eine Speckrolle ihres stattlichen weißen Bauches. Keine Frau in Manhattan würde je ihren Bauch zeigen, wenn er nicht hart wie Stahl wäre. Ethan hat mir mal erzählt, dass britische Frauen von ihrem Aussehen und ihrer Schlankheit sehr viel weniger besessen sind als Amerikanerinnen. Phoebe ist

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