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Fremd fischen

Fremd fischen

Titel: Fremd fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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ich jetzt wirklich weiterarbeiten muss.
    « Okay. Du liebe Güte. Dann lass ich dich jetzt deine schrecklich wichtige Arbeit weitermachen. Aber die Verabredung für heute Abend gilt noch?»
    « Was ist heute Abend?»
    « Hallo! Miss Vergesslich! Wag ja nicht, mir was von Überstunden zu erzählen – du hast’s versprochen. Bikinis? Klingelt’s?»
    « Ach so, ja», sage ich. Ich habe komplett vergessen, dass ich versprochen habe, mit ihr einen Badeanzug kaufen zu gehen. Eine der unangenehmsten Aufgaben auf der ganzen Welt. Gleich hinter Toilettenschrubben und Wurzelbehandlung.«Ja. Klar. Das krieg ich hin.»
    « Super. Dann treffen wir uns an der Joghurttheke im Basement bei Bloomingdale’s. Du weißt schon, neben den Kleidern für dicke Frauen. Punkt sieben.»

    Eine Viertelstunde nach der verabredeten Zeit komme ich an der U-Bahn-Station 59th Street an und renne hinunter ins Basement von Bloomingdale’s, und ich
befürchte, dass Darcy schmollt. Ich habe keine Lust, sie aus einer ihrer Launen herauszukitzeln. Aber sie sieht ganz zufrieden aus, wie sie da an der Theke sitzt, einen Becher Erdbeer-Joghurt-Eis vor sich. Sie lächelt und winkt. Ich hole tief Luft und sage mir, dass mir mein Betrug nicht ins Gesicht geschrieben steht.
    « Hi, Darce.»
    « Hey! O mein Gott. Ich werde mit einem Riesenwanst Badeanzüge anprobieren!»Sie zeigt mit dem Plastiklöffel auf ihren Bauch.«Aber egal. Ich bin es gewöhnt, ein Dickerchen zu sein.»
    Ich verdrehe die Augen.«Du bist nicht dick.»
    So geht es jedes Jahr, wenn das Bikiniwetter kommt. Verdammt, so geht es praktisch jeden Tag. Darcys Gewicht ist ein beständiger Quell der Energie und Diskussionen. Sie sagt mir, was sie wiegt – immer irgendwas um die sechzig Kilo und immer nach ihren rigorosen Maßstäben zu dick. Ihr Ziel sind siebenundfünfzig Kilo, und ich behaupte, das ist viel zu dünn für eins siebzig. Sie schickt mir eine Mail, wenn sie eine Tüte Chips isst –«Brems mich! Hilf mir! Ruf mich sofort an!»Wenn ich sie dann anrufe, fragt sie:«Ist fünfzehn Gramm Fett viel?»Oder:«Wie viel Gramm Fett sind ein Pfund?»Aber was mich ärgert, ist die Tatsache, dass sie fünf Zentimeter größer und zehn Pfund leichter ist als ich. Wenn ich sie darauf hinweise, sagt sie:« Ja, aber du hast auch größere Titten.»Aber nicht zehn Pfund größere Titten, sage ich. Na ja, trotzdem, sagt sie dann, du siehst perfekt aus, so wie du bist. Zurück zu mir .
    Ich bin alles andere als fett, aber wenn ich ihr Resonanzboden sein soll, könnte ich mich genauso gut bei einer Blinden darüber beklagen, dass ich Kontaktlinsen tragen muss.

    « Ich bin so fett. Total! Und heute Mittag hab ich schon wieder gefressen. Aber egal. Solange ich nicht wie eine fette Kuh im Hochzeitskleid aussehe …»Sie isst den letzten Löffel Joghurt und wirft den Becher in den Mülleimer.«Sag, dass ich bis zur Hochzeit noch reichlich Zeit zum Abnehmen hab.»
    « Du hast bis zur Hochzeit noch reichlich Zeit zum Abnehmen», sage ich.
    Und ich habe bis zur Hochzeit noch reichlich Zeit, um aufzuhören, daran zu denken, dass ich mit deinem künftigen Ehemann geschlafen habe.
    « Na, ich reiße mich jetzt lieber am Riemen, weißt du? Sonst muss ich noch hier einkaufen.»Darcy deutet auf die Abteilung für Übergrößen, ohne sich darum zu kümmern, ob dicke Frauen in Hörweite sind.
    Ich sage ihr, sie soll nicht albern sein.
    « Na, jedenfalls», sagt sie auf der Rolltreppe in den zweiten Stock,«Claire hat gesagt, wir werden zu alt für Bikinis. Einteiler hätten mehr Klasse. Was hältst du davon .»Ihr Gesicht und ihr Tonfall lassen keinen Zweifel daran, was sie von Claires Ansichten über Badebekleidung hält.
    « Ich glaube nicht, dass es eine feste Altersgrenze für Bikinis gibt», sage ich. Claire hat einen endlosen Vorrat an erschöpfenden Regeln; mir hat sie mal gesagt, schwarze Tinte dürfe man nur für Beileidsbekundungen benutzen.
    « Ge-NAU! Das hab ich ihr auch gesagt … Außerdem – wahrscheinlich behauptet sie das bloß, weil sie im Bikini irgendwie nicht gut aussieht. Glaubst du nicht?»
    Ich nicke. Claire trainiert mit religiöser Hingabe im Fitnessstudio und hat seit Jahren nichts Gebratenes mehr angerührt, aber es ist ihr Schicksal, pummelig zu
sein. Das macht sie indessen durch eine makellose Gepflegtheit und teure Kleider wett. Am Strand kreuzt sie in einem Dreihundert-Dollar-Einteiler mit dazu passendem Sarong, einem eleganten Hut und einer Designersonnenbrille auf, was alles in

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