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Fremd fischen

Fremd fischen

Titel: Fremd fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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ich nicht so zurückhaltend gewesen wäre. Wenn ich sein Angebot an diesem Abend angenommen hätte. Und jetzt frage ich mich das erst recht.
    Dex redet immer noch.«Natürlich ist mir klar, dass es nicht noch einmal vorkommen darf», sagt er voller Überzeugung.«Oder?»Das letzte Wort klingt ernst und fast verwundbar.
    « Genau. Nie, nie, nie wieder», sage ich und bereue meine kindische Wortwahl sofort.«Es war ein Fehler.»
    « Aber ich bereu’s nicht. Ich müsste’s bereuen. Aber ich tu’s einfach nicht», sagt er.
    Das ist so schräg , denke ich, aber ich sage nichts. Sitze blöde da und warte, dass er weiterredet.
    « Jedenfalls, Rachel – es tut mir Leid, dass ich dich in diese Lage gebracht hab. Ich dachte nur, du solltest wissen, wie es mir dabei geht.»Er lacht nervös.
    Okay, sage ich, jetzt weiß ich’s, und ich glaube, wir
sollten einfach vorwärts schauen und die Sache auf sich beruhen lassen, und dann sage ich noch all das andere Zeug, von dem ich gedacht hatte, dass Dex es mir sagen wollte. Wir verabschieden uns. Ich lege auf und starre benommen aus dem Fenster. Das Telefonat, das den Abschluss bringen sollte, hat nur noch mehr Unbehagen geweckt. Und eine winzig kleine Regung in mir, eine Regung, die ich entschlossen im Keim ersticken werde.
    Ich stehe auf, knipse die Bürobeleuchtung aus, mache mich auf den Weg zur U-Bahn und versuche, nicht mehr an Dex zu denken. Aber meine Gedanken kehren immer wieder zu dem Kuss im Aufzug zurück, als ich sein Haar gestreichelt habe, und ich denke daran, wie er aussah, als er in meinem Bett schlief, halb zugedeckt mit meiner Decke. Das sind die Bilder, die ich am besten in Erinnerung behalten habe. Sie sind wie die Fotos von Exfreunden, die du am liebsten wegwerfen möchtest. Aber du bringst es nicht über dich. Also verstaust du sie in einem alten Schuhkarton ganz hinten im Schrank und denkst dir, es kann ja nicht schaden, sie aufzuheben. Nur für den Fall, dass du die Schachtel mal aufmachen und dich an das erinnern willst, was gut war.

Nur noch wenige Tage bis zum offiziellen Sommeranfang, und Darcy kann von nichts anderem als über die Hamptons reden. Dauernd ruft sie an und schickt mir E-Mails, in denen sie mir Informationen über Memorial-Day-Partys weiterleitet,
Restaurantreservierungen und Verkäufen von Musterkollektionen, bei denen wir garantiert die allersüßesten Sommerklamotten finden werden. Natürlich graut mir entsetzlich vor all dem. Wie in den vier Sommern zuvor werde ich in einem Haus mit Darcy und Dex wohnen. Dieses Jahr sind außerdem Marcus, Claire und Hillary dabei.
    « Meinst du, wir hätten einen vollen Anteil nehmen sollen?», fragt Darcy zum zwanzigsten Mal. Ich kenne niemanden, der sich eine Sache nachträglich so oft zum zweiten, dritten und vierten Mal überlegt. Darcy kommt aus der Eisdiele und findet, sie hätte was anderes nehmen sollen.
    « Nein, ein halber Anteil ist genug. Den vollen nutzt man am Ende nie aus.»Der Telefonhörer klemmt zwischen Schulter und Ohr, während ich weiter an meiner Aktennotiz schreibe, in der ich die versicherungsrechtlichen Unterschiede zwischen Florida und New York hinsichtlich des Selbstbehalts zusammenfasse.
    « Tippst du da?», will Darcy wissen. Sie verlangt stets meine volle Aufmerksamkeit.
    « Nein», lüge ich und tippe leiser.
    « Das solltest du auch nicht …»
    « Mach ich ja nicht.»
    « Ja, ich schätze, du hast Recht – ein halber Anteil ist besser … Und wir haben ja auch eine Menge Hochzeitskram in der Stadt zu erledigen.»
    Die Hochzeit ist das einzige Thema, das ich noch lieber vermeiden möchte als die Hamptons.«M-hm.»
    « Wirst du mit uns rausfahren, oder nimmst du den Zug?»
    « Den Zug. Ich weiß nicht, ob ich zu ’ner vernünftigen Zeit hier rauskomme», sage ich und denke, dass ich nicht mit ihr und Dex in einem Auto festsitzen
möchte. Ich habe Dex nicht mehr gesehen, seit er aus meiner Wohnung gegangen ist. Ich habe Darcy nicht mehr gesehen, seit ich sie verraten habe.
    « Wirklich? Weil ich nämlich dachte, wir sollten auf jeden Fall, auf jeden Fall , mit dem Auto fahren. Möchtest du am ersten Wochenende nicht auch lieber ein Auto dahaben? Zumal es ein langes Wochenende sein wird, weißt du? Da wollen wir doch nicht auf Taxis und so Zeug angewiesen sein … Komm schon, fahr mit uns!»
    « Mal sehen», sage ich, wie eine Mutter mit ihrem Kind spricht, damit das Kind ein Thema fallen lässt.
    « Nicht mal sehen . Du fährst mit uns.»
    Seufzend sage ich ihr, dass

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