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Fremd fischen

Fremd fischen

Titel: Fremd fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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über die Sachlage aufzuklären. Ich sagte nur, okay, viel Glück. Und das war’s.
    Gelegentlich läuft Alec mir in der Nähe des Büros im«New York Sports Club»über den Weg. Wir gehen sehr herzlich miteinander um – einmal habe ich sogar das Laufband neben seinem benutzt, und es war mir egal, dass ich einen Pickel hatte und mein schlampigstes graues Sweatshirt trug (von dem Darcy sagt, dass man so etwas in der Öffentlichkeit niemals tragen darf). Bei der Gelegenheit haben wir auch miteinander geplaudert. Ich habe mich sogar nach seiner Freundin erkundigt und ihn über ihren bevorstehenden Trip nach Jamaika schwatzen lassen. Es war überhaupt nicht anstrengend, nett zu ihm zu sein – ein klarer Hinweis darauf, dass ich in diese Beziehung im Grunde nichts investiert hatte. Genau genommen sollte ich Alec in mancher Hinsicht überhaupt nicht in die Kategorie« ernsthafte Beziehung»einordnen. Aber weil ich mit ihm geschlafen habe (und mich als eine Frau betrachtete, die nur in einer ernsthaften Beziehung mit jemandem schlafen würde), habe ich ihn in diesen leider sehr exklusiven Club aufgenommen.
    Ich lasse meine drei Freunde Revue passieren, die
drei Männer, mit denen ich in den Zwanzigern geschlafen habe, und suche nach einem gemeinsamen Merkmal. Nichts. Keinerlei Übereinstimmung, was Gesichtszüge, Haarfarbe, Statur, Persönlichkeit betrifft. Aber ein übergreifendes Thema taucht doch auf: Sie alle haben mit mir angebandelt. Und dann haben sie mit mir Schluss gemacht. Ich habe die passive Rolle gespielt. Habe auf Hunter gewartet und mich dann mit Joey begnügt. Habe darauf gewartet, dass ich mehr für Nate empfinden würde. Und dann darauf, dass ich wieder weniger empfinden würde. Habe darauf gewartet, dass Alec abhaut und mich in Frieden lässt.
    Und jetzt Dex. Meine Nummer vier. Und ich warte immer noch.
    Warte darauf, dass das alles vorbeigeht.
    Warte auf seine Hochzeit im September.
    Warte auf jemanden, der mir dieses kribbelnde Gefühl gibt, wenn ich ihn früh am Sonntagmorgen in meinem Bett schlafen sehe. Auf jemanden, der nicht mit meiner besten Freundin verlobt ist.

Am Samstagabend fahre ich mit dem Taxi zum«Clementine»in der Lower Fifth. Ich bin aufgeschlossen und positiv gestimmt – die halbe Miete bei jedem Date – und denke mir, dass Marcus vielleicht der Jemand ist, den ich suche.
    Als ich in die Bar komme, sehe ich ihn sofort; er sitzt auf einem Hocker, trägt ausgebeulte Jeans und ein etwas verknautschtes, grün kariertes Hemd mit unordentlich aufgekrempelten Ärmeln – das Gegenteil von ZB.

    « Entschuldige die Verspätung», sage ich, als er aufsteht, um mich zu begrüßen.«Hab nicht gleich ein Taxi gekriegt.»
    « Macht doch nichts», sagt er und bietet mir den Hocker neben seinem an.
    Ich setze mich. Er lächelt und entblößt dabei zwei Reihen von sehr weißen, ebenmäßigen Zähnen. Vielleicht das Attraktivste an ihm. Die Zähne oder die Kerbe in seinem kantigen Kinn.
    « Was kann ich dir bestellen?», fragt er.
    « Was trinkst du?»
    « Gin and Tonic.»
    « Ich auch.»
    Er wirft einen Blick zu dem Barkeeper hinüber, streckt einen Zwanziger aus und schaut wieder mich an.«Du siehst großartig aus, Rachel.»
    Ich danke ihm. Es ist lange her, dass ich von einem Mann ein richtiges Kompliment bekommen habe. Ich muss plötzlich daran denken, dass Dex und ich nie dazu gekommen sind, uns Komplimente zu machen.
    Marcus schafft es schließlich, die Aufmerksamkeit des Barkeepers auf sich zu lenken, und bestellt mir einen Bombay Sapphire mit Tonic. Dann sagt er:«Als ich dich das letzte Mal gesehen hab, wart ihr alle ziemlich hinüber … Hat Spaß gemacht, der Abend.»
    « Ja. Ich war ziemlich breit.»Ich hoffe, Dex hat mir die Wahrheit gesagt, und Marcus hat keine Ahnung.« Aber zumindest hab ich es noch vor Sonnenaufgang nach Hause geschafft. Darcy hat mir erzählt, dass ihr in der Nacht noch ziemlich lange unterwegs wart, du und Dex.»
    « Ja. Noch ’ne ganze Weile.»Marcus sieht mich nicht an. Das ist ein gutes Zeichen. Er deckt seinen Freund, aber er kann nicht gut lügen. Er nimmt sein Wechselgeld
von dem Barmann entgegen, legt zwei Scheine und ein paar Münzen auf den Tresen und reicht mir mein Glas.«Bitte sehr.»
    « Danke.»Ich lächle, rühre um und trinke durch den dünnen Strohhalm.
    Eine ausgemergelte Asiatin in Lederhose und mit zu viel Lip-Liner tippt Marcus auf den Arm und sagt ihm, dass unser Tisch fertig ist. Wir nehmen unsere Drinks und folgen ihr in den ruhigeren

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