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Fremd fischen

Fremd fischen

Titel: Fremd fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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über einen Mann sagen, wenn man zusieht, wie er den ersten Schluck Wein probiert. Es ist kein gutes Zeichen, wenn er diese ganze Wirbelnummer abzieht, die Nase im Glas vergräbt, langsam und versonnen nippt und mit gefurchter Stirn innehält, um dann sparsam zu nicken, als wolle er sagen:«Ist okay, aber ich hab schon jede Menge Besseren getrunken. »Wenn er wirklich ein Weinkenner ist, ist das eine andere Sache. Aber meistens ist es bloß Show und eher peinlich.
    Während die Kellnerin mir einschenkt, frage ich Marcus, ob er von der Wette weiß.
    Er schüttelt den Kopf.«Was für ’ne Wette?»
    Ich warte, bis wir wieder unter uns sind – es ist schon schlimm genug, wenn die Kellnerin weiß, dass es unser erstes Date ist.«Dex und Darcy haben gewettet – ob ich zusagen würde, wenn du mit mir ausgehen willst.»
    « Hör auf.»Er klappt theatralisch die Kinnlade herunter.« Wer dachte, du sagst ‹Ja›, und wer dachte, du disst mich?»
    « Ach, das hab ich vergessen.»Ich tue verwirrt.« Aber darum geht’s nicht. Es geht darum – »

    « Dass die beiden sich in unsere Angelegenheiten einmischen! »Er schüttelt den Kopf.«Mistkerle.»
    « Ich weiß.»
    Er hebt sein Glas.«Auf Dex und Darcy, und dass wir ihnen entkommen. Keine Details über heute Abend an diese naseweisen Mistkerle.»
    Ich lache.«Egal, wie toll – oder mies – unser Date läuft!»
    Unsere Gläser berühren einander, und wir trinken einträchtig.
    « Dieses Date wird nicht mies laufen. Vertrau mir.»
    Ich lächle.«Ich vertraue dir.»
    Ich vertraue ihm wirklich, denke ich. Sein Humor und sein lässiger Midwestern-Stil haben etwas Entwaffnendes an sich. Und er ist nicht mit Darcy verlobt. Ein Pluspunkt.
    Wie aufs Stichwort fragt Marcus mich, wie lange ich Darcy schon kenne.
    « Seit über zwanzig Jahren. Als ich sie das erste Mal gesehen hab, trug sie so ein schickes kleines Sommerkleidchen – und ich hatte diese doofen Pu-der-Bär-Shorts von Sears an. Ich dachte, das ist mal ein Mädchen mit Stil.»
    Marcus lacht.«Ich wette, du hast in deinen Pu-Shorts süß ausgesehen.»
    « Nicht so richtig … »
    « Und dann warst du diejenige, die Darcy und Dex miteinander bekannt gemacht hat, stimmt’s? Er sagt, ihr wart gute Freunde an der Uni?»
    Genau. Mein guter Freund Dex. Die Person, mit der ich geschlafen habe.
    « Ja. Ich hab ihn im ersten Semester im Jurastudium kennen gelernt. Ich wusste sofort, dass sie ein gutes Paar abgeben würden», sage ich. Ein bisschen übertrieben,
aber ich möchte klarmachen, dass ich Dex nie für mich haben wollte. Was stimmte und immer noch stimmt.
    « Sie ähneln sich sogar … Keine Frage, wie ihre Kinder aussehen werden.»
    « Ja. Sie werden wunderschön aussehen.»Mit einem unerklärlichen Kloß im Hals male ich mir aus, wie Darcy und Dex ihr Neugeborenes im Arm halten. Aus irgendeinem Grund habe ich nie weiter als bis zur Hochzeit im September gedacht.
    « Was ist?»Offensichtlich ist Marcus aufgefallen, was für ein Gesicht ich mache. Das muss nicht unbedingt heißen, dass er einen besonders scharfen Blick hat; mein Gesicht ist alles andere als unergründlich. Es ist ein Fluch.
    « Nichts», sage ich. Ich lächele und richte mich ein bisschen auf. Es wird Zeit für einen Themawechsel.« Aber genug von Dex und Darcy.»
    « Ja», sagt er.«Verstehe.»
    Wir fangen das übliche Gespräch für ein erstes Date an; wir reden über unsere Arbeit, unsere Familie, unseren allgemeinen Hintergrund. Dann über sein Internet-Start-up-Unternehmen, das baden gegangen ist, und seinen Umzug nach New York. Dann kommt unser Essen. Wir essen und reden und bestellen noch eine Flasche Wein. Wir lachen öfter, als wir schweigen. Ich fühle mich so wohl, dass ich sogar einen Bissen von seinem Kalbfleisch probiere, als er es mir anbietet.
    Am Schluss bezahlt Marcus die Rechnung. Für mich ist das immer ein peinlicher Augenblick – obwohl es noch peinlicher ist, es selbst anzubieten (ob aufrichtig oder mit dem gespielten Griff nach der Brieftasche). Ich lächele und bedanke mich, und dann gehen wir zur
Tür, wo wir beschließen, irgendwo noch etwas trinken zu gehen.
    « Sag, wo», sagt Marcus.
    Ich entscheide mich für eine neue Bar in der Nähe meiner Wohnung, die eben eröffnet worden ist. Wir steigen in ein Taxi und fahren los, und wir reden den ganzen Weg bis zur Upper East Side. Dann sitzen wir an der Bar und reden noch mehr.
    Ich will, dass er mir mehr von seiner Heimatstadt in Montana erzählt. Er zögert einen Augenblick

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