Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fremd fischen

Fremd fischen

Titel: Fremd fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
Vom Netzwerk:
weckten seine Anrufe bei mir falsche Hoffnungen. Ich konnte es mir nie verkneifen, mich nach seiner Freundin zu erkundigen.« Carly geht’s prima», sagte er dann betreten. Und einmal antwortete er:«Wir ziehen zusammen – und ich glaube, wir werden uns verloben …»Er ließ den Satz in der Schwebe.
    « Gratuliere. Das ist super. Ich freue mich wirklich für dich», sagte ich.
    « Danke, Rachel. Es bedeutet mir viel, das von dir zu hören.»
    « Ja … Viel Glück und so weiter. Aber ich glaube,
ich möchte nicht, dass du mich nochmal anrufst. Okay?»
    « Das versteh ich.»Wahrscheinlich war er erleichtert, so davonzukommen.
    Seit diesem Telefonat habe ich nie wieder etwas von Nate gehört. Ich weiß nicht, ob und wann sie geheiratet haben, aber ich schaue immer noch manchmal nach Carly Weinstein, wenn ich CDs kaufe. Bisher ist sie nicht groß rausgekommen.
    Rückblickend frage ich mich, ob ich wirklich Nate oder eher die Sicherheit unserer Beziehung geliebt habe. Ob meine Gefühle für ihn nicht eine Menge damit zu tun hatten, dass mir mein Job zuwider war. In dem ersten höllischen Jahr als frisch zugelassene Anwältin hatte Nate mir die Möglichkeit zur Flucht geboten. Und was man dann fühlt, kann schrecklich viel Ähnlichkeit mit Liebe haben.
    Danach verging eine ganze Weile. Ich nahm wieder ab, was ich nach der Trennung zugenommen hatte, ließ mir Strähnchen ins Haar machen und fand mich zu einer Reihe von Blind Dates bereit. Im schlimmsten Fall waren sie furchtbar, im besten einfach unbehaglich und bedeutungslos. Dann begegnete ich Alec Kaplan in der« Spy Bar»unten in Soho. Ich war mit Darcy und einigen ihrer Arbeitskollegen unterwegs, und er und seine ach so hippen Freunde machten sich an uns ran. Alec baggerte natürlich zuerst Darcy an, aber sie schob ihn zu mir herüber – drückte ihm buchstäblich die Hand ins Kreuz und befahl ihm:«Unterhalte dich mit meiner Freundin.»Für sie war das der Gipfel der Großzügigkeit. Obwohl sie Dex hatte, kam es ihr nie in den Sinn, männliche Aufmerksamkeiten abzulehnen.«Er ist wirklich süß», flüsterte sie immer wieder.«Schnapp ihn dir.»

    Sie hatte Recht – Alec war süß. Aber er hatte nichts als Image im Kopf. Er war der Typ, der seine Cool-Boy-Uniform vom College – die schmutzige, absichtlich zerknautschte Baseballkappe, das T-Shirt von der Verbindungsparty und den geflochtenen Ledergürtel – gegen die Cool-Boy-Uniform der urbanen Twenty-somethings eintauscht – strammes Baumwollstretch-T-Shirt, enge schwarze Hose mit leichtem Glanz und tonnenweise Haargel. Er erzählte zu viele Witze von der«Kommt-ein-Mann-in-die-Bar»-Sorte (keiner davon war komisch) und zu viele Kriegsgeschichten vom Schlag«Ich bin ein hundsgemeiner Händler»(keine davon war beeindruckend). Als er mir an diesem ersten Abend einen Drink spendierte, warf er einen Hundert-Dollar-Schein auf den Tresen und sagte mit lauter Stimme zum Barmann, er habe es leider nicht kleiner. Alles in allem war er der Inbegriff dessen, was Darcy und ich als ZB bezeichnen –«zu bemüht».
    Aber Alec war clever, unterhaltsam und nett genug. Als er nach meiner Telefonnummer fragte, gab ich sie ihm. Und als er mich anrief, um mich zum Essen einzuladen, sagte ich Ja. Und als er mich vier Dates später mit einem gerippten Kondom in der Hand fragte, ob ich Lust habe, zuckte ich innerlich die Achseln, aber ich sagte Ja. Er hatte einen klasse Körper, aber der Sex war durchschnittlich. Meine Gedanken wanderten oft zu meiner Arbeit, und einmal, als ich im Hintergrund eine Sportsendung laufen hörte, stellte ich mir sogar vor, er wäre Pete Sampras. Oft war ich dicht davor, mit ihm Schluss zu machen, aber Darcy sagte immer wieder, ich solle ihm noch eine Chance geben und er sei reich und süß. Viel reicher und süßer als Nate, gab sie zu bedenken. Als ob es bloß darum ginge.
    Dann beobachtete Claire eines Abends im«Merchant’s»,
wie Alec eine zierliche, ein bisschen trashy aussehende Blondine küsste. Als die Kleine zur Toilette ging, stellte Claire ihn zur Rede und erklärte, wenn er mir seine Untreue nicht beichten würde, werde sie es mir selbst erzählen. Also rief Alec am nächsten Tag an, stammelte eine Entschuldigung hervor und sagte, er sei jetzt wieder mit seiner Ex zusammen. Ich nehme an, das war die Kleine im«Merchant’s». Fast hätte ich ihm gesagt, dass ich auch hatte Schluss machen wollen – es war die Wahrheit. Aber es war mir so egal, dass ich mir gar nicht die Mühe machte, ihn

Weitere Kostenlose Bücher