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Fremd fischen

Fremd fischen

Titel: Fremd fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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in den Ohren liegen wird; sie wird mir erzählen, Claire sei bloß neidisch, weil ihre Haut übergangslos von Weiß zu leuchtendem Rosa wechsele.« Du wirst es bereuen, wenn du vierzig wirst», sagt Claire. Ihr Gesicht ist von einem riesigen Strohhut überschattet.
    « Nein, werde ich nicht. Ich lass mich einfach lasern. »Darcy zieht ihr Bikinioberteil zurecht und
streicht sich mit knappen, effizienten Bewegungen Öl auf die Waden. Seit fünfzehn Jahren sehe ich ihr dabei zu, wie sie sich einölt. Jeden Sommer hat sie das Ziel, wahnsinnig braun zu werden. Oft haben wir bei ihr im Garten gelegen, mit einer großen Dose Speiseöl, einer Flasche Sun-In und einem Gartenschlauch für ein bisschen Erholung zwischendurch. Es war die totale Folter. Aber ich habe es durchlitten, weil ich glaubte, dass dunkle Pigmentierung so was wie eine Tugend sei. Natürlich habe ich genauso helle Haut wie Claire, und deshalb ließ Darcy mich jeden Tag ein Stückchen weiter hinter sich.
    Claire gibt zu bedenken, dass kosmetische Chirurgie keinen Hautkrebs heilt.
    « Herrgott nochmal», sagt Darcy,«dann bleib doch unter deinem verdammten Hut!»
    Claire macht den Mund auf und klappt ihn gekränkt wieder zu.«Sorry. Ich hab’s nur gut gemeint.»
    Darcy schenkt ihr ein versöhnliches Lächeln.«Ich weiß, Süße. Ich wollte dich auch nicht anfauchen.»
    Dex sieht mich an und macht ein Gesicht, als wäre es ihm am liebsten, wenn sie beide die Klappe halten würden. Es ist heute die erste direkte Kommunikation zwischen uns. Ich gestatte mir, ihn anzulächeln, und da grinst er strahlend. Er sieht so gut aus, dass es den Augen wehtut. Als ob man direkt in die Sonne schaut. Er steht kurz auf, um sein Strandlaken in Ordnung zu bringen, weil der Wind es verschlagen hat. Ich lasse meinen Blick vom Rücken zu den Waden wandern, und Erinnerungen durchströmen mich. Er war in meinem Bett . Nicht, dass ich eine Wiederholungsvorstellung haben möchte. Aber, oh , er hat einen tollen Körper – schlank, aber breit. Ich bin kein Body-Freak, aber wenn einer gut aussieht, weiß ich das doch zu
schätzen. Gerade als ich wegschaue, setzt er sich wieder.
    Marcus fragt, ob jemand Frisbee spielen möchte. Ich sage Nein, ich sei zu müde, aber in Wirklichkeit ist das Letzte, was ich jetzt will, herumzulaufen und meinen weichen, weißen Bauch aus meinem Tankini leuchten zu lassen. Aber Hillary ist sofort dabei, und sie ziehen los – ein Musterbeispiel für zwei gut angepasste Strandurlauber, die uns Übrige ihren Belanglosigkeiten überlassen.
    « Gib mir mal mein Hemd», sagt Darcy zu Dex.
    « Bitte …?»
    « Das Bitte versteht sich», sagt Darcy.
    « Dann sag’s.»Er schiebt sich ein Altoid mit Zimtgeschmack in den Mund.
    Darcy rammt ihm die Faust in den Bauch.
    « Autsch», sagt er unbeeindruckt und monoton, um zu zeigen, dass es überhaupt nicht wehgetan hat.
    Sie will ihn noch einmal schlagen, aber er packt sie beim Handgelenk.
    « Versuch dich zu benehmen. Du bist ein solches Kind», sagt er liebevoll. Seine Gereiztheit ist weg.
    « Bin ich nicht», sagt sie und rutscht hinüber auf sein Strandlaken, drückt ihm die Finger auf die Brust und will einen Kuss.
    Ich setze die Sonnenbrille auf und schaue weg. Zu sagen, dass das, was ich empfinde, keine Eifersucht ist, wäre jetzt mühsam.

    Am Abend gehen wir alle auf eine Party in Bridgehampton. Das Haus ist riesig und hat einen wunderschönen, L-förmigen Pool, umgeben von einem prachtvoll gestylten Garten und mindestens zwanzig Ölfackeln. Ich lasse den Blick über die Gäste im Garten
wandern und sehe lauter Kleider und Röcke in Lila, strahlendem Pink und Orange. Anscheinend hat jede Frau denselben Artikel wie ich gelesen:«Leuchtende Farben sind in, Schwarz ist out.»Auch ich bin dem Ratschlag gefolgt und habe mir ein limettengrünes Sonnenkleid gekauft. Es ist so grell und auffallend, dass ich es vor August nicht wieder tragen kann. Das bedeutet, dass einmal Tragen mich ungefähr hundertfünfzig Dollar kostet. Ich bin trotzdem zufrieden mit meiner Wahl – bis ich das gleiche Kleid, bloß zwei Nummern kleiner, an einer schlanken Blonden sehe. Sie ist viel größer als ich, sodass das Kleid an ihr kürzer ist und ihre endlos langen, bronzebraunen Schenkel zur Schau freigibt. Ich achte darauf, dass ich mich immer auf der anderen Seite des Pools aufhalte.
    Ich gehe zur Toilette, und als ich zurückkomme und Hillary suchen will, bleibe ich bei Hollis und Dewey Malone hängen und schwatze mit ihnen. Hollis

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