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Fremd fischen

Fremd fischen

Titel: Fremd fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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er.«Ich komme gleich.»
    Wir drei plaudern noch ein Weilchen, und dann ruft Darcy von oben:«Komm schon, Dex! Die beiden wollen allein sein!»
    Marcus verzieht amüsiert den Mund, und ich studiere eine Sommersprosse auf meinem Arm.
    Dex räuspert sich, hüstelt, macht ein geschäftsmäßiges Gesicht.«Okay. Dann geh ich wohl mal. Gute Nacht.»
    « Okay, Mann. Bis morgen», sagt Marcus.
    Ich sage nur murmelnd gute Nacht, und vor lauter Unbehagen blicke ich nicht auf, als Dex hinausgeht.
    « Endlich», sagt Marcus.«Endlich allein.»
    Als Dex draußen ist, verspüre ich ein unverhofftes Zwicken, das mich an Hunter erinnert, und wie er mich auf Duke mit Joey im Aufenthaltsraum allein ließ, aber ich schiebe es beiseite und lächle Marcus an.
    Er rückt heran und küsst mich, diesmal ohne zu fragen. Der Kuss ist schon nett, vielleicht sogar netter als unser erster. Aus irgendeinem Grund muss ich an eine Szene denken, die ich mal im Fernsehen gesehen habe: Da sah jemand ein Feuerwerk beim Küssen. Als ich das
gesehen habe, war ich ein Teenager, und deshalb kam mir dieser Kuss vor wie eine wirklich ernste Sache. Ich weiß noch, dass ich dachte: Eines Tages werde ich auch so ein Feuerwerk sehen. Bis heute hab ich noch keins gesehen. Aber Marcus ist so dicht dran wie nur irgendjemand vor ihm.
    Unser Küssen eskaliert zu Stufe zwei, und dann sage ich:«Ich glaube, wir sollten jetzt ins Bett gehen.»
    « Zusammen?», fragt er. Ich sehe, dass er einen Scherz macht.
    « Sehr komisch», sage ich.«Gute Nacht, Marcus.»
    Ich küsse ihn noch einmal und gehe in mein Zimmer, und unterwegs komme ich an Dex’ und Darcys geschlossener Tür vorbei.

    Am nächsten Morgen checke ich die Voicemail. Les hat mir drei Nachrichten hinterlassen. Man könnte ihn für einen Zeugen Jehovas halten, so wenig interessieren ihn die Feiertage. Er will«morgen ein paar Sachen durchsprechen, am frühen Nachmittag». Ich weiß, dass er sich absichtlich so unbestimmt ausdrückt – ohne eine Zeitangabe oder genauere Instruktionen, ob ich zu ihm ins Büro kommen oder anrufen soll. Auf diese Weise ist er sicher, dass der Memorial Day für mich mitten durchgeschnitten ist. Hillary sagt, ich solle ihn ignorieren und einfach so tun, als hätte ich die Nachricht nicht bekommen. Marcus meint, ich solle ihm eine Abfuhr zurückschicken und mit«Hol dir einen runter – wir haben Feiertag»aufwarten. Aber natürlich schaue ich mir pflichtbewusst Bus- und Zugfahrpläne an und beschließe, heute Nachmittag zu fahren, um den Verkehr zu umgehen. Tief im Innern weiß ich, dass die Arbeit nur ein Vorwand ist, um mich zu verdrücken – ich habe genug von dieser ganzen bizarren
Dynamik. Ich habe Marcus gern, aber es ist anstrengend, mit einem Typen zusammen zu sein, der – wie Hillary sagen würde –«Potenzial»hat. Und noch anstrengender ist es, Dex aus dem Weg zu gehen, ob er allein ist oder mit Darcy. Und nicht über ihn und DEN ZWISCHENFALL nachzudenken.
    « Ich muss wirklich zurück.»Ich seufze, als wäre es das Letzte, wozu ich Lust habe.
    « Das kannst du nicht!», sagt Darcy.
    « Ich muss.»
    Sie schmollt, und ich möchte sie darauf hinweisen, dass sie neunzig Prozent der Zeit, die wir in den Hamptons verbringen, völlig abwesend ist und den gesellschaftlichen Schmetterling spielt. Aber ich sage bloß noch einmal, dass ich fahren muss.
    « Du bist so ’ne Spaßbremse.»
    « Sie kann doch nicht dazu, dass sie arbeiten muss, Darcy», mischt sich Dex ein. Vielleicht sagt er das, weil sie ihn auch oft«Spaßbremse»nennt. Andererseits – vielleicht will er aus demselben Grund wie ich, dass ich fahre.
    Nach dem Lunch packe ich meine Sachen und gehe ins Wohnzimmer, wo alle vor dem Fernseher herumhängen.
    « Kann mich jemand zum Shuttle-Bus fahren?», frage ich und rechne damit, dass Darcy, Hillary oder Marcus sich anbietet.
    Aber Dex reagiert als Erster.«Ich fahr dich», sagt er.« Ich will sowieso noch einkaufen.»
    Ich sage allen auf Wiedersehen, und Marcus drückt meine Schulter und will mich nächste Woche anrufen.
    Dann sind Dex und ich unterwegs. Vier Meilen allein.
    « Hat dir das Wochenende gefallen?», fragt er, als
wir rückwärts aus der Einfahrt fahren. Das Geplänkel, das kurz nach DEM ZWISCHENFALL aufkam, ist spurlos verschwunden. Und genau wie Darcy hat er aufgehört, sich nach Marcus zu erkundigen, vielleicht, weil es inzwischen ziemlich offenkundig ist, dass zwischen uns beiden etwas läuft.
    « Ja, es war nett», sage ich.«Fandest du nicht

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