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Fremd fischen

Fremd fischen

Titel: Fremd fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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in einem engen kleinen Kreis, um zusammen zu trinken.
    « Auf den besten Sommer aller Zeiten!», sagt Darcy und wirft ihr langes, kokosduftendes Haar über die Schultern zurück. Das sagt sie an jedem Sommeranfang. Sie hat jedes Mal rasend hohe Erwartungen, die ich nicht teile. Aber vielleicht hat sie diesen Sommer Recht.
    Wir alle kippen unsere Gläser hinunter – es schmeckt wie Wodka. Dex spendiert auch eine Runde, und als er mir mein Bier reicht, streifen sich unsere Finger. Tut er das absichtlich?
    « Danke», sage ich.
    « Gern geschehen», sagt er leise und schaut mir wie im Auto in die Augen.
    Ich zähle im Stillen bis drei und schaue dann weg.
    Im Laufe des Abends merke ich, dass ich die Interaktionen von Darcy und Dex beobachte, und ich bin überrascht, weil meine Revierinstinkte sich beim Zuschauen schmerzhaft zu Wort melden. Es ist nicht direkt Eifersucht, aber nah damit verwandt. Ich nehme Notiz von kleinen Dingen, die mir früher nie aufgefallen sind. Zum Beispiel hat sie einmal ihre vier Finger hinten in den Bund seiner Jeans geschoben. Und einmal, als er hinter ihr stand, hat er ihr ganzes Haar mit einer Hand zusammengerafft und wie einen Pferdeschwanz hochgehalten, bevor er es wieder auf ihre Schultern fallen ließ.
    Jetzt beugt er sich zu ihr hinüber, um etwas zu sagen. Sie nickt und lächelt. Ich stelle mir vor, dass er« Ich will dich heute Nacht»oder so was in der Richtung gesagt hat. Ich frage mich, ob sie miteinander
geschlafen haben, seit er und ich zusammen waren. Bestimmt. Und schrägerweise macht mir das etwas aus. Vielleicht passiert das immer, wenn man jemanden, den man auf der Liste hat, mit jemand anderem zusammen sieht. Ich sage mir, dass ich kein Recht habe, eifersüchtig zu sein. Dass es mir von vornherein nicht zustand, ihn überhaupt auf meine Liste zu setzen.
    Ich versuche mich auf Marcus zu konzentrieren. Ich stehe neben ihm, plaudere mit ihm, lache über seine Scherze. Als er tanzen will, sage ich ohne Zögern Ja. Ich folge ihm in das Getümmel auf der Tanzfläche, und dann bringen wir uns zum Schwitzen, tanzen und lachen. Als ich seinen Körper an meinem fühle, wird mir klar, dass die Chemie nicht großartig ist, aber ich habe doch meinen Spaß. Und wer weiß? Vielleicht wird ja noch was draus.
    « Sie brennen drauf zu erfahren, was bei unserem Date gelaufen ist», sagt Marcus mir ins Ohr.
    « Wie kommst du darauf?»
    « Darcy hat schon wieder gefragt.»
    « Wirklich.»
    « Ja.»
    « Wann?»
    « Heute Abend – gleich nachdem wir angekommen sind.»
    Ich zögere kurz und frage dann:«Hat Dex auch was gesagt?»
    « Nein, aber er stand neben ihr und sah verdammt interessiert aus.»
    « Unverschämtheit», sage ich scherzhaft.
    « Ich weiß. Neugierige Bande. Guck jetzt nicht hin, sie beobachten uns.»Sein Gesicht berührt meines, und sein Bart kratzt an meiner Wange.

    Ich schlinge ihm die Arme um den Hals und schmiege mich eng an ihn.«Na», sage ich,«dann geben wir ihnen was zum Glotzen.»

« Und was läuft da mit dir und Marcus?», fragt Hillary mich am nächsten Morgen, während sie den Kleiderhaufen durchwühlt, der sich bereits neben ihrem Bett angesammelt hat. Ich widerstehe dem Drang, die Sachen für sie zusammenzufalten.
    « Da läuft eigentlich gar nichts.»Ich stehe auf und fange prompt an, mein Bett zu machen.
    « Aber vielleicht?»Sie zieht ihre Sweatpants an und bindet die Schnur in Hüfthöhe stramm zusammen.
    « Vielleicht.»
    Letztes Jahr hat Hillary mit Corey Schluss gemacht, mit dem sie vier Jahre zusammen war. Ein netter, intelligenter, in jeder Hinsicht großartiger Typ. Aber Hillary war überzeugt, dass die Beziehung nicht gut genug war, mochte sie auch noch so gut sein.«Er ist eben nicht der Eine », sagte sie dauernd. Ich erinnere mich, wie Darcy sie davon in Kenntnis setzte, dass sie diese Meinung mit Mitte dreißig möglicherweise revidieren werde, eine Äußerung, über die Hillary und ich später ausführlich diskutierten. Ein klassischer, taktloser Darcyismus. Aber je mehr Zeit vergeht, desto öfter frage ich mich, ob Hillary nicht doch einen Fehler begangen hat. Jetzt, ein Jahr später, steht sie da und ist bis über die Ohren in eine fruchtlose Blind-Date-Szene eingetaucht, während ihr Ex Gerüchten zufolge ein Loft in
Tribeca bezogen hat, und zwar mit einer dreiundzwan-zigjährigen Medizinstudentin, die Cameron Diaz wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Hillary behauptet, das mache ihr nichts aus, aber es fällt mir schwer, ihr das zu

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