Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fremd fischen

Fremd fischen

Titel: Fremd fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
Vom Netzwerk:
ihrer Generalprobe? Oder meint er, dass das erst der Anfang für uns war? Wieso kann er sich nicht klarer ausdrücken? Ich bringe es nicht über mich, ihn zu fragen. Ich habe Angst vor seiner Antwort.
    « Rachel, ich liebe dich.»
    Er spitzt die Lippen, bis ich mich vorbeuge und ihn küsse. Ein Kuss ist meine Antwort. Ich werde seine Worte nicht erwidern, bis wir unser Gespräch geführt haben. Gratuliere zu so viel Standhaftigkeit!
    Wir küssen uns auf meiner Couch, und dann kommt das Öffnen von Reißverschlüssen und Knöpfen und der Versuch, anmutig aus einer Jeans zu gleiten, was unmöglich ist. Wir schieben diverse Teile der Times aus dem Weg und auf den Boden. Jetzt kommt das Allheilmittel, denke ich – das Patentrezept. Wir lieben uns, aber ich bin nicht dabei. Ich denke, denke, denke. Ich fühle, wie die Zahnrädchen in meinem Gehirn sich sirrend umeinander drehen wie in einem Schweizer Uhrwerk. Was wird er tun? Was wird geschehen?
    Als ich am nächsten Morgen neben Dex aufwache, höre ich ihn sagen:«Ganz gleich, was geschieht.»Aber im Schlaf hat mein Gehirn die Bedeutung seiner Worte wieder und wieder verarbeitet und ist bei einer völlig logischen Erklärung angelangt. Dexter wollte nur sagen: Was immer für Katastrophen passieren, was immer Darcy sagen oder tun wird, und selbst wenn wir nach diesem blutigen Gemetzel eine Zeit lang getrennt sein müssen – er wird warten und mich lieben, und am Ende wird alles gut sein. So muss er es gemeint haben. Aber trotzdem … Ich will, dass er es mir sagt. Er wird
doch sicher noch etwas sagen, bevor er zur Upper West Side zurückkehrt.
    Wir stehen auf, duschen zusammen und gehen zu Starbucks. Wir haben schon einen gemeinsamen Trott. Es ist elf. Darcy und die andern werden bald nach Hause kommen. Wir haben nur noch Minuten – und noch immer kein Gespräch, keine Schlussfolgerung. Wir trinken unseren Kaffee aus und gehen an einem Spielwarengeschäft vorbei. Dex braucht ein Geschenk für eine Kollegin, die ein Baby bekommen hat. Nur eine Kleinigkeit, sagt er. Ich kann mich nicht entscheiden: Gefällt mir das Gefühl, ein so altvertrautes Paar zu sein, dass wir zusammen Einkäufe machen, oder passt es mir nicht, dass wir unsere letzten verrinnenden Augenblicke mit einer so beliebigen Beschäftigung vergeuden? Für mich ist es eher Letzteres. Ich will nach Hause, damit wir noch ein bisschen Zeit miteinander haben. Damit er Zeit hat, mir zu sagen, was er plant.
    Aber Dex trödelt mit verschiedenen Spielsachen und Bilderbüchern herum, fragt mich nach meiner Meinung und plagt sich mit einer Entscheidung, die im großen Plan der Dinge nicht die geringste Bedeutung hat. Am Ende entscheidet er sich für einen großen grünen Brontosaurus, der wie eine Cartoonfigur guckt. Es ist nicht das, was ich für ein Neugeborenes aussuchen würde, aber ich bewundere, wie überzeugt er davon ist. Ich hoffe, er wird genauso überzeugt sein, was uns beide betrifft.
    « Er ist niedlich. Findest du nicht?»Er dreht den kleinen grünen Kopf zur Seite.
    « Ganz süß, ja.»
    Als er den Dinosaurier bezahlen will, entdeckt er eine Plastiktonne mit hölzernen Würfeln. Er nimmt
zwei rote mit goldenen Punkten heraus und hält sie in der flachen Hand hoch.«Was kosten zwei Würfel?»
    « Neunundvierzig Cent das Stück», sagt der Mann an der Kasse.
    « Ein Schnäppchen. Ich nehme sie.»
    Wir verlassen das Geschäft und gehen zurück zu meiner Wohnung. Die Leute kommen in Scharen in die Stadt zurück; der Verkehr hat wieder sein normales Ausmaß angenommen. Dex hat die Tüte mit dem Dinosaurier in der rechten Hand und die Würfel in der linken. Er hat sie den ganzen Weg über geschüttelt. Ich frage mich, ob er auch solche Bauchschmerzen wie ich hat.
    « Woran denkst du?», frage ich ihn. Ich will eine lange Antwort, die all das artikuliert, was ich denke. Ich will beruhigt werden, brauche ein kleines Fünkchen Hoffnung.
    Er zuckt die Achseln und fährt sich mit der Zunge über die Lippen.«An nichts Besonderes.»
    WIRST du DARCY HEIRATEN? Die Worte dröhnen in meinem Kopf. Aber ich sage nichts, denn ich fürchte, es wäre strategisch unklug, ihn unter Druck zu setzen. Als käme es darauf an, was ich in den letzten Minuten unseres Zusammenseins sage oder nicht sage. Aber vielleicht ist es wirklich so prekär, und das Schicksal von uns dreien hängt an einem seidenen Faden.
    « Magst du Glücksspiele?», fragt Dex und betrachtet im Gehen seine Würfel.
    « Nein», sage ich. Was für eine

Weitere Kostenlose Bücher