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Fremd fischen

Fremd fischen

Titel: Fremd fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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nach?»
    « Na ja … es kam nicht direkt zur Sprache.»Ich versuche, nicht allzu sehr in die Defensive zu gehen.
    Sie zieht die Nase kraus. Dann starrt sie mich verständnislos an. Ich frage mich, womit ihre Missbilligung mehr zu tun hat – mit meiner Passivität oder mit ihrem wachsenden Verdacht, dass Dex mich zum Narren hält. Das Erste wäre vielleicht berechtigt, aber das
Zweite nicht.«Ich dachte, ihr wolltet Tacheles reden», sagt sie stirnrunzelnd.
    « Dachte ich auch, aber …»
    « Aber was?»
    « Aber er hat mir gesagt, dass er mich liebt.»Ich hatte nicht vorgehabt, ihr dieses intime Detail zu erzählen, aber jetzt habe ich das Gefühl, ich muss es tun.
    Hillarys Gesichtsausdruck verändert sich ein bisschen.« Wirklich?»
    « Ja.»
    « War er betrunken?»
    « Nein! Er war nicht betrunken!»Ich schaue auf meinen Monitor und hoffe auf eine E-Mail von Dex. Wir haben nicht mehr miteinander gesprochen, seit er gestern gegangen ist.
    Sie lässt nicht locker.«Und hast du ihm das auch gesagt? »
    « Ja. Das hab ich ihm auch gesagt. Weil’s stimmt.»
    Sie gewährt mir ein kurzes, respektvolles Schweigen.« Okay. Ihr liebt euch also. Und jetzt? Wann kommt der kleine Schlussstrich?»
    Diese flapsige Charakterisierung der Hürde, die da vor ihm liegt, passt mir nicht.«Eine Hochzeit absagen und eine fünfjährige Beziehung beenden, das kann man ja wohl kaum einen kleinen Schlussstrich nennen.»
    « Von mir aus. Aber wann will er es tun?»
    Der Magen tut mir weh, als ich noch einmal sage, dass ich es nicht weiß. Ich bin versucht, ihr von den Würfeln zu erzählen, aber ich behalte es für mich. Das ist eine Sache zwischen Dex und mir. Außerdem ließe sich die Geschichte nicht gut rüberbringen, und wahrscheinlich wäre Hillary empört, weil ich mich auf die Würfel verlasse, statt geradeheraus mit Dex zu reden.

    Ich räuspere mich.«Und – hat Darcy überhaupt von ihm gesprochen?»
    « Eigentlich nicht … Aber ich muss gestehen, dass ich meinen Aufpasserjob ein bisschen vernachlässigt hab. Ich hab allerdings eine gute Entschuldigung.»Sie grinst.
    « Nämlich?»
    « Ich hab jemanden kennen gelernt!»
    « Nein! Wen? Kenn ich ihn?»
    « Nein. Er wohnt in Montauk. Julian heißt er. Rachel – ich hab diesen ganzen Kram über Seelenverwandtschaft nie geglaubt, bis ich ihm begegnet bin.»
    « Erzähl mir alles. Von Anfang an.»Für Verliebte gibt es kein besseres Publikum als Verliebte.
    Sie erzählt, dass er siebenunddreißig ist, Schriftsteller, nie verheiratet gewesen. Sie hat ihn am Strand kennen gelernt. Sie ging spazieren, er ging spazieren, beide allein, in dieselbe Richtung. Er blieb immer wieder stehen, um irgendwelche Muscheln zu betrachten, und schließlich holte sie ihn ein und stellte sich vor. Schließlich gingen sie zu ihm nach Hause, und er machte ihr einen Salat aus Tomaten, Mozzarella und Basilikum. Tomaten und Basilikum aus seinem Garten und frischer Mozzarella. Sie konnten nicht aufhören zu reden, sagt sie. Er ist brillant, gut aussehend, sensibel.
    « Und hast du ihn danach wiedergesehen?»
    « Na klar. Wir waren das ganze Wochenende zusammen … Rach, es ist, als hätten wir das ganze Blabla einfach übersprungen. Es ist schwer zu erklären … Wir sind schon zusammen. Er ist der Beste.»
    « Wann kann ich ihn kennen lernen?»
    « Er kommt dieses Wochenende. Dann kannst du ihn sehen.»
    « Ich kann’s nicht erwarten.»

    Ich freue mich für sie, aber ich bin auch ein bisschen neidisch. Ich nehme an, Julian ist nicht verlobt. Les ruft an und stört uns. Ich gehe nicht ran, denn ich kann mich jetzt nicht mit ihm abgeben. Auch Hillary ist anscheinend außerstande, sich von ihrem Stuhl zu erheben und in ihr Büro zu gehen, um ihre Telefonnachrichten abzuhören. Der ganze Bienenstock unserer Firma kann warten. Wir sprechen über Liebe.

    Als Hillary gegangen ist, drehen sich alle meine Gedanken wieder um Dex, und ich warte wie besessen auf eine Mail oder einen Anruf. Als das Telefon schließlich klingelt, fahre ich zusammen.
    Aber es ist bloß Darcy, die wissen will, ob ich in der Mittagspause schon was vorhabe.
    Ich verneine. Mir graut davor, sie zu sehen, aber ich muss wissen, was los ist. Vielleicht hat Dex ihr etwas erzählt. Wir treffen uns im«Naples», einem Restaurant in der Lobby des Met-Life Building. Aber da ist eine lange Warteschlange, und deshalb schlage ich vor, in ein Deli auf der anderen Straßenseite zu gehen. Sie will nicht, sagt sie; sie stirbt, wenn sie keine Pizza kriegt.

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