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Fremd fischen

Fremd fischen

Titel: Fremd fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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sie betrügt. Sie wird beschließen, mit ihm Schluss zu machen, und ich werde sie darin bestärken und ihr sagen, dass ich es richtig finde. Und auf diese Weise wird Dex überhaupt nichts entscheiden oder unternehmen müssen. Es wird sich alles von selbst erledigen.
    Wir spazieren um das Reservoir herum und bewundern die Aussicht auf die Stadt. Wir begegnen einem Jungen, der von Kopf bis Fuß in militärische Tarnfarben gekleidet ist und einen alten Beagle ausführt, und dann kommt eine übergewichtige Frau keuchend angejoggt, langsam und mit nach außen abgespreizten Ellenbogen. Von den beiden abgesehen haben wir den sonst so bevölkerten Weg für uns allein. Ich höre, wie der Kies im makellosen Gleichtakt unserer Schritte unter unseren Sneakers knirscht. Ich bin zufrieden. Das Reservoir, die Aussicht, die Stadt und die Welt gehören Dex und mir.
    Dunkle Wolken ziehen auf, als wir den Park schließlich hinter uns lassen. Wir beschließen, uns zum Essen nicht umzuziehen, und gehen geradewegs zum«Atlantic Grill», einem Restaurant in der Nähe meiner Wohnung. Wir haben beide Lust auf Fisch, Weißwein und
Vanilleeis. Nach dem Essen rennen wir durch einen Wolkenbruch zurück zu meinem Apartment; lachend überqueren wir die Straßen in der Mitte des Blocks und plantschen durch die Pfützen auf dem Gehweg. Zu Hause ziehen wir die nassen Sachen aus und frottieren uns, immer noch kichernd, gegenseitig ab. Dex zieht Boxershorts an, ich eins von seinen T-Shirts. Dann lassen wir eine Billie-Holiday-CD laufen und machen noch eine Flasche Wein auf – Rotwein diesmal. Wir machen uns auf meinem Sofa breit und unterhalten uns stundenlang, und irgendwann putzen wir uns die Zähne und verziehen uns in mein Bett, um wieder eine Nacht wohltuend zusammen zu schlafen.

    Wie immer läuft plötzlich die Zeit schneller. Und wie ich mich am ersten Abend mit Dex an den Anfang der Sommerferien erinnert habe, graut mir jetzt vor dem Ende unserer gemeinsamen Zeit, und ich muss daran denken, wie damals in den letzten Augusttagen die TV-Werbung mit fröhlichen strohblonden Kindern, die am Pool Trinktüten tranken, von den bedrückenden Schulbeginn-Spots verdrängt wurden, in denen für Schulmappen geworben wurde. Ich erinnere mich gut an das Gefühl: Es war eine Mischung aus Trauer und Panik. So fühle ich mich auch jetzt, als wir am Samstag auf meinem Sofa sitzen und der Nachmittag allmählich in den Abend übergeht. Ich sage mir immer wieder, ich dürfe die letzte Nacht nicht damit verderben, dass ich traurig bin. Ich sage mir, das Beste komme noch. Er liebt mich.
    Als habe er meine Gedanken gelesen, sieht Dex mich an.«Ich habe ernst gemeint, was ich gesagt habe.»
    Es ist die erste Anspielung auf unsere heiligen Worte.

    « Ich auch.»Ich bin von einer tiefen Sehnsucht erfüllt, und ich bin sicher, dass jetzt unser Gespräch kommt. Unser Gespräch am Unabhängigkeitstag. Wir werden darüber reden, wie wir diese verrückte Geschichte auf die Gleise bringen können. Dass wir es nicht ertragen, Darcy zu verletzen, aber dass es nicht anders geht. Ich warte auf sein Stichwort. Es ist sein Gespräch, und er muss anfangen.
    Und da sagt er: «Ganz gleich, was geschieht, ich habe es ernst gemeint. »
    Seine Worte sind wie eine Abspielnadel, die über eine Schallplatte schrammt. Eine bodenlose Übelkeit durchflutet mich. Genau deshalb soll man sich niemals, nie Hoffnungen machen. Deshalb soll man das Glas immer als halb leer betrachten. Wenn man dann etwas verschüttet, ist man nicht gleich am Boden zerstört. Ich möchte weinen, aber ich mache ein friedliches Gesicht und gebe mir innerlich eine Beruhigungsspritze. Ich darf jetzt nicht weinen – nicht zuletzt deshalb, weil ich keine Antwort zuwege bringen werde, wenn er mich fragt, warum ich weine.
    Ich kämpfe darum, die Nacht zu retten und den goldenen Glanz zurückzuholen. Er liebt mich, er liebt mich, er liebt mich , sage ich mir immer wieder. Aber es hilft nicht. Er sieht mich besorgt an.«Was ist los?»
    Ich schüttle den Kopf, und er wiederholt seine Frage mit sanfter Stimme.
    « Hey, hey, hey …»Er fasst mich unters Kinn, hebt meinen Kopf hoch und schaut mir in die Augen.«Was ist?»
    « Ich bin nur traurig.»Meine Stimme zittert verräterisch.« Es ist unsere letzte Nacht.»
    « Es ist nicht unsere letzte Nacht.»
    Ich hole tief Luft.«Nicht?»

    « Nein.»
    Aber das erklärt eigentlich nicht viel. Was heißt« Nein»? Dass wir so noch ein paar Wochen weitermachen werden? Bis zum Abend

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