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Fremd fischen

Fremd fischen

Titel: Fremd fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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Sogar Dex – der nicht weiß, was er soeben für uns besiegelt hat – ist beeindruckt; er sagt, er müsse mit mir nach Atlantic City und nach Vegas und wir wären ein Wahnsinnsteam.
    Genau.
    Er lächelt mich an.«Jetzt wirst du also Glück haben, Baby.»
    Ich sage gar nichts, sondern hebe die Würfel auf und stopfe sie in die Tasche meiner Shorts.
    « Du klaust meine Würfel?»
    Unsere Würfel.
    « Ich brauche sie», sage ich.

    Wir gehen zu mir nach Hause, und er sammelt seine Sachen ein und verabschiedet sich.
    « Danke für das sagenhafte Wochenende», sagt er, und jetzt spiegelt sich mein Gesicht in seinem. Er ist auch traurig.
    « Ja. Es war super. Danke.»Ich nehme die Pose der selbstbewussten Frau ein.
    Er nagt an der Unterlippe.«Ich gehe jetzt besser nach Hause. Auch wenn ich nicht will.»
    « Ja. Geh jetzt lieber.»
    « Ich ruf dich bald an. Wann immer ich kann. Sobald ich kann.»
    « Okay.»Ich nicke.
    « Okay. Bye.»
    Ein letzter Kuss, und dann ist er weg.
    Ich setze mich auf mein Sofa und umschließe die Würfel mit fester Faust. Sie sind ein Trost – dieser Wurf war fast so gut wie ein Gespräch. Vielleicht sogar besser. Es hat kein Gespräch gegeben, weil alles auf der Hand liegt. Wir lieben uns, und wir gehören zusammen, und die Würfel haben alles bestätigt. Ich lege sie ehrfürchtig in seine leere Zimt-Altoids-Dose, bette sie auf die weiße Papiereinlage, mit den Sechsen nach oben. Ich berühre die Reihen der Punkte; sie fühlen sich an wie eine umgekehrte Braille-Schrift. Sie sagen mir, dass wir zusammen sein werden. Das ist unsere Bestimmung. Das glaube ich mit jeder Faser. Ich schließe den Deckel der Dose und lehne sie an meine Vase mit den Lilien, die sich noch gehalten haben. Die Würfel, die Dose, die Lilien – ich habe einen Altar für unsere Liebe geschaffen.
    Ich sehe mich in meinem säuberlich aufgeräumten Zimmer um. Alles ist sehr adrett, bis auf mein ungemachtes Bett. Die Laken sind zerdrückt, und man sieht
die groben Umrisse unserer Körper. Ich will wieder dort sein – will mich ihm näher fühlen. Ich streife die Sandalen ab, gehe hinüber zum Bett und gleite unter die Decke, die von der Klimaanlage gekühlt ist. Ich stehe wieder auf, schließe die Jalousien und drücke auf die Fernbedienung meiner Stereoanlage. Billie Holiday fängt an zu gurren. Ich gehe wieder ins Bett, rutsche in Richtung Fußende und lasse meine Unterschenkel über die Kante der Matratze baumeln. Meine Sinne füllen sich mit Dex. Ich sehe sein Gesicht und fühle ihn neben mir.
    Ich frage mich, ob er schon zu Hause ist oder noch im Verkehr steckt. Wird er Darcy zur Begrüßung küssen? Werden ihre Lippen sich fremd und unvertraut anfühlen, nachdem er das ganze Wochenende lang meine geküsst hat? Wird sie spüren, dass etwas nicht stimmt, ohne dass sie genau sagen könnte, was sich verändert hat, und ohne auch nur eine Sekunde auf den Gedanken zu kommen, dass ihre Ehrenjungfer und ein Paar Würfel etwas mit dem verträumten Blick ihres Verlobten zu tun haben könnten?

Hillary kommt am nächsten Tag kurz vor elf in die Firma. Sie trägt eine zerknautschte Hose und ausgelatschte schwarze Sandalen. Der Lack auf ihren Zehennägeln ist stark abgesplittert, sodass ihr großer Zeh aussieht wie eine breite Zuckerstange. Ich lache und schüttele den Kopf, als sie sich in meinem Büro auf ihren gewohnten Stuhl hockt.

    « Was ist so komisch?»
    « Deine Garderobe. Die werden dich noch feuern.»
    Unsere Firma hat kürzlich die Kleidervorschriften geändert; statt Kostüm ist lässige Bürokleidung erlaubt, solange kein Umgang mit Klienten stattfindet. Aber ich bin ziemlich sicher, dass Hillarys Ensemble nicht das ist, was die Geschäftsführung im Sinn hatte, als sie in einer internen Mitteilung von«angemessener Alltagskleidung»sprach.
    Sie zuckt die Achseln.«Ich wünschte, sie würden mich feuern … Okay. Erzähl mir vom Wochenende. Lass keine Einzelheit aus.»
    Ich lächele.
    « So gut?»
    Und ich erzähle ihr von dem Wahnsinnswochenende. Ich erzähle, wie wir im«Balthazar»waren und im« Atlantic Grill», von unserem Spaziergang im Park und wie schön es war, so viel Zeit mit ihm zu verbringen. Ich hoffe, dass ich der nahe liegenden Frage ausweichen kann, wenn ich nur genug rede.
    « Und wird er die Hochzeit absagen?»
    Da ist sie.
    « Na ja, ich weiß es nicht genau.»
    « Du weißt es nicht genau? Dann hat er gesagt, dass er darüber nachdenkt?»
    « Äh … nein.»
    « Er denkt nicht darüber

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