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Fremd fischen

Fremd fischen

Titel: Fremd fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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lieben uns. Ich bilde es mir nicht ein – es wird mit jedem Mal besser. Danach spricht und rührt sich keiner von uns mehr. Wir schlafen ein, Arme und Beine ineinander verschlungen.
    Am Morgen wache ich auf, als es gerade hell wird. Ich höre, wie Dex atmet, und betrachte seine markanten Gesichtszüge. Plötzlich klappt er die Augen auf. Unsere Gesichter sind dicht beieinander.
    « Hi, Baby.»Seine Stimme klingt rau und verschlafen.
    « Hi», sage ich leise.«Guten Morgen.»
    « Wieso bist du wach? Es ist noch früh.»
    « Ich schaue dich an.»
    « Warum?»
    « Weil mir dein Gesicht gefällt.»
    Er sieht mich an, als sei er über meine Worte ehrlich überrascht. Aber wie kann das sein? Er muss doch wissen, wie gut er aussieht.

    « Mir gefällt deins auch», sagt er. Er umschlingt mich und zieht mich an seine Brust.«Und mir gefällt, wie du dich anfühlst.»
    Ich spüre, dass ich rot werde.
    « Und wie du schmeckst», sagt er und küsst meinen Hals und mein Gesicht. Uns auf den Mund zu küssen, vermeiden wir, wie man es tut, wenn man geschlafen hat.«Und ich schätze, das alles ist nicht verwunderlich. »
    « Warum?»
    « Na ja, weil …»
    Jetzt atmet er schwer, und er sieht nervös aus, beinahe ängstlich. Ich will ein Kondom aus meiner Nachttischschublade nehmen, aber er zieht meine Hand zurück und dringt in mich ein, und dann sagt er noch einmal:«Weil.»
    « Weil …?»
    Ich glaube, ich weiß, warum. Ich hoffe, ich weiß, warum.
    « Weil, Rachel …»Er sieht mir in die Augen.«Weil ich dich liebe.»
    Er spricht die Worte genauso aus, wie meine Gedanken sie formen, während ich den wachsenden Drang bekämpfe, sie zuerst auszusprechen. Und jetzt muss ich das nicht mehr tun.
    Ich versuche mir diesen Augenblick genauestens einzuprägen. Den Ausdruck seiner Augen, das Gefühl seiner Haut. Sogar die Lichtstrahlen, die schräg durch meine Jalousie fallen. Es ist ein vollkommener Augenblick, der alles übersteigt, was ich je empfunden habe. Ich kann es fast nicht ertragen. Es ist mir egal, dass Dex mit Darcy verlobt ist und dass wir umherschleichen wie zwei Verbrecher. Es ist mir egal, dass ich mir dringend die Zähne putzen muss und dass mir die
Haare zerzaust und schlaff ins Gesicht hängen. Ich fühle nichts als Dex und seine Worte, und ich weiß ohne jeden Zweifel, dass dies der glücklichste Augenblick meines Lebens ist. Bilder huschen mir durch den Kopf. Wir essen bei Kerzenlicht und trinken den feinsten Champagner. Wir kuscheln vor einem lodernden Feuer in einem alten Farmhaus in Vermont mit knarrenden Bodendielen, und draußen fallen Schneeflocken, so groß wie Silberstücke. Wir sitzen auf einer Wiese in Bordeaux inmitten von gelben Blumen bei einem Picknick, und er schenkt mir einen antiken Diamantring.
    Das könnte passieren. Er liebt mich. Ich liebe ihn. Was gibt es sonst? Er wird Darcy sicher nicht heiraten. Sie können nicht glücklich sein, bis der Tod sie scheidet. Ich finde meine Stimme wieder und sage ihm diese drei kurzen Worte. Worte, die ich seit sehr, sehr langer Zeit nicht mehr ausgesprochen habe. Worte, die bis jetzt nichts bedeutet haben.

    Keiner von uns beiden kommt darauf zurück, was wir an diesem Tag gesagt haben, aber ich fühle es in der Luft, die uns umgibt, greifbarer als die drückende Schwüle. Ich fühle es in seinen Blicken und in der Art, wie er meinen Namen ausspricht. Wir sind ein Paar, und die Worte haben uns kühn gemacht. Irgendwann, als wir durch den Central Park spazieren, nimmt er meine Hand, nur ein paar Sekunden lang, fünf oder sechs Schritte, aber mich durchströmt Adrenalin. Was ist, wenn wir erwischt werden? Was dann? Ein kleiner Teil meiner selbst will, dass es passiert, will einer Bekannten von Darcy über den Weg laufen, irgendeiner Kollegin, die in der Stadt geblieben ist, weil sie arbeiten muss, und die gerade einen kurzen Spaziergang durch den Park macht. Sie wird am Montag die Informantin
spielen und Darcy erzählen, dass sie Dex Händchen haltend mit einer anderen gesehen hat. Sie wird mich in allen Einzelheiten beschreiben, aber ich bin alltäglich genug, sodass Darcy mich nicht verd ächtigen wird. Und wenn sie es doch tut, werde ich es einfach leugnen und behaupten, dass ich den ganzen Tag gearbeitet habe. Werde bestreiten, dass ich überhaupt eine pinkfarbene Bluse besitze – die ist nämlich neu, und Darcy hat sie noch nie gesehen. Ich werde schrecklich empört sein, und sie wird sich entschuldigen und wieder zu der Tatsache zurückkehren, dass Dex

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