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Fremd fischen

Fremd fischen

Titel: Fremd fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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gewalttätig werden.
    Ich lache.«Nein, ich war mit Hillary und Julian da, ihrem neuen Freund. Du hast ihn doch letztes Wochenende gesehen, oder?»
    « Ach ja. Der Typ, den Hillary am Strand aufgelesen hat.»
    Ich muss wieder lachen.«So ähnlich, ja.»
    « Hat sie. Wirklich. War ’ne starke Nummer.»
    « Hillary ist in vieler Hinsicht mehr männlich als weiblich», sage ich. Ich selbst wäre niemals fähig, am Strand einen Fremden anzusprechen.
    « Ja», sagt er.«Ich find’s eigentlich klasse. Ich warte immer noch drauf, dass du auch mal so aggressiv auf mich zukommst.»
    Ich lächle.«Tatsächlich?»
    « Ja, tatsächlich.»Er lächelt und schaut mir in die Augen.
    « Hm», sage ich.
    « Hm», antwortet er und schiebt seinen Arm an meinen.
    « Ich bin käsig», sage ich und vergleiche unsere Hautfarbe.
    « Blass gefällt mir», bekundet er.«Es ist feminin.»
    « Damit ich das richtig verstehe», schiebe ich ein.« Du stehst auf aggressive Frauen, die feminin aussehen? »
    Er schnippt mit den Fingern und deutet dann auf mich.«Genau. Kriegst du das hin?»
    Ich lache, trinke einen Schluck Bier und frage mich, ob Marcus mich heute Abend küssen wird. Wenn er es tut, werde ich ihn vielleicht zurückküssen. Vielleicht
gefällt es mir sogar. If you can’t be with the one you love …
    Wir trinken unser Bier aus. Ich habe genug von Countrymusik und frage Marcus, ob wir gehen wollen. Er sagt:«Klar», und ob ich noch in eine andere Bar gehen möchte? Ob ich schon mal im«Aubette»war? Das sei nur ein paar Straßen weiter.
    « Ja. Es liegt im selben Block wie ‹I Trulli›, nicht wahr?»
    « Ja, genau. Ich war nur werktags da, und deshalb weiß ich nicht, ob es was taugt. Aber sie haben mörderische Apple Martinis, die genau nach deinem Geschmack sein dürften. Gehen wir hin?»
    Ich lache. Woher weiß er, was nach meinem Geschmack ist? Dex ist nach meinem Geschmack.«Ja, los.»
    Wir gehen zügig zum«Aubette»und vorbei an dem muskelbepackten, schwarz gekleideten Türsteher im Eingang. Die Leute sind schwer einzuordnen – Vorst ädter mit einem Möchtegern-Eurotouch. Ich folge Marcus zur Zigarrenbar im hinteren Teil und setze mich neben ihm auf ein geknöpftes Ledersofa mit hohen Armlehnen. Es ist gemütlich, aber gemütlicher wäre es mit Dex. Ich zwinge mich, nicht an ihn zu denken.
    « Was möchtest du trinken?»
    « Einen Apple Martini.»Ich merke, dass Rotwein und Bier mir zu Kopf steigen. Ein Martini ist wahrscheinlich keine gute Idee, aber das ist mir egal.
    « Das wirst du nicht bereuen. Bin gleich wieder da.»
    Er kommt mit meinem Apple Martini und einem Scotch für sich zurück.
    « Und?», fragt er, nachdem ich dran genippt habe.
    « Schmeckt gut.»

    « Wie Bonbonwasser, nicht?»
    Ich nippe noch einmal.«Ja. Tatsächlich. Probieren?»
    Er nippt an meinem Glas, leckt sich dann die Lippen und sieht mich an. Es ist eine Einladung. In meinem halb betrunkenen Zustand bin ich einen Moment lang verwirrt und weiß nicht, was ich tun soll. Ich denke an Dex. Er hat die Verlobung noch nicht aufgelöst. Vielleicht tut er es nie. Inzwischen kann ich Marcus küssen. Ich muss mein Herz beschützen. Und irgendetwas sagt mir, dass Marcus nichts dagegen haben wird, wenn ich ihn dazu benutze. Ich lehne mich zu ihm hinüber und gebe ihm einen Kuss.
    « Wow.»Er grinst.«Das hab ich nicht kommen sehen. »
    Ich gebe ihm noch einen.
    « Das auch nicht», sagt er.
    Ich frage mich, ob er es Dex erzählen wird. Halb hoffe ich, dass er es tut. Ich küsse ihn ein drittes Mal und gebe der Vollständigkeit halber ein bisschen Zunge dazu. Wir plaudern. Ich bin besäuselt und fühle mich unbestimmt zu ihm hingezogen. Er hat hübsche Unterarme, nicht zu stark und nicht zu wenig behaart. Wir küssen uns noch ein paar Mal, und es fühlt sich gut an, aber in mir regt sich nichts. Und jedes Mal, wenn unsere Lippen sich berühren, fehlt Dex mir ein klein wenig mehr.
    Schließlich brechen wir auf und bleiben verlegen auf der Straße vor dem«Aubette»stehen. Ein Taxi segelt die 27th hinunter in Richtung Lexington. Marcus hindert mich nicht, als ich es heranwinke, und er fragt auch nicht, ob ich mit zu ihm komme. Ich bin erleichtert, denn ich glaube, ich hätte Ja gesagt. Und das wäre ein Fehler. Da hätte nur der Apple Martini gesprochen – der und eine zunehmende Verbitterung: Jetzt ist
es sechs Tage her, dass wir zusammen im Bett waren, ich spiele das fünfte Rad bei einem romantischen Abendessen und küsse den falschen Mann in einer

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