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Fremd fischen

Fremd fischen

Titel: Fremd fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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sage, dass ich es nicht weiß, und bin verlegen, weil das stimmt.
    « Vielleicht würdest du es eher herausfinden, wenn du deinen Job kündigst», sagt Julian mit ruhiger Stimme.« Armut, Hunger – diese Dinge helfen dir, klarer zu denken.»
    Mein Handy klingelt schrill. Ich entschuldige mich: Ich dachte, ich hätte es vor dem Essen abgeschaltet, sage ich. Es könnte Dex sein. Vielleicht hat er sich ins Bad geschlichen, um mich anzurufen.
    « Wer ist es denn?», fragt Hillary. Ich sehe ihr an, dass sie sich auch fragt, ob es Dex ist.
    « Ich weiß nicht.»
    « Na, dann schau doch», sagt Hillary.«Das stört uns nicht, oder?»
    Julian zuckt die Achseln.«Durchaus nicht.»
    Ich kann nicht widerstehen. Ich ziehe das Handy aus der Handtasche und höre die Voicemail ab. Es war nur Marcus. Er sagt, er wisse, dass es schon spät sei, aber er wolle wissen, wie es mir geht.
    « Marcus», sage ich und kann meine Enttäuschung nicht verhehlen.
    Hillary erklärt Julian, wer Marcus ist – der Typ aus unserem Ferienhaus. Er nickt: Natürlich erinnere er sich an ihn.
    « Ruf ihn doch zurück», schlägt Hillary vor.«Er soll herkommen. Wir bestellen noch eine Flasche Wein.»
    Das ist lieb von ihr, aber ich weiß, dass der gemeinsame Teil des Abends eigentlich für sie beendet sein könnte. Und ich will nicht noch mehr Barmherzigkeit. Also lehne ich ab; ich sage, ich sei müde, es sei ein
wunderbares Essen gewesen, aber jetzt müsse ich wirklich nach Hause. Julian sucht den Blickkontakt zu unserer Kellnerin und bittet mit einer Kritzelgebärde um die Rechnung
    Als wir das Restaurant verlassen, fragt Hillary mich, ob ich ein Taxi nehme. Nein, sage ich, ich glaube, ich gehe zu Fuß.
    « Vierzig Blocks?»
    « Es ist ein schöner Abend.»
    Wir verabschieden uns an der Ecke 27th und Lexington. Julian gibt mir einen Kuss auf die Wange. Er ist ungefähr so groß wie ich, ganze fünf Zentimeter kleiner als Hillary. Es wundert mich, dass Darcy das nicht erwähnt hat. Ich sage, dass es ein Vergnügen gewesen sei, ihn kennen zu lernen. Er gibt das Kompliment zurück und sagt, dass er sich darauf freue, mich in Montauk zu sehen. Ich umarme Hillary und gebe ihr mit einem aufgeregten Lächeln zu verstehen, dass ich mit ihrem neuen Beau von ganzem Herzen einverstanden bin. Als ich mich abwende, wird mir klar, dass ich mich wirklich für Hillary freue, aber angesichts ihrer jungen Beziehung fühle ich mich nur noch leerer und einsamer.
    Die traulichen vier kommen wahrscheinlich jetzt gerade aus dem Theater und gehen noch irgendwo nett essen. Ich male mir aus, wie sie die Avenue entlangschlendern, lachen und zusammen die Ohrwürmer aus der Show singen. Verbitterung steigt in mir auf. Wenn ich die Würfel jetzt bei mir hätte, würde ich sie in die Gosse werfen.
    Ich gehe weiter in Richtung Third und sehe auf die Uhr. Es ist kurz nach zehn, und plötzlich will ich nicht nach Hause. Ich überlege, ob ich Marcus zurückrufen soll. Ich befürchte, dass es unfair gegen ihn wäre und
ich ihn nur benutzen würde, um über Dex hinwegzukommen. Aber aus lauter Elend und Wut wähle ich trotzdem seine Nummer.
    Er meldet sich beim ersten Klingeln.
    « Was machst du gerade?», frage ich.
    « Hey! Hast du meine Nachricht gekriegt?»
    « Ja. Ich war essen. Ich bin in deiner Gegend. Trinken wir noch was zusammen?»
    « Gern! Wo bist du?»
    Ecke 27th und Third, sage ich.
    « Bei der Rodeo Bar?»
    Ich schaue mich um. Seine Koordinaten stimmen.« Ja, die ist auf der anderen Straßenseite. Ich stehe praktisch davor.»
    « Na, dann geh rein und bestell mir ein Pete’s Summer Brew, ja? Ich bin gleich da.»
    Seine Stimme klingt lebhaft und fröhlich und bringt mich zum Lächeln. Ich verspreche, an der Bar mit seinem Pete’s auf ihn zu warten.
    Die Rodeo Bar ist so hinterwäldlerisch, wie das in Manhattan nur möglich ist. Alte Nummernschilder umrahmen die Bar, und an der Decke hängt ein riesiger ausgestopfter Bison. Der Boden ist von Erdnussschalen übersät.
    « Hey, Schöne», höre ich Marcus hinter mir sagen,
    « ist der Platz hier noch frei?»
    Ich lache und sage, ja, bitte sehr, er solle sich setzen.« Hier ist dein Bier.»
    « Es ist sogar noch kalt.»Er trinkt einen großen Schluck.«Danke.»
    « Oh, bitte sehr.»
    « Und wo warst du?»
    « Im ‹I Trulli›.»
    Er nickt; er kennt das Lokal.«Nett. Hattest du ein
Date?», fragt er mit gespielter Eifersucht und hebt dabei die Faust, als wolle er gegenüber dem Kerl, der da in seinem Revier gewildert hat,

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