Fremd flirten Roman
wie Liz mir auf die Mailbox gesprochen hat.«
»Das ist das schönste Geschenk, das ich je bekommen habe!«
Edward kam näher, umarmte mich, und wieder wurden meine Knie weich und drohten unter mir wegzusacken. Himmel, würde sich das denn nie legen?
Auf der Bank stand ein Korb, in dem sich frischer Eistee und mein Lieblingseis in einer Kühltasche befanden.
»Wann hast du das denn vorbereitet?«
Edward schenkte mir Eistee ein. »Die letzten Tage. So ’ne Bank ist ja nicht von heute auf morgen zu haben. Die ursprüngliche Idee war, dich nach deiner Eröffnungsfeier nach London zu entführen, um dir das hier zu zeigen und den Start unserer Liebe endlich gebührend zu zelebrieren. Dann tauchte jedoch dieser Schwachmat von deinem Exfreund auf und ruinierte meinen schönen Plan. Ich dachte, die Aktion wäre heute gelaufen. Also bin ich raus, um Piotr anzurufen, der nämlich netterweise das hier alles aufgebaut hatte und auf Abruf bereitstand, damit alles klappt. Na ja, als ich dann deine Nachricht erhielt, dass du eh in London bist, hab ich das endlich mal als gutes Zeichen gedeutet und alles doch noch arrangiert.«
Da hatte er recht. Endlich hatte das Timing einmal gestimmt! Der Bann war gebrochen, das Schicksal war uns von nun an hold. Jetzt würde wirklich alles gut werden.
»Stammt der Satz eigentlich von dir?«
Edward lachte. »Nein, so gut ist mein Deutsch dann doch noch nicht. Das ist aus einem Gedicht von Nelly Sachs, aber ich fand dieses Zitat so passend, weil ich mich vom ersten Moment an nach dir gesehnt habe. Und mit dieser Sehnsucht begann alles.«
Konnte ein Mensch glücklicher sein, als ich es in diesem Augenblick war? Bestimmt nicht, da würde ich jede Wette eingehen.
Wir saßen eine glückselige Ewigkeit auf unserer Bank und hielten uns einfach fest in den Armen. Schweigend sahen wir auf die Stadt hinunter und merkten erst, wie viel Zeit verstrichen war, als die Dämmerung mit einem rötlichen Schein am Horizont aufzog.
Mein vibrierendes Handy holte mich wieder in die Wirklichkeit zurück. Aufgeregt nahm ich das Gespräch an.
Ein seliger Axel rief: »Stella, wir haben ein gesundes Mädchen! Es wiegt dreitausenddreihundert Gramm und ist dreiundfünfzig Zentimeter lang. Anne ist erschöpft, aber überglücklich. Willst du vorbeikommen?«
War das eine Frage! Natürlich wollte ich das kleine Wesen, das Anne so viele Mühen bereitet und mir indirekt zu meinem Job und meinem neuen Leben verholfen hatte, sofort kennenlernen!
Edward überlegte kurz, ob es angebracht sei, dass er mitkäme. Doch ich wischte seine Zweifel entschieden beiseite, indem ich beherzt erklärte:
»Ach was, du gehörst ab jetzt zur Familie! Gewöhn dich besser gleich daran!«
Unterwegs hielten wir an einem der kleinen off licence -Lädchen und erstanden einen Strauß Blumen, der zwar nicht besonders hübsch gebunden war, aber von Herzen kam. Schließlich zählte die Geste.
Im Krankenhaus nahm uns der stolze Papa in Empfang und führte uns gleich zu Anne, die sich trotz ihrer Erschöpfung freute, mich zu sehen.
Neben ihr lag die Kleine und schlief tief und fest. Wie niedlich sie war! Bei ihrem Anblick wurde mir ganz warm ums Herz. Eswar ein großer Moment und immer wieder ein Wunder, wenn so ein kleines Menschenkind das Licht der Welt erblickte!
»Wie heißt sie denn?«, fragte ich und merkte, wie mir die Tränen in die Augen stiegen.
»Luise!«, antworteten Anne und Axel gleichzeitig.
»Was für ein schöner Name! Willkommen, Luise. Du hast dir die beste Familie ausgesucht, die es gibt. Und ich bin deine Tante Stella!« Gerührt beugte ich mich über den Plastikwagen.
Axel trat dazu. »Rate mal, wie sie mit zweitem Namen heißt?«
Ich tippte auf den Namen von Annes oder Axels Mutter.
Axel schüttelte den Kopf. »Nein, die Namen hat schon Vicky bekommen. Ihr zweiter Name ist Stella!«
Na, super, damit war der Damm nun vollends gebrochen. Ich heulte wie ein Schlosshund. Da konnte Edward gleich mal sehen, was für eine Heulboje er sich angelacht hatte.
Er fand meinen Gefühlsausbruch zum Glück niedlich. Das behauptete er zumindest. Doch übernächtigt und mit Adrenalin und Liebeshormonen vollgepumpt, wie ich war, konnte mir das wohl wirklich niemand übel nehmen – vor allem nicht nach einem solchen Tag, an dem ich ein Geschäft eröffnet, den Heiratsantrag meines Verflossenen abgeschmettert und die eben erst geborene Luise kennengelernt hatte.
Nach meiner filmreifen Schluchzorgie verabschiedeten Edward und ich
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