Fremd flirten Roman
mal schön hier antanzen und sagen, was sie vorhaben. Das lassen wir uns nicht entgehen! Wir spielen mit! Mrs Sullivan soll gleich im Salon ein zweites Frühstück mit Champagner und allem Schnickschnack vorbereiten, und wir ziehen uns besser um. Im Jogginganzug wirken wir nur halb so eindrucksvoll.«
Uns blieben über zwei Stunden, um alles so aussehen zu lassen, als wäre es unsere leichteste Übung, jeden Morgen unangemeldeten Gästen ein opulentes Frühstück aufzutischen. Die Kinder lieferte ich wie gewöhnlich in Schule und Kindergarten ab.
Mrs Sullivan, die gute Seele, die in alles eingeweiht wurde, gab ihr Bestes. Mit glühenden Wangen zauberte sie eine Tarte, presste unbehandelte Blutorangen zu Saft und deckte mit meiner Hilfe den Tisch mit der schweren cremefarbenen Tischdecke, dem Festtagsporzellan und dem guten Silber ein. Sie bereitete Eggs Benedikt vor, während ich zum Blumenstand flitzte und Strelitzien für die langen Vasen und Teerosen für die dickbauchige Tischvase besorgte. Am Obststand kaufte ich, wie Mrs Sullivan es mir aufgetragen hatte, frische Himbeeren, Heidelbeeren und Erdbeeren sowie Flugmangos, die sie zu einer Mangocreme verarbeiten wollte.
Wieder zu Hause, blitzte und blinkte es; aus der Küche zog der Duft von frischem Kaffee – der Tee würde erst frisch aufgebrüht werden, wenn die Hexen einliefen. Anne hatte sich in ein schlichtes, aber elegantes Hauskleid geworfen und überprüfte die Sitzordnung.
»Du sitzt zu meiner Linken, Stella, Sabine zu meiner Rechten, die ertrag ich noch am ehesten. Margit und ihre Sklavin Ina sollen gegenüber Platz nehmen.« Nach einem letzten Blick in die Küche war sie zufrieden. »Das Schauspiel kann beginnen, wir sind bereit!«
Um Punkt elf erschienen die drei Grazien! Ihre Ankunft hatte sich schon durch das synchrone Zuschlagen ihrer BMW-Cabrio-Türen angedeutet. Dann klapperten ihre sündhaft teuren High Heels im Gleichschritt – und die Türglocke schlug exakt drei Mal an!
Mrs Sullivan, die sich extra eine weiße Schürze umgebundenhatte und so versnobt und englisch wie möglich wirken sollte, um den Club der Soziopathinnen einzuschüchtern, lief zur Höchstform auf. In einem höflichen, aber sehr distanzierten Ton bat sie um die Mäntel der Damen und führte Margit, Sabine und Ina dann mit einer Miene, als wäre es eine Auszeichnung für die drei, in den Salon, wo Anne und ich bereits warteten.
Bei dem ersten Besuch des unliebsamen Clubs hatten wir, noch zwischen einigen Umzugskartons, wohl keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Heute hingegen war alles perfekt und zeigte deutlich, dass Anne die gesellschaftliche Etikette beherrschte und imstande war, wenn nötig alle elitären Spielchen mitzuspielen.
Die drei versuchten, ihr Erstaunen und ihre Bewunderung schnell zu überspielen, und begrüßten Anne aufs Herzlichste. Mir wurde fast übel.
Für mich hingegen hatten sie ein gnädiges Nicken. Das musste für ein Kindermädchen wie mich reichen.
»Fabelhaft siehst du aus! Eine blühende Schwangere, wie schön!« Margit überhäufte Anne mit Komplimenten – ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie was wollte.
Anne ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. »Warum setzen wir uns nicht?«, fragte sie. »Was mögt ihr trinken? Tee, Kaffee, Orangensaft, Champagner?«
Margit bestellte als Zeichen ihrer unglaublichen Anpassungsgabe an England einen English breakfast tea mit Milch und Zucker, was Ina, die gern jemanden hatte, der ihr zeigte, wo es langging, ebenfalls orderte. Sabine hingegen wollte »ein Tässchen Schampus«, was sonst!
Indigniert und mit hochgezogener Augenbraue registrierte Margit, dass ich mit am Tisch sitzen würde, und konnte sich einen Kommentar nicht verkneifen. »Ach, ich dachte, wir essen entrenous. Aber das mag ich an dir, Anne, diese soziale Art, die du deinem Personal angedeihen lässt.«
Anne trat mich unter dem Tisch vors Schienbein, damit ich ja meinen Mund hielt. Zuckersüß lächelte sie Margit an und erwiderte geschickt: »Ja, weißt du, ich finde, Charity beginnt im eigenen Hause und besteht nicht nur darin, Schecks auszustellen. Man muss Wohltätigkeit leben, und das fängt bei mir beim Personal an.«
Eins zu null für Anne! Sie wusste, wie sehr Margit sich offiziell für sozial schwächere Menschen einsetzte. In ihrem Haushalt hingegen führte sie ein Regiment des Schreckens.
Margit war niemand, der lange um den heißen Brei herumredete, und kam zum Thema, sobald alle mit Speisen und Getränken
Weitere Kostenlose Bücher