Fremd flirten Roman
versorgt waren. »Wir alle wissen, worum es geht. Einer unserer Männer soll die Leitung der Abteilung anvertraut bekommen, und ich denke, es ist strategisch am besten, wenn wir an einem Strang ziehen.«
Anne sah sie gespielt verständnislos an. »Wieso wir? Unsere Männer bewerben sich doch um den Job.«
Margit seufzte, da Anne anscheinend noch so grün hinter den Ohren war, dass sie wohl bei Adam und Eva anfangen musste. »Ja, aber was, meinst du, passiert, wenn alle vier sich auf die Stelle bewerben? Es wird zu Spannungen, zu Streit kommen, und eventuell wird dann der, der den Job am Ende bekommt, die anderen rausekeln, weil auf dem Weg nach oben so viel geschehen ist. Wir anderen Frauen müssten dann einen weinerlichen, frustrierten Mann auf Jobsuche zu Hause ertragen oder, noch schlimmer, einen Frührentner, denn jeder von ihnen könnte es sich leisten, nicht mehr arbeiten zu gehen!«
Sabine, die bisher vor allem damit beschäftigt gewesen war, sich immer wieder Champagner nachzuschenken, schaltete sich ein und legte im schönsten rheinischen Dialekt los:
»Horror, dat erdrach isch nit! De janze Daach dä Rolf im Haus, der guckt, wat isch trink und einkauf, und misch kontrolliert! Enä, wirklisch nit!«
Ina, die ihren Herrn und Gebieter Sven bestimmt gern vierundzwanzig Stunden um sich herum gewusst hätte, zögerte. Nervös fuhr sie sich über den streng zusammengefassten Dutt und jammerte leise und mit gesenktem Blick: »Sven bedeutet seine Arbeit alles. Wenn er seinen Job verliert, kann ich für nichts garantieren. Er ist doch so sensibel!«
Äh, wie bitte? Nicht nur ich schien erstaunt zu sein. Auch die anderen warfen sich zweifelnde Blicke zu. Wenn Sven, der Zwangsneurotiker, etwas nicht war, dann sensibel. Planend, berechnend, abgekühlt, zwanghaft – das waren die Attribute, die einem zu ihm einfielen, aber sensibel? Nein.
Wenn er nicht befördert wurde, würden vor allem die anderen darunter zu leiden haben, insbesondere Ina.
Margit, die lieber das Wort führte, riss die Diskussion wieder an sich. »Wir haben also beschlossen, dass wir gemeinsam entscheiden, welcher unserer Männer befördert werden soll, und die anderen werden sich dann gar nicht bewerben. Der Vorteil ist, dass wir die Dinge so gezielt lenken können und alle absichern, denn derjenige, der von uns gemeinsam ausgewählt wird, honoriert natürlich die Loyalität der anderen mit einem Bonus und der Gewährleistung, dass der Job aller gesichert ist.«
Mann, Mann, Mann, und da sollte mal jemand sagen, im Berufsleben ginge es wie im Haifischbecken zu! Raffiniert, manipulativ und mit allen Wassern gewaschen, war Margit früher bestimmt eine Topanwältin gewesen. Sie schien es zu vermissen, selbst mitmischen zu können.
Anne, die von dem Vorschlag überfahren worden war, fragte, was ganz offensichtlich im Raum stand. »Und wer soll eurerMeinung nach der Auserwählte sein, der das Team durchs Rote Meer führt?«
Margit, Ina und Sabine schauten sich lächelnd an. Margit griff über die kandierten Früchte hinweg nach Annes Hand, gab ihr wärmstes Lächeln zum Besten und sprach mit schmeichelnder Stimme:
»Na, mein Heiko natürlich! Sabines Mann fehlt der Biss, der ist viel zu weich, um das durchzustehen oder ein Team zu führen.«
Sabine nickte und fügte hinzu: »Hät jo dat Hätz am reschten Fleck, dä Rolf. Aber hart is’ dä weiß Gott nit. Siehste jo, isch und et Schantall kriejen immer, wat mer wollen.« Darauf nahm sie einen tiefen Schluck und prostete Anne zu.
Margit lächelte zufrieden und fuhr fort: »Inas Sven hat zwar Biss und Härte, aber leider zu viel. Er beherrscht den Smalltalk nicht, ihm fehlen die Sympathien, und er ist auch in der Geschäftsleitung nicht beliebt. Sven ist dazu geboren, der starke zweite Mann zu sein, der durchgreift und unangenehme Sachen durchsetzt.«
Ina schmerzte es offensichtlich, dass ihr Sven so einfach analysiert und entmystifiziert wurde, sie war aber zu devot und ängstlich, um zu widersprechen.
Margit ergriff erneut Annes Hand, die diese ihr so taktvoll wie möglich entzogen hatte, schaute ihr tief in die Augen und schmeichelte: »Damit sind die einzigen beiden Männer, die für den Job infrage kommen, dein Axel und mein Heiko. Beide sind im Team und bei der Geschäftsleitung beliebt, beide haben große und wichtige Kunden dieses Jahr an Land gezogen.«
Wie sich das für ein Kindermädchen gehörte, hatte ich bis jetzt nur zugehört, überglücklich, am Tisch der feinen Damen
Weitere Kostenlose Bücher