Fremd flirten Roman
geduldet zu werden. Aber wenn es um Axel ging, wurde ich hellhörig. »Wenn beide doch gleich gute Leistungen bringen und beliebtsind, was, bitte schön, gibt dann den Ausschlag für Heiko – abgesehen von der Tatsache, dass er rein zufällig dein Mann ist?«
Am entsetzten Raunen der Soziopathinnen merkte ich, dass ich voll ins Schwarze getroffen hatte. Tja, gut, dass Anne mich hatte, um die unliebsamen Fragen zu stellen!
Ein Kaliber wie Margit ließ sich jedoch so schnell nicht aus der Ruhe bringen. Eigentlich bewundernswert, wie sie es schaffte, mir gestern Abend noch mit ihrer neuen Busenfreundin Zicky gemeine Bemerkungen zuzuzischeln und mich heute gönnerhaft zu dulden, als wäre nichts passiert.
Anstatt mir zu antworten, schaute sie bei ihren nächsten Worten Anne an. »Das Zünglein an der Waage, der kleine, aber feine Unterschied, den Heiko Axel voraus hat, bin ich.«
Ich musste mich verhört haben! Anne sah mich entgeistert an, weil sie ebenfalls nicht glauben konnte, was Margit eben gesagt hatte.
Für mein Empfinden war jetzt der Zeitpunkt gekommen, an dem ich das teure weiße Porzellan nach Margit werfen durfte. Anne setzte jedoch wieder ihr Pokerface auf und hörte erstaunlich gelassen zu, als Margit die für sie einleuchtende Erklärung lieferte.
»Seien wir mal ehrlich: Auf den künftigen Abteilungsleiter werden nicht nur im Job Herausforderungen zukommen. Auch im gesellschaftlichen Umfeld wird erwartet, dass er etwas auf die Beine stellt, sich regelmäßig sehen lässt und selbst Empfänge und Feiern ausrichtet. Sei mir nicht böse, Anne, aber ich habe einfach jahrelange Erfahrung in diesen Dingen und mache das gern und im Schlaf. Du hingegen musstest gestern eigentlich nur den Einlass und die Gästeliste betreuen und hast es nicht geschafft, einen ungebetenen Gast, der dann auch noch eine Szene gemacht hat, abzuweisen.«
Annes Pokergesicht wurde zur Maske. Ich spürte, wie sie unter dem Tisch meine Hand nahm und so fest zudrückte, dass ich fast geschrien hätte.
»Keine Sorge, keiner nimmt dir dieses kleine Missgeschick übel, am allerwenigsten ich, denn jeder sieht ja, in welchem Zustand du bist. Du musst dich momentan einfach auf dich und deine Gesundheit konzentrieren, was mich zum zweiten Punkt führt. Ich habe meine Kinderplanung bereits abgeschlossen und bin voll einsatzfähig. Du hingegen wirst die nächsten Monate als Schwangere und dann als Mutter mit einem Neugeborenen erst mal ausfallen, was gesellschaftliche Verpflichtungen angeht. Von daher denken wir alle, es ist besser, wenn Heiko den Job macht.«
Ich war hin- und hergerissen zwischen Verachtung und Bewunderung dafür, wie unfassbar geschickt sich Margit anstellte. Wahrscheinlich dachten Ina und Sabine nach dieser Argumentation auch noch, sie erwiesen Anne einen Gefallen.
Genau in diese Szene platzte Mrs Sullivan und gab mir ein Zeichen, dass ich Besuch hätte. Mir schwante, wer der Besucher war, und richtig, Konrad, dem ich eine Aussprache versprochen hatte, stand erwartungsvoll vor der Tür.
»Es passt mir jetzt leider überhaupt nicht. Wir reden später«, kanzelte ich ihn ab.
Konrad, der Herr Professor, der es nicht gewohnt war, dass man so mit ihm umsprang (schon gar nicht von mir), protestierte und stellte so schnell seinen Fuß zwischen Tür und Rahmen, dass man meinen konnte, er hätte jahrelang den Wachturm für die Zeugen Jehovas an den Mann gebracht.
»Ich habe diese Nacht nicht geschlafen – deinetwegen. Was ist denn mit uns? Verdiene ich keine Antwort, nicht einmal ein Zeichen, nach all der Zeit?«
Wenn ich es mir genau überlegte, eigentlich nicht. Zu langehatte er mich verletzt und zappeln lassen, da würde er wohl ein paar Stunden der Ungewissheit verkraften können.
Außerdem stand im Moment Axels und Annes berufliche Zukunft auf dem Spiel, da passte ein Exmann, der plötzlich zur Besinnung gekommen war, mir nicht ins Konzept.
»Wir sprechen heute Abend. Ich ruf dich an, wenn ich Zeit habe. Bis dahin kannst du dich ja aufs Ohr legen und deinen versäumten Schlaf nachholen. Und jetzt geh bitte!«
Erstaunt und mit offenem Mund sah Konrad mich an, nicht in der Lage, sich zu bewegen.
»Ach, Anne, der unliebsame Gast von gestern Abend versucht gerade, auch noch diese Party zu crashen. Jetzt kannst du ja noch mal üben, ihn nicht reinzulassen!«, erklang eine Stimme in meinem Rücken.
Margit war samt Gefolge im Flur aufgetaucht, offenbar in der Absicht aufzubrechen.
Konrad, der nach Margits Auftritt
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