Fremd flirten Roman
Ich suche dich schon überall. Ich mussmit dir reden.« Unbemerkt war Edward hinter mich getreten. Er musterte Konrad misstrauisch, weil er ihn offensichtlich nicht auf Anhieb einzuordnen wusste.
Wollten heute eigentlich alle mit mir reden? Ich sollte Platzkarten verteilen. Seit wann hatten Männer bitte schön ein Redebedürfnis, und wieso mussten solche Ereignisse sich immer häufen?
Und weshalb stand ich immer noch barfuß auf der Treppe, anstatt meine Schuhe anzuziehen … und einfach wegzulaufen?
»Wer ist das?«, wollte Konrad misstrauisch wissen und beäugte Edward argwöhnisch.
Edward, der von Konrad wusste, kapierte schneller. »Ist das dein Ex? Was macht der denn hier? Meldest du dich deshalb nicht mehr bei mir?«
Konrad, inzwischen deutlich feindselig: »Was will der Typ? Woher weiß er, wer ich bin?«
Zwei Männer gleichzeitig war entschieden einer zu viel! Ich musste versuchen, die Situation in den Griff zu bekommen. Zum Glück kam gerade Anne wieder zurück, die sich das Zusammentreffen von Konrad und mir natürlich nicht entgehen lassen wollte. Sie hatte die Mädels am Eingang noch mal scharf gebrieft, dass nur reindurfte, wer auf der Liste stand.
Anne, die Konrad seit Jahren kannte, nahm ihn mit ins Getümmel, nachdem ich versprochen hatte, ihn später anzuhören.
Edward war richtig sauer, eine Seite, die ich so gar nicht an ihm kannte und auch nicht erwartet hatte.
Seine Augen verengten sich, und die Grübchen verschwanden völlig, als er seine Stimme viel zu sehr anhob. »Was soll das eigentlich? Von einem Tag auf den anderen brichst du ohne Erklärung den Kontakt ab, beantwortest keinen Anruf und keine SMS mehr! Ich dachte, wir wären Freunde!«
Ich zog ihn die Treppenstufen hoch, ins Clubhaus hinein und in ein kleines Seitenzimmer, in dem die Bediensteten ihre Jacken abgelegt hatten. Schnell schloss ich die Tür und antwortete so beherrscht wie möglich: »Freunde? Wem willst du das eigentlich einreden? Dir oder mir? Wenn du nicht wahrhaben willst, dass wir uns und allen etwas vormachen, bitte! Aber ich werde nicht bei deiner Heirat applaudieren und dir freundschaftlich auf die Schulter klopfen, während ich innerlich sterbe. Den Kontakt habe ich abgebrochen, um Abstand zu dir zu bekommen und es dir und mir leichter zu machen.«
Edward fuhr sich nervös durch die Haare. »Und weshalb fühlt es sich dann nicht leichter an? Wieso vermisse ich dich und muss die ganze Zeit an dich denken?«
Wollte er im Ernst darauf von mir eine Antwort? Ich holte tief Luft und trat einen Schritt zurück. Wir standen viel zu nah beieinander, und seine Nähe machte mich schon wieder schwindelig. »Weil es uns beide erwischt hat, von Anfang an«, sagte ich. »Aber du heiratest in wenigen Monaten, ich habe einen Exmann und ein Leben in Berlin, auch wenn ich hier gerade eine Auszeit nehme. Bist du bereit, alles, was du hast, aufs Spiel zu setzen und es für eine Frau zu riskieren, die du erst kurze Zeit kennst? Ich denke, nicht; und deshalb haben wir keine andere Wahl, als einander aus dem Weg zu gehen. Sonst leben wir beide eine Lüge und werden nie glücklich werden, weil wir uns gegenseitig blockieren.«
Edward stieß wütend mit einem Fuß gegen die Tür, weil er verzweifelt war und wusste, dass ich recht hatte. »Was für ein beschissenes Timing! Warum haben wir uns erst jetzt getroffen und nicht früher? Wie soll ich denn weitermachen, wenn ich weiß, dass es dich gibt?«
Dieselbe Frage hatte ich mir, seit ich ihn kannte, immer undimmer wieder gestellt, aber eine tröstende Antwort hatte ich nicht darauf gefunden.
Stattdessen entgegnete ich, was am vernünftigsten klang. »Mit der Zeit wirst du mich vergessen und ich dich. Die Erinnerung wird verblassen, und schließlich werden wir nur noch ganz selten aneinander denken, und irgendwann hast du kein Bild mehr von mir im Kopf. Dann hast du deinen Seelenfrieden wieder.« Ich versuchte, so überzeugend wie möglich zu wirken, obwohl ich selbst kein Wort von dem glaubte, was ich da sagte. Zumindest im Augenblick noch nicht.
Bevor ich weitersprechen konnte, drückte mich Edward an die Wand und küsste mich ohne Vorwarnung. In diesem Kuss lagen so viel Leidenschaft, Verzweiflung und Schmerz, dass ich fast losgeweint hätte.
Abrupt riss er sich los, sah mich verletzt an und rief mit bebender Stimme: »Und wirst du diesen Moment auch vergessen können? Ich nicht!«
Ohne meine Antwort abzuwarten, stürmte er aus dem Zimmer und an Anne und Konrad vorbei, die
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