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Fremd küssen. Roman

Fremd küssen. Roman

Titel: Fremd küssen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
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»Denen schlage ich die Fresse ein!«, krakeelt Pitbull am Telefon. »Und Dead or alive kann die Reste fressen. So nicht. So nicht!« Er will sofort mit Pinki zu der Lotteriezentrale fahren, wir können sie nur mit Mühe und Not davon abhalten. Nützen würde es ja doch nichts.
    Viel peinlicher finde ich die Tatsache, jetzt alle Leute wieder anrufen zu müssen, um ihnen mitzuteilen, dass der Lottogewinn leider keiner ist. Aber was habe ich denn schon noch zu verlieren?
    Tom ist so lieb. »Mach dir nichts draus, Caro«, sagt er. »So viel Geld hätte dich bestimmt verändert und dann wärst du nicht mehr dieselbe gewesen!« Klar. Attraktiv und begehrenswert wäre ich dann gewesen. Ich versuche, alles zu vergessen.
     
    In der Redaktion läuft es beschissen, ich komme kaum mit dem ganzen Kram nach, weil ich ja heute später gekommen bin wegen Frau Lotterie, aber alle haben Verständnis dafür und wir trinken trotzdem den Sekt, der auf meinen Gewinn gekauft wurde. »So was kann aber auch nur dir passieren«, meint Henning fassungslos. »Ich kenne niemanden, der den Mist so anzieht wie du.« Jo meint, ich solle vielleicht in dem Partyzug nicht mitfahren, weil es wegen meiner Anwesenheit sonst Komplikationen geben könnte. Das wäre natürlich nicht so gut. »Mach dir an dem Tag einfach was Leckeres zu essen, bleib zu Hause und schau fern, dann kann auch nichts passieren. Wir machen das schon«, sagt er freundlich. Gleich drehe ich ihm die Gurgel um. Ich organisiere diesen ganzen Kram und dann soll ich nicht mitfahren? Wer hat sich denn darum gekümmert, dass gesponsertes Essen und Trinken da ist? Wer hat denn dafür gesorgt, dass der Sender keinen Cent selbst vom Etat bezahlen muss und alles durch Fremdgelder abgedeckt wird? »Ich fahre auf jeden Fall mit«, sage ich. »Die Früchte seiner Arbeit will man ernten.« Toller Spruch.
     
    Abends fahren wir alle in die Erichstraße. Tom meint, dass die Möbel für den Fetischbereich zum Wochenende fertig werden, also müssen wir nach Bremen fahren und sie abholen.
    Also, ich muss schon sagen, ich bin platt, als wir vor dem Haus stehen. Alles geweißt, alles wie neu und nichts erinnert mehr an die alte Bruchbude, die das Haus vor ein paar Wochen noch war. Die Arbeiter, die Pitbull besorgt hat, geben wirklich alles. Dann gehen wir rein und es wird noch besser. Der Empfangs- und Barbereich ist komplett fertig, die meiste Arbeit ist noch im Obergeschoss zu leisten und die Bäder sind in der Mache. Pitbull und Richard laufen wichtigtuerisch mit Grundrissen und Bauplänen durch die Gegend und kommandieren die Handwerker herum. Der Keller wäre fertig, nur die Möbel fehlten noch, meint einer der Maler zu mir. Tom zieht mich natürlich sofort mit nach unten. Mir stockt der Atem. Ich komme mir vor wie in einer Folterkammer aus dem Mittelalter. Davon abgesehen, dass es überhaupt keine Fenster mehr gibt (eine Klimaanlage wurde eingebaut), stehen die Utensilien aus der Boutique Bizarre in hundertfacher Ausfertigung herum. Überall befinden sich dicke Eisenringe, zu den vorhandenen wurden noch welche zusätzlich angebracht. Wenn die Sachen von Toms Bekannten hier noch reingestellt werden, hat niemand mehr was zu lachen. Ich fühle mich unwohl und erschrecke zu Tode, als aus dem Nichts Pitbull vor mir steht. Bestimmt legt er mir gleich Daumenschrauben an. Aber er sucht nur eine tragende Wand, um zu kontrollieren, ob sie auch wirklich noch da ist. Weil wenn nicht, kriegen wir ein Problem.
     
    »Carolin, wann erscheint die Anzeige eigentlich in diesem Happy Dingsda?«, will Pinki wissen. Morgen erscheint die. Ich bin ja mal gespannt.
    »Leute! Wir müssen uns jetzt ums Personal kümmern. Nicht immer sagen, jaja, morgen, morgen. Das ist völlig unprofessionell. Was ist mit dieser Mausi und ihren Freundinnen?«
    Huch, da wollte ich ja anrufen. Vergessen. Alte Frau, die ich bin, ja. »Ruf diese Mausi an und sag ihr, sie soll ihre Weiber einpakken und in ’ner Stunde beim Schorsch sein.«
    Pitbull ist wirklich zum Kotzen, ständig muss er alles bestimmen. Aber weil er ja eigentlich Recht hat und ich mich wirklich um das wenigste kümmere, rufe ich Mausi an. Sie ist am Apparat, noch bevor der erste Klingelton vorbei ist.
    »Helllllllooooooouuuuu«, sagt Mausi affektiert. Vielleicht erwartet sie einen Anruf von Til Schweiger, der sich bei ihr über verdorbenes Grillfleisch beschweren will. Aber als sie merkt, dass nur ich es bin, ist sie wieder gleich die Alte. »Geilcooler Termin, in ’ner

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