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Fremd küssen. Roman

Fremd küssen. Roman

Titel: Fremd küssen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
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Windelfetischisten geben?« Er rutscht unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Auf seinem Hals bilden sich kreisrunde rote Flecken.
    »Natürlich«, höre ich mich cool antworten. »Das wird der größte Raum. Schließlich wollen wir ja, dass auch Sie sich bei uns wohl fühlen!«
    Alle schweigen. »Danke. Danke«, hören wir Herrn Kamlade murmeln. »Das ist ganz wunderbar.«
     
    Zehn Minuten später stehen wir vor der Bank. Herr Kamlade hat uns zugesichert, dass wir spätestens Ende der Woche von ihm hören werden. Aber er sei sehr zuversichtlich (warum wohl, hm?).
    Pitbull ist total begeistert, schlägt Tom und Richard auf die Schulter und nennt sie »ganze Kerle«. Minutenlang stehen wir vor der Bank und lachen, weil wir uns vorstellen müssen, wie Herr Kamlade wohl in Pampers aussieht und mit einem Schnuller im Mund. Pitbull geht eben rasch zu einem Kiosk und kommt mit zwei Flaschen Sekt zurück. Denn darauf, sagt er, muss man einen heben. Auch wenn es auf offener Straße ist. Ach, wenn es Alkohol nicht gäbe! Wir köpfen den Sekt und trinken aus der Flasche. Dann singen wir lauthals: »Einer geht noch, einer geht noch rein.«
    Richard sieht echt süß aus mit seinem Hochzeitskleid. Er hüpft auf dem Bürgersteig herum und Tom schwuchtelt hinter ihm her und schwingt aus Spaß die Peitsche, während Gero, Pitbull und ich schreien vor Vergnügen.
    »Guten Tag«, höre ich plötzlich jemanden neben mir sagen. Ich drehe mich um. Vor mir steht Susanne, die unser Treiben fassungslos beobachtet.
    Eine halbe Stunde später sitzen wir beim »Schorsch«. Susanne hat mir »vorläufig die Freundschaft gekündigt«, und zwar »bis ich ihr erklären kann, was dieser
Mummenschanz
auf offener Straße zu bedeuten hat« und »was eigentlich mit mir los ist«. Ach, papperlapapp. Mir doch egal jetzt. Ich will feiern und fröhlich sein. Noch nie war ich um halb sieben abends betrunken. Noch nie. Zwar schon um fünf und um sieben, aber noch nie um halb sieben. Das muss gefeiert werden. Irgendwann gegen neun Uhr kriege ich meinen Moralischen. Ich bin zu dick und eine alte Frau und habe Falten und bin ’ne alte Frau und habe keinen Freund und werde nie einen Freund finden, weil ich zu dick bin und Falten habe und eine alte Frau bin und so weiter. Richard möchte sofort an die Tankstelle laufen und mir Süßigkeiten holen, aber das würde auch nichts nützen. Gero verdreht die Augen.
     
    Mir fällt plötzlich ein, dass ich doch eine Kontaktanzeige aufgeben könnte oder im Internet nach jemandem suchen. Genau! Das mache ich auch. Ich gehe jetzt nach Hause und suche meinen Traummann bei AOL ! Dass ich darauf nicht schon früher gekommen bin. Das geht nämlich ganz einfach. Man gibt sich einfach einen anderen Namen und erstellt so ein Profil und ruck, zuck ist ein reicher Mann da, der einen heiraten will. Ich habe mal einen Artikel über AOL -Bekanntschaften gemacht, da habe ich mir damals auch verschiedene Namen zugelegt und habe Telegramme von ganz tollen Männern bekommen. Der Artikel war echt Klasse. Sofort will ich heim und mir AOL -Namen geben. Und schon morgen bin ich verlobt oder hatte wenigstens guten Sex. Nicht Robert-Redford-Sex.
    Ich lasse die anderen beim Schorsch zurück und fahre mit dem Taxi nach Hause. Im Taxi fange ich an zu weinen und frage den Taxifahrer, ob er mich attraktiv findet. »Jaja«, meint er gleichgültig. Er hätte auch »Jaja« gesagt, wenn ich ihn gefragt hätte, ob ich ihn erdrosseln darf.
    Sofort werfe ich den Computer an. Dabei fällt mir ein, dass ich in meinem Horoskop heute Morgen gelesen habe, dass im Privatleben tolle Sachen passieren werden. Hurra. Hurra. Wo ist Wein, wo ist Wein? Und wo sind Zigaretten? (Zigaretten machen Falten, Wein lässt die Haut aufgedunsen aussehen, aber egal, egal. Bei einer alten Frau spielt das doch keine Rolle mehr.)
    So. AOL starten. Namen erstellen. Welchen Namen gebe ich mir nur? Hm. SieGeilSuchtIhn? Nein. Billig. FrauSuchtMann. Toll. Wie kreativ. Irgendwas Außergewöhnliches. Ich entscheide mich schließlich für »NetteSie 34 FFM «. Das kann alles und nichts heißen. Ich logge mich ein.
    »Willkommen, NetteSie 34 FFM «, erscheint auf dem Bildschirm. Wie ging das doch schnell mit den Chaträumen? Jajaja. Ich kann es noch. Scroll. Scroll. Huch, gibt’s da viele Räume. »Bitte geißle mich«, heißt einer und »Masturbier mit mir«. Neeee. »LiveSexCam« ist auch nichts für mich. Ich konnte Leute noch nie verstehen, die ihren entblößten Unterleib in eine Webcam

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