Fremd küssen. Roman
sind, habe ich kein Wort von ihm vernommen. »Keine Ahnung. Spielwiesen und so halt«, antworte ich und frage mich selbst, was so alles passieren soll. Was passiert in Swingerclubs? Na gut, man will Sex. Sex allein, Sex mit anderen, Sex zu dritt, zu viert oder nur zuschauen. Ein paar Matratzen, gute Beleuchtung und fertig ist. »Hm«, meint Tom. Ob wir auch an die Fetischisten gedacht hätten? Welche Fetischisten? Mir wird plötzlich klar, dass ich mich im sexuellen Bereich wirklich so gar nicht auskenne. Aber bei Enttäuschungen im sexuellen Bereich schon. »Na ja.« Tom wieder. »Habt ihr dann auch Gasmasken für so Leute, die auf Atemkontrolle stehen, und Riesendildos und Servierschürzen und so?« Gasmasken? Ich will eigentlich nuklear niemanden bedrohen, bin aber neugierig. »Na ja … « Tom scheint sich auszukennen. »Gasmasken nehmen sowohl hetero- als auch bi- oder homosexuelle Menschen, um einem Partner die Luft abzudrehen – an diesem Rädchen, das die Sauerstoffzufuhr reguliert. Da kriegt man dann den besonderen Kick. Also den Kick kriegt man dann, wenn man keine Luft mehr bekommt. Diese Fetischisten kommen durch die mangelnde Luft zum Orgasmus.«
Man kann allen Menschen, die keine Luft mehr bekommen, diesen besonderen Kick wünschen. (Mensch, jetzt bin ich doch tatsächlich mit einer Weltraumrakete ins All geflogen. Garantierte Sicherheit. Komisch, da vorne öffnet sich eine Luke. Waaaah. Soll sich gar nicht öffnen, die Luke. Zu spät. Ich fliege in meinem Astronautenanzug ins unendliche All und merke, dass ich keine Luft mehr kriege. Mist, ich ersticke unter meiner Maske. Zum Glück bin ich Fetischist und genieße es, wenn die Sauerstoffzufuhr nicht mehr funktioniert. Herrlich. Herrlich. Herrlich.)
Richard pustet sich seine lackierten Nägel trocken. »Was gibt es denn für Transen?«, will er neugierig wissen. »Ihr müsst dann schon Outfits und so dahaben und auch Programm bieten.«
Ich esse entnervt ein paar Cashewkerne (durch den Fettgehalt sprießen innerhalb von drei Sekunden Pickel in meinem Gesicht, was aber sowieso egal ist, denn ich bin ja eine alte Frau) und denke darüber nach, dass ich es für sinnvoll halte, den Bankmenschen morgen keine Details über die geplanten Fetischräume zu erzählen. »Das Beste ist«, sagt Gero »wir kommen morgen mit! Dann klären wir gemeinsam auf der Bank gleich alle Details.«
WOHER WEISS DIESE SCHWUCHTEL EIGENTLICH IMMER , WAS ICH GERADE DENKE ???
Tom aber will vorerst noch mehr erfahren. »Was ist mit SM ?« Hurra, ich kenne mich aus! »Du meinst, mit Sklaven und Herren und so?«, werfe ich in den Raum (Bähbähbäh. Gero hat mir alles über dich erzählt. Und WER hat aus meiner alten Schüssel Cola getrunken, WER ??? Du, Tom, du Sklave! Ha!!!).
»Genau! Ich sage nur: Handschellen, Halsbänder und so sind erschwinglich. Und einen Rohrstock kriegst du in jedem Gartenmarkt. Aber was ist mit Stahlkäfigen, Streckbänken, Strafböcken und so weiter? Das kostet richtig Geld! Und die richtigen Schlaginstrumente auch. Mein letzter Herr hat mal für eine Black-Snake-Bullenpeitsche dreihundert Euro ausgegeben!« (Das sind vier Paar hochwertige Schuhe, VIER PAAR !!!) Tom hält einen SM -Raum für unbedingt notwendig. Ich sage, dass ich mich damit nicht auskenne, woraufhin er mir anbietet, das nötige Equipment gemeinsam zu beschaffen, er, Tom, würde mir mit Rat und Tat zur Seite stehen. »Danke, Tom«, sage ich. Er ist wirklich ein lieber Kerl.
Zum Glück bleiben mir weitere Diskussionen über Sadomasochismus erspart. Für heute.
9
Ich fühle mich immer noch alt, als ich am nächsten Tag aufstehe. Das mag daran liegen, dass ich mal wieder (wann eigentlich nicht???) zu spät ins Bett gekommen bin. Gero und Tom sind erst gegen halb zwei gegangen und Richard wollte nachts noch anfangen, meinen Dielenboden zu erneuern. Zum Glück konnte ich ihn davon abhalten und auf den Tag vertrösten. Deswegen weckt mich auch gegen halb sieben nicht mein Wecker, sondern das Geräusch der Schleifmaschine. Ich habe Kopfschmerzen. Wann habe ich die eigentlich nicht? Trotzdem bin ich irgendwie beschwingt. Heute gehe ich mit Pitbull zur Bank. Während ich mir die Zähne putze, denke ich darüber nach, zu welcher Bank wir eigentlich gehen. Zu der von Pitbull wohl. Meinen Bankmenschen müsste ich erst vorbereiten. Herr Wartenburger, der übrigens immer Mickymaus-Krawatten zu seinen spießigen Anzügen trägt, wäre mit Sicherheit überfordert mit der Situation.
Ich werde
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