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Fremd küssen. Roman

Fremd küssen. Roman

Titel: Fremd küssen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
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nur daran denken, dass er mich vielleicht nachher fragen wird, ob wir den Abend wieder zusammen verbringen. Bestimmt wird er. Bestimmt. Ich WEISS es.
     
    Um 21 Uhr sind 48 Minuten des Filmes fertig synchronisiert. Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen. Was wird jetzt passieren? Marius redet noch ein paar Worte mit dem Herrn Steiger und ich komme mir ein bisschen doof vor, so im Eingangsbereich auf ihn zu warten, obwohl wir ja gar nicht verabredet haben, dass ich auf ihn warte. Aber ich bringe es nicht fertig, so cool zu sein und einfach »Tschüs« zu sagen oder zu gehen. Irgendwann kommt er. Endlich. Wieder gehen wir zusammen raus. Ich möchte ab sofort immer mit Marius irgendwo rausgehen. Am liebsten würde ich eine vorbeilaufende Frau am Arm festhalten und brüllen: »Schauen Sie! Ich habe mit diesem Mann eben das Haus verlassen. Wir gehören zusammen!« Aber das geht natürlich nicht. Ich bin trotzdem atemlos vor lauter Anspannung.
    Schließlich lächelt Marius mich wieder an. Ich lächle zurück. »Hallo!«, ruft er. Was ich nicht ganz verstehe, denn erstens haben wir uns nicht eben erst getroffen und zweitens muss er nicht so laut sein. Vielleicht sollte das aber auch Spaß sein. Also nehme ich meinen ganzen Mut zusammen und rufe mindestens genauso laut zurück: »Ja-ha! Hast du Lust, mit mir heute Abend noch was zu unternehmen?« Marius hat mich aber ganz offensichtlich gar nicht gemeint, denn er blickt über mich hinweg. Er meint jemand ganz anderen. Viel zu spät merke ich, dass hinter mir jemand steht. Als ich mich umdrehe, wird mir schlecht.
    Es ist Susanne.
    Erst während ich die Straße runterlaufe, ohne mich noch einmal umzudrehen, fällt mir ein, dass ich Marius immer noch nicht gefragt habe, was er beruflich macht. Ist auch überflüssig. Jetzt weiß ich es ja.
     
    Was für eine Blamage. Wie konnte mir das wieder passieren? Warum immer mir? Warum? Nie hätte ich gedacht, dass ich eine solche Kondition habe, ich renne und renne, als ob ich vor allen Peinlichkeiten dieser Welt davonlaufen wollte.
    Irgendwann bin ich im Park angelangt und setze mich auf eine Parkbank. Unter eine Trauerweide. Zwei anabolikageschwängerte Jogger keuchen vorbei.
    Ich hole mein Handy aus der Tasche. Wen könnte ich nur anrufen? Gero. Aber das geht nicht. Auf gar keinen Fall. Gero kann ich nicht anrufen. Gero werde ich nie wieder anrufen. Mit Gero werde ich nie wieder im Leben sprechen.
    Eine Minute später wähle ich Geros Nummer. Gero ist zu Hause. Ich traue mich nicht, etwas zu sagen. Das Einzige, was ich nach einer Weile rausbringe, ist: »Ich bin’s.« Stille in der Leitung. Schweigen.
    Und dann die Erlösung: »Caro, mein Schatz. Ich bin so froh, dass du anrufst. Ich hab dich so schrecklich vermisst. Ist irgendwas passiert? Kann ich dir helfen?« Ich fange an zu heulen.
     
    Nein, also, dass man so lange am Stück weinen kann. Wo kommt das ganze Wasser eigentlich her? Ich sitze in Geros Küche und habe eine ganze Rolle Küchentücher verbraucht. Gero springt herum und kocht Malventee und Spaghetti und lässt mir Badewasser ein. Während ich auf dem Küchenstuhl von Geros Oma sitze, merke ich, wie sehr ich ihn vermisst habe. Obwohl unser Streit gerade mal zwei Tage her ist. Normalerweise telefonieren wir fünfmal täglich.
     
    Während ich in der Badewanne liege, erzähle ich ihm alles haarklein. Was ich an Gero schätze, ist, dass er nie doofe Zwischenfragen stellt, aber alles mit »O Gott!«, »Nein!«, »Ach du liebe Güte!« und »Ich glaub das alles nicht!« kommentiert. Das bestärkt einen darin, weiterzureden. Außerdem ist Gero nicht nur ein perfekter Hausmann, sondern auch ein klasse Badezusatzkäufer. Bestimmt 10 verschiedene Duftrichtungen stehen in einem Ikea-Regal. Ich räkle mich in Pfirsich-Jojoba-Schaum. Wenn die Situation nicht so schrecklich wäre, würde ich mich fühlen wie die Tante in der Nivea-Werbung, die mit hochgesteckten Haaren in einer frei stehenden Badewanne in einem ungefähr 100  m 2 großen Badezimmer im Wasser liegt und Champagner schlürft, während sich eine kesse Locke selbständig macht und verführerisch in ihr durch glanzreduzierendes Feuchtigkeits-Fluid mit Frische-Kick makelloses Gesicht fällt. »Nein, nein, nein!«, sagt Gero. »So eine Frechheit. Das hast du wirklich nicht verdient, meine Kleine.«
    »Das Beste weißt du aber noch gar nicht«, schluchze ich (ist das herrlich, sich bemitleiden zu lassen). Und dann erzähle ich ihm die Geleebananen-Story.
    Gero setzt sich

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