Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fremd küssen. Roman

Fremd küssen. Roman

Titel: Fremd küssen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
Vom Netzwerk:
er Recht.
    Gero öffnet eine Flasche mit trockenem Weißwein. Aber der Kummer lähmt mich so, dass ich gar keine Lust auf Wein habe. Dieser Zustand ist allerdings nach einer Minute vorbei und deswegen stoße ich mit Gero an.
    »Auf das Leben und die Liebe«, schwafelt er. »Und darauf, dass mein Schatz endlich glücklich wird! Du hast es soooo verdient.«
    Wir schauen dann »Harry und Sally«. Wenn ich doch nur so aussehen würde wie Meg Ryan. Unglaublich, dieses süße Grübchen am Kinn. Billy Crystal ist nicht ganz mein Typ, aber sehr charmant. Ach je, und zum Schluss finden sie zusammen. Der schönste Satz, den Harry zu Sally sagt, ist der: »Wenn man feststellt, dass man für den Rest des Lebens mit jemandem zusammenbleiben will, dann möchte man, dass der Rest des Lebens so schnell wie möglich beginnt.«
    Mein Handy klingelt. Ha! Das ist bestimmt Marius, der sich bei mir entschuldigen will. Nein, mit mir nicht. Schnell gebe ich Gero das Telefon. Aufgeregt starre ich ihn an. Aber er meint nur »Hallo« und: »Echt? Das ist ja toll. Ja, ich kann. Warte, ich geb sie dir.«
    Es ist Pitbull. Er war mit Richard im Baumarkt, sie haben für Tausende Euro Sachen bestellt und sind jetzt bei Pitbull zu Hause, um auf die neuen Bretter, Schrauben und was weiß ich nicht alles anzustoßen. Ich höre Richard im Hintergrund schon klopfen und sägen. Morgen, meint Pitbull, müssten wir alle in die Erichstraße fahren und endlich mal in die Gänge kommen. Er, Pitbull, hätte sich überlegt, dass in ungefähr sechs Wochen alles fertig sein soll und wir den Club dann eröffnen. Ich sollte mir schon mal Gedanken darüber machen, wie das Ganze pressemäßig an den Mann gebracht werden kann. Einen Namen hat er auch schon: »Endstation.« Ich frage ihn, wie er auf »Endstation« kommt. Ja, ob ich denn gar keine Ahnung hätte. Schließlich wäre die Erichstraße eine Sackgasse, wie soll man einen Swingerclub, der in einer Sackgasse liegt, denn sonst nennen außer »Endstation«? »Warum nennen wir ihn nicht ›Sackgasse?‹«, erdreiste ich mich zu fragen. »Das passt doch. Jeder Sack findet seine Gasse. Hihi.«
    Aber Pitbull ist im Moment auf dem »Ich bin ein wichtiger Geschäftsmann«-Trip und duldet keine Kritik. »Das Ding heißt ›Endstation‹. Punkt.«
    Ich hoffe, dass er irgendwann wieder so normal ist, um zu verstehen, dass man diesen Club
so
nennen sollte, dass jeder auch gleich weiß, um
was
es hier geht. Wenn wir ihn Endstation nennen, haben wir womöglich nur Drogenabhängige und Obdachlose zu Gast.
    Wir verabreden, uns morgen um 21 Uhr zu treffen. Früher kann ich nicht, da ich ja diesen doofen Film bei »NewStyle« fertig synchronisieren muss. Mir graut es davor, Marius wiederzusehen. Ich werde morgen bei Frau Ihlenfeldt von »NewStyle« anrufen und fragen, ob die Möglichkeit besteht, unsere Rollen separat zu sprechen. Aufgrund persönlicher Differenzen. Das hört sich gut an. So mache ich das.
     
    Als ich um 23 Uhr endlich nach Hause komme, habe ich drei Nachrichten auf meinem Anrufbeantworter. Bestimmt Marius und Susanne. Susanne bestimmt zweimal. Gut, gut, dann höre ich mir das Gesülze eben an. Werde aber auf gar keinen Fall zurückrufen.
    Ich habe Pech. Ist zweimal mein Vermieter und einmal meine Freundin Alex. Mein Vermieter will wissen, ob ich die Kündigung denn erhalten hätte, und ach, wie Leid ihm das täte, aber ich müsste Verständnis haben. Ja, ich hab die Kündigung erhalten und weiß, dass ich bis zum 15 .Mai ausgezogen sein muss, damit seine tolle Tochter mit ihrem tollen Stecher in MEINE Wohnung ziehen kann. Beim zweiten Anruf will er wissen, ob ich den ersten Anruf erhalten habe. Herrje. Ich weiß, ich weiß, ich hätte mich schon längst um eine andere Wohnung kümmern müssen, aber wann? Es ist ja dauernd irgendwas anderes. Ich muss morgen mal Pitbull fragen. Oder Richard. Ob er schon zu Hause ist? Ob ich mal hochgehe? Ach nein, dann muss ich mir stundenlang anhören, wie in der Erichstraße alles umgebaut wird und welche Wände rausgebrochen werden und so weiter. Dazu hab ich jetzt keinen Nerv.
    Ich glaub, die Alex ruf ich morgen mal an. Wir kennen uns seit der vierten Klasse und haben die achtziger Jahre gemeinsam durchgestanden. Streit hatten wir in den ganzen Jahren nur einmal, als ich mir mit 14 Alex’ nagelneuen HEAD -Mantel borgte, weil ich bei meinem Freund Thorsten damit Eindruck schinden wollte. Dummerweise wälzten wir uns auf einer nassen Wiese herum und der superteure Mantel war

Weitere Kostenlose Bücher