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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Damals habe ich gedacht, sie bringt ihn um.« Loser hatte einen Schuhkarton gefunden und fing an, die Servietten hineinzufalten. »Und dann der Professor, für den sie als Assistentin gearbeitet hat. Sie ist in sein Computersystem eingedrungen - der Typ ist Genealoge - und hat seine Dateien aufgemischt. Sie konnte ein ganz schöner Spaßvogel sein.«
    »Ob jemand überhaupt eine Verbindung zwischen den Servietten und diesem Taschentuch gezogen hätte?« hatte Ellen weiter überlegt. »Wie dem auch sei, sie hat es vermutlich gar nicht mit Absicht getan.«
    Woraufhin Jury gemeint hatte: »Vielleicht doch. Es tut mir richtig leid, daß ich Beverly Brown nicht kennengelernt habe.«
    Melrose nun auch, während er zu einem kleinen Mobile hochschaute, das an einem Draht über ihm hing: Ein Hai jagte einen Schwarm kleiner Fische. Er berührte sie mit den Fingerspitzen, woraufhin sie alle wie wild durch die Luft schwammen. Er wollte sich zum Thema John-Joy vorarbeiten und kam zu dem Schluß, daß er wohl kaum etwas preisgab, wenn er es auf die direkte Tour anfing. »Morde passieren in Ihrer Stadt auch reichlich, was? Ellen hat erzählt, in einer Gasse sei ein Mann ermordet worden, der mit dem Burschen, den ich draußen gesehen habe, bekannt war. Milos? Heißt er so?«
    »Genau, ja. Richtig, Milos kannte den Mann. Mittlerweile habe ich erfahren, daß sie sogar dick befreundet waren. Er kam immer hierher. Kann mir allerdings schlecht vorstellen, daß sie großartig miteinander geredet haben.« Wieder lachte Loser. Als sei das seine normale Reaktion auf das Unglück anderer. »Übrigens bezahle ich ihn. Er ist eine Art Angestellter. Er trägt entscheidend zur Atmosphäre bei, finden Sie nicht?«
    Wenn man diese Atmosphäre mochte, dachte Melrose, und Wes und Jerry fielen ihm ein. Außerdem erinnerte Alan Loser ihn an Theo Wrenn Browne. Bis auf die Tatasche, daß Theo keinen Funken Charme besaß und Alan Loser jede Menge, waren sie sich merkwürdig ähnlich darin, wie sie sich am Pech anderer ergötzen konnten.
    »Milos behauptet, er habe die Leiche in Cider Alley gefunden. Das hat er der Polizei gegenüber angegeben.«
    »Stimmt das?« fragte Melrose.
    Loser zuckte die Achseln. »Mit Milos zu kommunizieren ist nicht gerade leicht.«
    Für manche Leute war es aber leicht.
    Milos und der Hund saßen auf einer Decke, und Milos öffnete eine flache, weiße Schachtel.
    Aus einem Parkplatz, den Hughie gerade ansteuerte, fuhr ein Auto mit einem blauweißen Würfel auf dem Dach: Domino’s Pizza - Frei Haus.

Kapitel 30/I
    »Ham Sie jetzt Zeit fürs Aquarium?«
    »Nein. Zurück nach Fells Point.«
    Enttäuscht sackte Hughie in seinen Sitz. Schweigend fuhren sie die Howard Street hinunter, dann fragte er: »Fliegen Sie auch in ’n. Westen, wenn Sie schon mal hier sind? Sehn sich den Grand Canyon an und das alles?« »Leider nein. Wir sind nur für ein paar Tage hier,« »Schlecht. Ich, ich reise, wann immer ich kann. Seit die Frau tot ist, wissen Sie. Is richtig mein Hobby geworden.« Er drehte sich um und schaute Melrose an. »Ich verrat Ihnen ’n Geheimnis. Wissen Sie, wie man ’ne Stadt am besten kennenlernt oder ’ne Gegend, wo man noch nie war?«
    »Man nimmt ein Taxi?«
    »Nöh. Nicht alle Taxifahrer sind so wie ich. Die meisten
    kennen die interessanten Orte gar nich. Nein, Sie müssen sich einen Makler nehmen. Niemand kennt eine Gegend besser als die Makler. Fahren Sie mit einem von denen, wissen Sie in kürzester Zeit alles drüber.«
    »Aber dann müssen Sie sich doch auch die Häuser anschauen.«
    »Ja, klar. Mögen Sie keine Häuser? Ich schon. Ich sehe gern, wie andere Leute wohnen. Und die Preisklasse können Sie sich ja auch aussuchen. Wenn Ihnen Boca Raton gefällt, kutschieren Sie einfach da rum.«
    »Wo ist Boca Raton?«
    »In Florida. Erst letztes Jahr war ich da. Hab ich ein Auto gemietet? Teufel, nein. Warum Geld zum Fenster rauswerfen? Ich hab mir ’nen Makler genommen.«
    »Aber was, wenn Sie lieber in der Sonne liegen als Häuser anschauen?«
    »Na ja, Sie latschen doch nicht den ganzen Tag mit dem Typ rum. Paar Stunden - drei vielleicht. Er besorgt die Fahrerei, die Sprüche über die Sehenswürdigkeiten, Sie setzen sich hin und glotzen. Wissen Sie, ich kann das mittlerweile aus dem Effeff. Ich lese mir durch, wo ich hin will, rufe ’nen Makler in Baltimore an und sage, ich will umziehen, und er soll mir ’nen Makler da besorgen, wo ich gerade hinwill. Mit Maklern rumzufahren macht wirklich Spaß. Sie

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