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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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dasselbe. Die Gesetze der Erstgeburt sind sehr streng. Nur wenn Charles, sein Sohn William und sein anderer Sohn Harry sterben oder abdanken, nur dann tritt Prinz Andrew auf den Plan.«
    Jetzt standen sie in einem abgedunkelten Bereich, in dem die kleinen, dunklen Laternenfische aufleuchteten wie Glühwürmchen.
    Mit der Rolltreppe fuhren sie eine Etage höher in den Regenwald: gigantische Palmen in dichtem, warmem Dunst, es krächzte und tschilpte. Wirklich eine außerordentlich gelungene Simulation, dachte Melrose.
    »He, jetzt schauen Sie sich die Flamingos an! Ich hatte ganz vergessen, daß sie Flamingos ham.«
    »Das sind doch keine Flamingos«, sagte Melrose verdrießlich.
    »Aber ja doch. Sehn Sie doch, wie leuchtendrosa sie sind, und die wirklich dünnen Beinchen.«
    »Für Flamingos sind sie zu klein.«
    »Und was sind sie sonst?« fragte Hughie herausfordernd.
    »Weiß ich nicht.«
    Eine Weile lang schwieg Hughie und schaute die rosafarbenen Vögel an. »Und was ist mit Prinzessin Anne? Darf die nicht auch mal?«
    »Ganz zum Schluß. Anne steht ganz am Ende der Schlange. Die Brüder und männlichen Erben müßten alle erst das Zeitliche segnen.«
    »Die ganzen Kinder? Vor den Frauen? Was für eine Chauvi-Bande!«
    »So kann man’s auch sehen. Aber nicht so schlimm wie bei den Linien, wo nur die Männer die Titel erben können. Stirbt der letzte männliche Nachkomme, finito.«
    »Wie bei den Delawares.«
    »Ja, wahrscheinlich.«
    »Haben Sie Geschwister?«
    »Nicht Bruder noch Schwester.« Sie waren halb um das Gehege herumgelaufen, und Melrose beugte sich über ein schmales weißes Schild, das den Besucher über die Bewohner informierte. »>Roter Sichler<. Es sind Ibisse. Die rosafarbenen Vögel.«
    »Gucken Sie, da«, sagte Hughie und zeigte auf einen braungefleckten, dünnbeinigen Vogel, der sich davonschlich wie ein Dieb. »Ein Fasan.«
    »Glaube ich nicht.«
    »Klar. Ich jage doch immer. Ein Fasan.«
    Erbost über Hughies Sturheit schaute Melrose sich nach einer Beschreibung um. »Warum sollten sie einen Fasan in den Regenwald stecken?«
    »Weiß man’s?«
    In der Wärme und Feuchtigkeit wurde Melrose schläfrig. »Wahrscheinlich sind es die Ibisweibchen.« Aber Hughie war schon weitergezogen. Melrose suchte das Unterholz nach dem exotischen Leben rund um den Äquator ab, von dem ein Schild behauptete, es sei in den dichten Binsen und übrigen Gewächsen versteckt und wenn man genau hinschaute, würde man es finden. Aber das einzige, was er sah, war der blöde Vogel, der daherstelzte.
    Hughie winkte ihm, damit er sich eine Tarantel anschaute, und Melrose ging unter ein paar krächzenden Papageien vorbei, die ihn an die Aliceanna Street erinnerten. Er bedauerte, daß er Jip nicht mitgenommen hatte, aber sie war wahrscheinlich ohnehin in der Schule. Allzu-viele Lichtblicke hatte ihr Leben da über dem Laden sicher nicht.
    Er blieb stehen und schaute sich einen Blauen Pfeilgiftfrosch an, einen von vielen winzigen Fröschen, nicht größer als sein Daumennagel, eingeschlossen in die grünen Schatten ihrer Pseudosavanne.
    Dann begaben er und Hughie sich eine Etage tiefer und drehten eine Runde um die Haifischbecken. Hughie redete immer noch über Adelstitel. »Also, damit ich das richtig verstehe: Sie heißen nicht Caverness, oder?«
    »Mein Name ist Plant. Caverness ist eine Gegend. Wie Devon. Prinz Andrew ist der Herzog von York. Er heißt Windsor.«
    »Und wie stellt man das an, wenn man einen Titel beanspruchen will?«
    Melrose beobachtete einen Schwarm Engelhaie, die vom Nichts ins Nichts schwammen. Schon waren sie wieder da. Na ja, jedenfalls sah es so aus, als ob es wieder dieselben wären. »Sie müßten sich mit dem Crown Office, dem Oberhofgericht, in Verbindung setzen und den Beweis zur Begutachtung den Juristen Ihrer Majestät vorlegen.«
    »Mann, bin ich froh, daß ich mich mit so ’nem Quatsch nich abplagen muß. Bin ich froh, daß ich mir bloß über Bill Clinton den Kopf zerbrechen muß. Und auch das tu ich lieber nich zu oft und nich zu heftig.«
    »Adelstitel sind kompliziert.« Melrose wünschte, Hughie würde endlich mit dem Thema aufhören, denn es erinnerte ihn nur an seine eigenen Titel und an seinen Vater. Das stimmte ihn traurig, noch trauriger stimmte ihn allerdings der Gedanke an seine Mutter.
    Aber er konnte die Erinnerungen nicht verscheuchen. Ihm kam in den Kopf, wie er vor Jahren mit Jury über diesen Burschen Tommy Whitaker gesprochen hatte, einen Marquis. Tommy war nicht

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