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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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letzten beiden Wochen dieses Monats bezahlt.«
    Jury fuhr fort, als habe sie gar nicht gesprochen. »Sehen Sie, für mich kann eine Frau aus anderen als physischen Gründen attraktiv sein. Was Sie nicht sehen wollen, ist der Effekt von Intelligenz und Charakter auf körperliche Schönheit. Ich habe Frauen kennengelernt, die Sie wahrscheinlich absolut spießig fänden, die aber soviel geistige Qualitäten hatten, daß ich nichts dagegen gehabt hätte, den Rest meines Lebens mit ihnen zu verbringen.« Jury lehnte sich zurück, starrte an die Decke und fragte sich, wo er je eine solche Frau gesehen hatte.
    »Wer redet denn vom Rest Ihres Lebens?« Carole-anne mußte sich nur um den Rest des Monats Sorgen machen. Sie biß sich auf die Lippen, stand auf und sagte: »Ich muß mal telefonieren.«
    »So?« Carole-anne hatte kein Telefon. »Benutzen Sie nicht meines? Wie üblich?« Er machte eine großzügige Geste in Richtung des Apparats.
    »Nein, ich gehe runter zu Mrs. W.« Sie schob die Füße in ihre schwarzen Schlappen. »Bin in einer Minute zurück«, rief sie, als sie schon durch die Tür war.
    Jury blieb sitzen, lächelte und schlief ein.

Kapitel 38
    »Und Sie wollen mir weismachen, der Mann hat drei Leute wegen eines fingierten Adelstitels ermordet?«
    »Nein. Wegen Geld und aus Rache - das sind außer Liebe die beiden besten Motive. Es wäre aber nicht das erste Mal, daß für einen Adelstitel ein Mord begangen worden wäre. Im übrigen ist der Titel nicht fingiert. >Alleiniger Herr von Maryland und Avalon, Baron von Baltimore<«, zitierte Jury. »>Avalon, besiedelt von Kolonisten, von George, dem ersten Lord Baltimore, übernommen, dann herrenlos und später Cecil, dem zweiten Lord Baltimore, zurückerstattet.< Dann Charles, dem dritten Lord, dann Frederick, mit dem der Titel ausstarb beziehungsweise de jure wurde. Wenn Sie das als -«
    »Ach, hören Sie auf mit dem Gerede!« Racer schniefte und fuhr mit den Daumen unter die Aufschläge seines Jacketts. Der Anzug war neu. Er wühlte ein halbes Dutzend Faxe durch, schlug auf die Gegensprechanlage und befahl Fiona, die übrigen Faxseiten vorzulegen, die, kurz bevor er in den Club gegangen war, aus dem Polizeipräsidium gekommen waren. »Ich habe es mit eigenen Augen gesehen, Miss Cling-more!« Das Gerät summte nur zur Antwort; Miss Clingmore reagierte nicht. Racer malträtierte den Knopf noch ein paarmal und wiederholte ihren Namen. Keine Antwort.
    Jury schaute sich in dem frisch renovierten Büro um. Neuer Teppichboden, frischer Anstrich. Aber selbst das weiche Licht der indirekten Beleuchtung stimmte Racer nicht milder.
    Wohl aber den Kater Cyril. Während Racer in die Gegensprechanlage blaffte, schaute Jury sich die neuen konkaven Lampen an und bemerkte einen kupferfarbenen Schwanz. Der Schwanz zuckte lässig. Der restliche Cyril lag offenbar auf der Leiste, die ringsherum befestigt worden war, damit die Halogenlampen daraufmontiert werden konnten. Eine Zierleiste verbarg das ganze.
    »Was ist hier so lustig?« Racers Kopf schoß von der Gegensprechanlage hoch, die er mit roher Gewalt zum Gehorsam hatte zwingen wollen.
    »Nichts. Gar nichts. Ich habe nur die Renovierungen bewundert. Sehr schön.«
    »Und teuer. Keine Sorge - alles aus meiner eigenen Tasche bezahlt, falls Sie glauben, ich hätte Steuergelder verschwendet.« Racer grinste hämisch. Hörte auf, hämisch zu grinsen. »Was ist mit dieser Sache in der Tate Gallery? Die Pathologie hat über die Todesursache immer noch nichts Vernünftiges abgelassen.«
    Jury war überrascht. »Ich dachte, es sei ein Schlaganfall gewesen.«
    »Vielleicht.« Racer bemühte sich um eine geheimnisvolle Miene. Erfolglos. »Und die alte Schachtel, die wollte, daß Sie den Fall übernehmen? Sind Sie schon dagewesen?«
    »Sergeant Wiggins ist gerade bei ihr.«
    »Wiggins? Sie wollte Sie.«
    »Ich werde auch noch hingehen. Sie haben vergessen, daß ich im Urlaub bin.«
    »Sie waren gerade erst im Urlaub. Das Leben eines Kriminalbeamten ist kein einziger langer Ferientag, Jury.«
    Ein Klopfen an der Tür, und Fiona steckte den Kopf herein. »Mr. Plant ist am Telefon, er möchte wissen, wann Sie ihn abholen.«
    Jury drehte sich um. »Sagen Sie ihm, in einer Stunde -nein, besser, zwei. Ich muß erst noch nach Hause und ein paar Sachen holen.«
    »Alles klärchen.«
    »Miss Clingmore!«
    Aber Miss Clingmore hatte die Tür schon zugeknallt. Über der Zierleiste erzitterten ein paar kupferfarbene Härchen.

Kapitel 39
    »Ich weiß

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