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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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nicht, was sie damit angestellt hat, alter Kämpe«, flüsterte Marshall Trueblood wutentbrannt. »Ich habe versucht, mich mit Geld bei ihr einzuschmeicheln, ich habe sie mit Gin bestochen. Natürlich hat sie beides angenommen -glauben Sie nicht, sie hätte nicht beides genommen, aber sie leugnet, es je gesehen zu haben: >Keine Ahnung, was Sie meinen, mein Bester. Nie im Leben so was gesehn, ehrlich, nie.<« Marshall ahmte Mrs. Withersbys ginselig heisere Stimme wunderbar nach.
    Die Dame, um die ihre Unterhaltung kreiste, saß auf der anderen Seite des Tresens vor dem Kamin, nahm hin und wieder den kleinen Besen zur Hand, um die Asche wegzufegen, und nutzte die Möglichkeiten weidlich aus, die ihr die Rolle als Aschenputtel bot. Der Prinz (in Gestalt Melrose Plants) hatte ihr schon einen doppelten Gin kredenzt und den Putzeimer auf die andere Seite des Kamins getragen.
    »Los«, bedrängte Marshall Melrose, »Schauen Sie noch mal nach.« Er schubste Melrose ein wenig, um ihn auf den rechten Weg zu bringen.
    Melrose setzte sich wieder hin und erwiderte, ebenso heftig flüsternd: »Hören Sie, ich weiß nur, es war in dem verdammten Eimer! Da kann ich doch wohl jetzt nicht drin herumwühlen!«
    »Was«, sagte Richard Jury und setzte die drei Pints auf den Tisch, »tuscheln Sie schon wieder?«
    »Ach, nichts«, sagte Marshall und legte seinen Armani-gewandeten Arm auf das Fenstersims.
    »Ach, nichts«, wiederholte Melrose und widmete sich dem Kreuzworträtsel in der Times, das er an die verstaubte Plastikrose gelehnt hatte, die den Tisch zierte.
    Jury sah von einem zum anderen. »Na, na, na. Ich bin gleich zurück mit den Würstchen.«
    »Was für Würstchen?« riefen sie ihm unisono hinterher.
    Sofort kam Plant wieder zur Sache: »Sie haben nicht richtig gesucht. Ich war fast eine Woche weg; Sie müssen doch eine Gelegenheit gefunden haben, um in diesen Eimer zu schauen. Mittlerweile hat sie ihn längst ausgeschüttet. Das verdammte Notizbuch schwimmt den Piddle hinunter!«
    »Geben Sie moi nicht die Schuld.« Trueblood schlug sich mit beiden Händen an sein meerschaumgrünes Hemd. »Sie haben es in den Eimer gesteckt. Und sie kippt ihn auch nicht aus, weil sie ihn nie benutzt. Du meine Güte, Withers arbeitet nicht.«
    Wütend beobachteten sie die Ursache ihres Streits, diese alte Schlampe. Der Putzeimer war nun unter dem gegenüberstehenden Kaminstuhl verstaut, so weit von ihr entfernt, wie es ging. Sie hätschelte ihr leeres Glas und rauchte die Zigarette, die sie von Marshall Trueblood geschnorrt hatte.
    »Ich spendiere ihr keinen Drink mehr. Darauf wartet sie doch nur. Das ist Erpressung, jawohl. Glücklicherweise kann sie nicht lesen ... Was macht er denn da?« Trueblood beäugte Jury.
    Er gab Mrs. Withersby etwas, das wie ein riesiger Krug Gin aussah. Und jetzt reichte er ihr wahrhaftig auch noch einen Teller mit Cocktailwürstchen, in denen Zahnstocher steckten. Neuerdings bot Dick Scroggs »FeierabendHäppchen« an. Jury hatte den Teller in der Hand und setzte sich Mrs. Withersby gegenüber. Munter schwatzten sie miteinander.
    Äußerst ergrimmt hob Trueblood sein Bier, gab ein unvermitteltes »Prost!« von sich und sagte dann: »Der Superintendent würde mit der Nelson-Statue auf dem Trafalgar Square reden.«
    »Und sie würde antworten«, sagte Melrose.
    »Die ganze Arbeit«, sagte Marshall. »Es war so gut. Wir schaffen es nie, es noch einmal so zu schreiben!« Er warf den Stift hin, mit dem er auf einem Papier herumgekritzelt hatte, und seufzte.
    »Streiten Sie immer noch?« fragte Jury, stellte den Teller mit den Würstchen auf den Tisch und setzte sich.
    »Wir streiten uns nicht.«
    »Wir streiten uns nicht.«
    »Schreiben Sie was?«
    »Nein.«
    »Nein.«
    Einträchtiges Kopf schütteln.
    »Ich dachte, ich mache mal einen Spaziergang und schaue bei Vivian vorbei«, sagte Jury. »Bevor sie nach Itali-en fährt. Mal wieder. Das Ganze ist doch total lächerlich.« Er schaute Melrose an. »Ich bin sicher, man könnte sie überreden, hierzubleiben.«
    »Versuchen wir das nicht seit Jahren?« fragte Melrose.
    »Hm, Sie haben ihr aber noch nie einen triftigen Grund geliefert, damit sie diese alberne Verlobung löst!«
    Mrs. Withersby hatte in Form von Gin und Würstchen vom süßen Leben gekostet und schlurfte zum Tresen, wo die Teller standen, die Dick Scroggs später wieder mit »Fei-erabend«-Leckereien zu füllen gedachte.
    Melrose Plant sah, wie sie sich schwankend einen Weg durch den Raum bahnte, und

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