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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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der Landebahn abhob, schloß er die Augen, und als die Worte »Bitte anschnallen« erloschen, kletterte er aus seiner eingeklemmten Position über Melro-ses Füße, um seinen Rundgang zu beginnen. Er wollte nicht warten, sagte er, bis ihn diese Attacke von Flugangst wieder überwältigt habe. Da ergreife er lieber Sofortmaßnahmen, besser zu früh als zu spät .
    »Vergessen Sie nicht«, sagte Melrose, der sich als Schlafmittel den grauenhaften Text von Elizabeth Onions einzuverleiben gedachte, »es geht rechts-rechts-rechts und dann links-links-links. Dreimal nach rechts, und dann zurück.«
    Wiggins blieb im Gang stehen und schaute skeptisch drein. »Ich kann mich gar nicht erinnern, daß ich auf dem Herflug die Richtung geändert habe. Sie?«
    »Doch, ja.«
    »Na ja, auf jeden Fall hat es geholfen. Bin in einer Sekunde zurück.«
    Jury schlief, den Kopf auf einem der mickrigen Flugzeugkissen. Angeregt durch die Ereignisse der letzten Woche, schob Melrose den Papagei und die Pepperoni in das Netz vor sich, zog das Notizbuch heraus, das er in Baltimore erstanden hatte, und schraubte seinen Füller auf.
    Schließlich hatte Johanna die Wahnsinnige gesagt (und Madame Onions war ein perfektes Beispiel für ihr Verdikt), daß jeder Idiot ein Buch schreiben könne.
    Nach dem Erfolgserlebnis, am Vorabend die Poe-BrownStory beendet zu haben, schrieb Melrose nun an seinem eigenen Krimi weiter. Nachdem er mit etlichen Titeln herumjongliert und dabei auch an Wilkie Collins gedacht hatte, hatte er sich für Der Opal entschieden.
    Sein Ermittler, ein liebenswürdiger Zeitgenosse namens Smithson, war zwar von der Scotland Yard Mordkommission, aber mit starken Anleihen aus amerikanischen Krimis ausgestattet. Und seit Melrose mitgekriegt hatte, daß zumindest in Amerika weibliche Privatdetektive der Renner waren, hatte er beschlossen, Smithson von seiner überaus intelligenten Frau Nora Hilfe und Unterstützung angedeihen zu lassen. Smithson fuhr ein verbeultes Auto, aber nie ohne seine Katze (namens Chloe), weil auch Katzen extrem populär waren.
    Polly Praed würde ihm bestimmt vorwerfen, er beuge sich den Anforderungen des Marktes. Aber wenn jemand Zugeständnisse an den Markt machte, dann war es Polly. Ihr bisher ziemlich alltäglicher Detective ließ sich neuerdings Alkoholmißbrauch zuschulden kommen, der sich in einer Abhängigkeit von kalifornischem Chardonnay manifestierte. Des weiteren gab es zarte Hinweise auf sexuelle Schwierigkeiten, er versuchte, mit dem Rauchen aufzuhören, und hatte sich einen strengen Gesundheitsplan auferlegt, der erforderte, daß er tellerweise Seetang zu sich nahm. Polly hatte gut reden, dachte Melrose.
    Und, entschied er plötzlich, er würde einen invertierten
    Krimi daraus machen, im Stil von Francis lies, Ja! Er fühlte sich, als säße er wieder mit Elroy im Horse und sähe beim Super Bowl zu. Ja!
    »Was, zum Teufel, machen Sie denn da?« Aus dem Tiefschlaf erwacht, blinzelte Jury ihn an.
    »Ich? Nichts.« Melrose beugte sich über sein Notizbuch. Verflucht, es gab überhaupt keinen Grund, daß Trueblood die ganze Zeit schrieb; seine Phantasie war genauso - Da erinnerte er sich plötzlich wieder an das schwarze Notizbuch.
    Wo war es?
Teil III
GIN LANE
Kapitel 37
    »Wenn Sie hier gewesen wären, hätten Sie ihn kennengelernt. Oder sie.« Carole-anne Palutski wedelte mit den Händen, damit ihre frischlackierten Fingernägel trockneten, und machte sich über ihre Fußnägel her. Mit angezogenen Beinen hockte sie auf Jurys altem Sofa, ein Handtuch unter den Füßen, um den Bezug nicht zu bekleckern.
    Jury war seit einer knappen Stunde wieder in Islington. Er hatte zu Carole-anne hochgerufen, um einen Tee mit ihr zu trinken. Sie war sofort gekommen und hatte ihre Malutensilien mitgebracht.
    »Und wie ist Er oder Sie?«
    »Zum einen ist Er oder Sie höchst kreativ.«
    Das verhieß nichts Gutes. Bei dem Gedanken an Carole-annes Vorstellung von kreativ wurde Jury nervös. »Alt oder jung? Oder mittelalterlich?«
    »Ja.« Sie zog ein Bein an, stützte das Kinn auf das hochgezogene Knie und pinselte los.
    »Ja was?«
    »Er oder Sie ist alt, jung oder mittelalterlich.«
    O Gott! »Carole-anne. Ich wohne hier. Ich wohne seit vielen, vielen Jahren hier. Ich habe ein Recht zu erfahren, wer über mir wohnen wird.« Jury zeigte mit dem Finger nach oben.
    Bei dem Ton zuckte sie nicht mal zusammen. Sie beachtete seine altväterlichen Ermahnungen sowieso nie. »Ich hab ja gesagt«, die perfekte Nase leicht

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