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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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sie und drückte sie. »Sie sind Schriftstellerin, und Schriftsteller leben immer mit einem Risiko. Mehr noch als Musiker oder Maler, denn jeder Dämlack meint doch, er könne schreiben. Vielleicht ist er zu blöd, sich morgens die Zähne zu putzen, aber Teufel auch, er kann einen Stift zur Hand nehmen und schreiben. Deshalb habe ich Beverly Browns Geschichte zu Ende geschrieben - um zu demonstrieren, wie leicht es ein Plagiator hat. Beverly Brown wußte das. Das klingt vielleicht nicht sehr tröstlich. Doch Sie müssen immer daran denken, daß Vicki Salva nur ungeheuer hochstapelt. Sie, Sie sind die echte.«
    Einen Moment schwieg sie, schaute aus dem Fenster und überlegte. Dann sagte sie: »Ich weiß nicht, wann ich nach England kommen kann. Mein Schreibpensum ist die Hölle.«
    »Das, liebe Ellen, ist uns doch allen sonnenklar.«
    Das Fluchtauto raste die 1-95 entlang.
Kapitel 36/II
    Hughie hatte den Kofferraum aufgeklappt und reihte das Gepäck am Bordstein auf; alle Zufahrten waren verstopft. Leute rannten durch die Gegend, Autos hupten.
    Auf einmal fiel Melrose Diane Demorneys Bemerkung ein, und er sagte: »Hughie, eine Bekannte von mir behauptet, daß Baltimore früher Nickel City hieß. Stimmt das?«
    »Ja.« Hughie drehte sich herum, um einem Taxifahrer, der versuchte, sich vorbeizumanövrieren, den Stinkefinger zu zeigen. Dann sagte er zu Melrose: »Ja, Nickel City - das kenn ich auch.«
    »Warum? Sie hat gesagt, daß früher hier Nickel geprägt wurden.«
    Das fand Hughie umwerfend komisch. »Nickel geprägt ... stark. Nein, weil Baltimore so billig war, vielleicht immer noch is, im Vergleich zu D.C. oder New York. Früher konnte man hier vieles für nur nen Nickel kriegen. Ich will Ihnen eins sagen, Kumpel«, Hughie lächelte und knallte den Kofferraumdeckel zu, »Sie sollten aufpassen, wer Ihnen was erzählt.«
    »Das werde ich beherzigen, Hughie.« Melrose entlohnte ihn mit einem fürstlichen Trinkgeld.
    Ellen zog etwas aus der Tasche und gab es Jury. »Das ist für Sie. Von Jip.«
    Jury schaute sich das abgegriffene Foto an. »Das verstehe ich nicht.«
    »Hm, sie hat gesagt, Sie fänden es vielleicht.«
    »Fänden was?«
    Ellen stöhnte. »Angeblich sind Sie Kriminalbeamter.«
    »Aha.« Jury lächelte. »Ich dachte nur, vielleicht hätte sie Ihnen ja noch etwas erzählt, was Sie mir bisher vorenthalten haben.«
    »Nein, hat sie nicht. Außer, daß das Foto von ihr ist, als sie noch jünger war, und sie hat gesagt, daß es vielleicht in London aufgenommen worden ist. Oder einer anderen Stadt in England.«
    Jury schaute sich das Foto noch einmal an, es war ein ganz normaler Schnappschuß mit irgendeinem Gebäude im Hintergrund, und Jip saß auf einer Bank. »Alles klar. Sagen Sie ihr, ich versuche es.«
    »Und Ihnen soll ich auf Wiedersehen sagen, hat sie mir aufgetragen«, sagte Ellen und schaute Melrose ins Gesicht. »Melja.« Dabei lachte sie nicht einmal.
    Das Taxi hinter Hughie drückte auf die Hupe, fuhr an und krachte genau in Hughies Stoßstange. Ein anderer Taxifahrer schrie Hughie an, er solle machen, daß er fortkomme.
    Die vier Fahrgäste standen am Bordstein und beobachteten die Szene: einen Bagatellunfall, bei dem sich natürlich jede Partei in dem sicheren Wissen wähnte, Justitia auf ihrer Seite zu haben.
    Hughie schrie den Unfallfahrer an, woraufhin der ihm kräftig kontra gab und ebenso wie sein anderer aufgebrachter Kollege die Wagentür aufriß und heraussprang zwischen all die Träger und Taschen, Ankommenden und Abfliegenden. Dann flogen nur noch die Fetzen:
    »Fick dich!«
    »Fick dich!«
    »Mann, fick du dich!«
    »Fick dich selber, Typ!«
    Die Litanei der Großstadtstraßen, fickdichfickdichfick-dich, begleitet von den einschlägigen Gesten, ja dich, ja dich! Und dabei war vollkommen klar, daß sie nicht anfangen würden sich zu schlagen. Sie zogen nur ein Ritual durch. Beleidigungen und Verwünschungen prasselten hernieder, die für diese Gelegenheit so notwendig und angemessen schienen wie das Beten in der Kirche ...
    ... bis die Fahrer in ihre Taxis zurückkehrten, die Türen zuknallten, sich aus dem Fenster lehnten und einander ein letztes »Fick dich!« an den Kopf warfen. Aber Hughie feuerte die ultimative Salve ab:
    »- und das Pferd, auf dem du gekommen bist!«
ZWISCHENSPIEL
    Sergeant Wiggins bestand auf dem Sitz in der Mitte und stopfte seine Bromo-Seltzer-Tasche unter den Sitz vor sich.
    Als das Flugzeug zum Start rollte, saß er gegürtet und angeschnallt, als es von

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