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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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>Lady< Kennington bin. Sie erfindet alle möglichen romantischen, kostspieligen Freizeitbeschäftigungen für mich.«
    »Wie die Dinnerparty heute abend?«
    »Von wegen Dinnerparty. Hat sie Ihnen erzählt, die komplette Besetzung von Henry IV, Teil II käme?«
    »Nur Daryl Jackbee. Wenn keine Party ansteht, wozu das unglaubliche Menü? Es sei denn, Elsie hat übertrieben, und in Wirklichkeit gibt’s Kohl und Stampfkartoffeln?«
    »Für mich. Für uns. Sie bleiben doch, oder? Es gibt auch noch exzellenten Sancerre und Stilton mit Aprikosen. Und wenn ich ein bißchen stöbere, finde ich bestimmt noch eine Flasche Chäteauneuf-du-Pape, den wir zu der Terrine trinken können.«
    »Dann überlege ich’s mir.«
    Elsie hatte ihren »Lohn« bekommen und war davongeschwirrt - mit kleinen Hopsern zur Tür hinausgetanzt.
    Das Dinner war so romantisch wie versprochen. Köstlich.
    Bei Suppe und Rehterrine hatten sie etliches geklärt: daß Jenny nicht vorhatte, Stratford zu verlassen; daß sie immer vorgehabt hatte, sich nach ihrem letzten Treffen in London neu auszustaffieren; daß der Kater Tom war - ja, Tom.
    »Der Kater, den Sie nicht ausstehen können.«
    »Ich konnte ihn aber doch nicht in Stonington lassen.« Sie schob die Pulloverärmel hoch und schaute Tom nervös an, damit der bloß nicht glaubte, sein Schicksal sei immer noch in der Schwebe. Er begab sich auf die Suche nach der Forellenmousse.
    »Dieser Kater weiß Sie gar nicht zu schätzen.«
    »Stimmt. Das ist ein Grund, warum ich ihn nicht ausstehen kann.«
    Eine Zeitlang aßen sie schweigend ihren Pudding. Dann sagte Jury: »Ich habe Sie nie angerufen, um mich zu entschuldigen oder mich bei Ihnen zu bedanken.«
    »Sich wofür zu entschuldigen?«
    »Dafür, daß ich an dem Nachmittag einfach aus dem Salisbury verschwunden bin und Sie da habe sitzen lassen.
    Ganz zu schweigen von den Beleidigungen, die ich Ihnen wegen des Pullovers an den Kopf geknallt habe.«
    Sie lachte. »Selbst, wenn Ihnen jemand ein Gewehr vor die Brust hielte, wären Sie unfähig, Beleidigungen auszustoßen. Sie haben nur gesagt, Schwarz stehe mir nicht, das war alles. Und Sie waren einfach nervös oder durcheinander wegen« - Jury bemerkte die Pause, obwohl sie schnell weiterredete - »eines Falles, nehme ich an.«
    Er sah zu, wie sie ruhig aus einer Karaffe Portwein ausschenkte. Wenn sie diskret sein wollte, bitteschön. Er lächelte. »Nehme ich an.« Natürlich wußte sie über die ganze Angelegenheit Bescheid; jeder, der Zeitung las, wußte Bescheid. Und Jenny hatte sich sogar eingeschaltet, aber ohne je ein Wort darüber zu verlieren. »Es wäre sowieso nicht gutgegangen«, sagte er unvermittelt.
    »Es tut mir sehr leid.«
    Neben einem der weißen Marmorkerzenständer stand die kleine Alabasterfigur, die sie an jenem Nachmittag in dem Geschäft in der St. Martin’s Lane gefunden hatte, als er dort den Ring für Jane gekauft hatte. Er dachte an die Marmorfigur im Innenhof von Stonington, die Statue, die man von jedem Raum aus immer wieder anders sah. Das erste Mal hatte er Jenny Kennington auf den Stufen von Stonington mit dem Kater Tom gesehen und später dann in den großen leeren Räumen, aus denen sie gerade auszog. Einige Stücke hier im Cottage stammten von dort: der Intarsiensekretär, der Schreibtisch mit der Einlegearbeit aus Elfenbein, die klassizistischen Stühle, auf denen sie jetzt saßen.
    »Als ich Sie das letzte Mal gesehen habe, überlegten Sie, ob Sie nach Stonington zurückgehen.«
    »Ich habe es vermietet.« Sie hob das kleine Glas Portwein zum Mund. »Jetzt überlege ich, ob ich ein Restaurant eröffnen soll.«
    »Was?«
    Sie ließ den Blick über den Tisch wandern. »So gut war es nicht?«
    »Das Essen? Es war vorzüglich. Nur besteht zwischen vorzüglichem Kochen und einem Restaurant ein himmelweiter Unterschied.«
    »So? Warum?«
    Er lachte, weil sie wirklich überrascht war. Ihm gefiel ihr Selbstvertrauen. Jenny war zurückhaltend, aber keineswegs ängstlich. »Einfach so.«
    »Ich übe. Ich hecke all diese komplizierten Gerichte für mich aus; manchmal lade ich ein, zwei Leute ein, manchmal nur Elsie. Sie ist schon eine echte Hilfe.«
    Er malte es sich aus: wie sich Elsie und Jenny an dem festlich gedeckten Tisch gegenübersaßen und über Essen und die Royal Shakespeare Company unterhielten. Das rührende Bild versetzte ihm einen kleinen Stich. »Eine wunderbare Idee, Jenny. Denken Sie an etwas hier in der Gegend?«
    »Außerhalb der Stadt liegt ein Gasthof,

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