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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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für den ein neuer Pächter gesucht wird. Mit dreißig, vielleicht vierzig Plätzen.«
    »Sie haben sich also wirklich schon darum gekümmert. Ich sehe Sie schon als Wirtin.«
    »Ach, das sagen Sie nur so.« Sie lächelte und wechselte das Thema. »Sie wollten sich bei mir bedanken. Wofür?«
    »Für Pete Apted. Kronanwalt Pete Apted. Der Mann ist nicht billig. Ich habe lange gebraucht, um herauszufinden, wer ihn bestellt und bezahlt hat.«
    »Gerade Sie hätten sich aber daran erinnern müssen, daß ich ein wenig Geld habe. Und auch daran, daß ich es nicht hätte, wenn Sie nicht gewesen wären.«
    Das war gewaltig übertrieben. Sie redete über die Smaragdkette, doch ihr Mann war auch nicht arm gestorben. Und außerdem hatte sie von der Tante, mit der sie gereist war, Geld geerbt.
    Sie sagte: »Da konnte ich mit dem Geld, das die Kette gebracht hat, wenigstens etwas Gutes tun. Etwas wirklich Sinnvolles nach all dem Unheil, das sie verursacht hat. Und so hoch war Pete Apteds Honorar nicht. Ich glaube, er hat einen Rabatt gegeben, weil er Sie mochte. Und er mußte ja auch nicht vor Gericht.«
    »Gott sei Dank, nein. Aber er hätte gewonnen. Das Gefühl hat man einfach bei ihm. Ich bin überzeugt, der Herr Kronanwalt verliert nie. Er hat einer Freundin von mir aus der Patsche geholfen. Halt, drei Freunden.« Jury lächelte, und dann erstarb das Lächeln. Pete Apted, der »blitzgescheite Anwalt«, hatte sofort begriffen, was sich damals abgespielt hatte. Und Jury gezwungen, sich dem zu stellen. Ein paar kurze Augenblicke lang in Apteds Büro vor einem Jahr hatte Jury ihn gehaßt, wie er selten jemanden gehaßt hatte. Mußte Apted so verdammt clever sein?
    »Stimmt etwas nicht? Sie sehen böse aus.«
    »Was? O nein, nein.«
    Eine angenehme Stille breitete sich aus. Jenny saß da, hatte den Stiel ihres Glases umfaßt und drehte es. Dann fragte sie: »Also sind Sie nur nach Stratford gekommen, um mich zu besuchen?«
    »Ja.«
    »Nein, sind Sie nicht.«
    Er lachte. »Außer Ihnen wollte ich noch Sam Lasko treffen, von der Polizei hier in Warwickshire. Ich halte Ausschau nach einem Job.«
    Das verschlug ihr den Atem. »Was?«
    »Ich bin London leid. Und, bitte, zitieren Sie jetzt um Himmels willen nicht Dr. Johnson.«
    »Wissen Sie das genau?«
    »Was weiß ich genau?«
    »Daß Sie London leid sind?«
    »Sie meinen, ich bin etwas anderes leid?«
    Sie schaute weg. »Vielleicht die Erinnerungen.«
    »An Jane, meinen Sie?« Es war wirklich nicht nötig, das Thema zu meiden.
    »Wenn das ihr Name ist.« Ihre Stimme klang traurig.
    Einen Augenblick sah er sie an.
    »Ich glaube, ich wußte immer, daß das mit Jane nicht gutgehen würde. Ich wußte, daß etwas nicht stimmte; ich wünschte nur, Pete Apted hätte mir nicht haarklein erzählt, was es war«, sagte er mit leicht ironischem Unterton. Sie fragte nicht nach, und darüber war er ein wenig enttäuscht. »Jetzt werde ich nie wissen, was sie empfand.« Pause, ein Lächeln. »Was soll’s, ich dachte, vielleicht ist es zur Abwechslung ja mal ganz nett, mit dem Fahrrad durch die Gegend zu zockeln und jeden Tag im Pub vorbeizuschauen und ein herzhaftes Schwätzchen mit den Jungs zu halten.«
    »Klingt sehr idyllisch.«
    »Sie halten es nicht für eine gute Idee.« Als sie nichts dazu sagte, war er wieder enttäuscht. Er hatte mit ihrer Begeisterung für seine Pläne gerechnet, besonders, wenn er hierher ziehen würde. Er nahm die alabasterne Frauenfigur mit dem zerbrochenen Arm und betrachtete sie im Kerzenlicht. »Wahrscheinlich haben Sie recht.« Als sie vorsichtig lächelte, wurde ihm bewußt, daß er angenommen hatte, sie habe seinen Gedanken ausgesprochen. »Vielleicht geht es gar nicht darum, daß ich etwas leid bin.« Er schaute die kleine Figur an, um Jennys Blick nicht begegnen zu müssen. Er fürchtete sich vor dem, was er darin fand. Bei dem Gedanken daran, daß er sich von seinem gegenwärtigen Unbehagen, der Lethargie oder Apathie - was immer er in den letzten Jahren empfunden hatte - befreien könnte, beschlich ihn ein anderes Gefühl. Das alte Gefühl der Einsamkeit, das der sogenannten Apathie ähnlich war oder sich vielleicht in ihr verbarg. Aber es war auch anders, es war verheerend und unentrinnbar.
    Jennys Arm in dem dunklen Ärmel lag entspannt auf dem Tisch, ihre Hand streifte seine kurz, und als sie mit dem Finger die Spitze eines Glastropfens berührte, der von dem marmornen Kerzenständer hing, drehte sie die Handfläche nach außen. Als er Jane das letzte

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