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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Blumen Ausschau zu halten. Davon haben Sie gehört?«
    Jury nickte. »Merkwürdiger Ort für einen Mord. So öffentlich. Und noch dazu mit all den Leuten, die zu dem ausdrücklichen Zweck da sind, nach jemandem Ausschau zu halten ...«
    »Begreife das, wer will.« Pryce zuckte wieder mit den Achseln. »Ich glaube, es ist jemand, der sich einen Mordsspaß daraus macht, es jemand anderem anzuhängen. Er oder sie hatte einen schlauen kleinen Plan. Im Grunde kam ihm die Tatsache zugute, daß es so öffentlich war, meine ich. Da hatte er den zusätzlichen Vorteil, daß niemand mit so etwas rechnet. Und wenn er mit Fingerabdrücken und so weiter vorsichtig ist, bringt man ihn mit dem Tatort auch absolut nicht in Verbindung. Murksen Sie jemanden bei sich oder ihm zu Hause ab, und alles mögliche kann schiefgehen. Der hier mußte sich nicht einmal mit ihr verabreden. Er wußte, daß sie da sein würde. Er oder sie, meine ich. Kann auch eine Frau gewesen sein.«
    »Kein Motiv?«
    »Muldare hätte vielleicht eines haben können. Eifersüchtiger Liebhaber, so was in dem Dreh. Natürlich kann der Schicki-micki-Stiefbruder von ihm dasselbe Motiv haben. Sonst nichts. Sonst haben wir null Hinweise.«
    »Was ist mit diesem angeblichen Poe-Manuskript?«
    Pryce machte eine abwägende Handbewegung. »Nichts Halbes und nichts Ganzes. Wertvoll, wenn es echt ist; aber ist es echt?«
    Wiggins’ Argument.
    »Und sie hatte es nicht dabei, also .«
    »Nein, aber ... Wer hätte was von dem Forschungsergebnis?«
    »Vlasic. Alejandro. Alejandro, ach, du meine Scheiße -wenn ich den Namen schon höre. Auf den würde ich tippen. Oder vielleicht jemand von der Hopkins. Er soll ja nur der Doktorvater sein.«
    »Und was haben Sie bei dem Obdachlosen herausgefunden, John-Joy?«
    »Auch nichts. Da ist sogar noch weniger zu holen, das ist alles wie ein Vakuum. Er hatte zwar Kumpel in der Straße, aber ... Cider Alley!« Pryce verzog das Gesicht. »Zu nah an Harborplace für meinen Geschmack. In Harborplace murkst man tunlichst niemanden ab.«
    »Warum?«
    »Das mag der Bürgermeister nicht.« Pryce grinste und kaute an seinem Bleistift.
    Jury erhob sich. »Danke. Ich bin Ihnen wirklich dankbar für Ihre Hilfe.«
    »Meine Hilfe? Ich will Ihnen mal was erzählen: Die Anzahl der Morde in dieser Stadt liegt zwischen zweihundert und dreihundert im Jahr. Die Aufklärungsquote in meiner Abteilung beträgt ein Drittel, dreiunddreißig Prozent.« Pryce schnipste mit dem Finger gegen einen Aktenstapel. »Zweiundsiebzig Fälle. Fünfundfünfzig offene Akten. Schlimm.«
    Er sah so verzweifelt aus, daß Jury sagte: »Lügen - verdammte Lügen und Statistiken, Detective. Was für Morde? Drogen? In der Familie? Das ist ein gewaltiger Unterschied.«
    »Hauptsächlich Drogen. Klar macht es einen Unterschied. In der Familie, da weiß man, wer der Typ mit dem
    Messer oder der Knarre ist - sitzt da und ißt Abendbrot. Aber wie ich gesagt habe - mit den Statistiken, Lügen oder nicht, damit kriegen sie unsereins an den Kanthaken. Wenn der Täter verurteilt wird, ist der Mordfall abgeschlossen, korrekt? Schnurzpiepe, ob der Täter eine Woche später frei rumläuft; trotzdem erledigt.« Pryce seufzte und warf den angekauten Bleistift auf den Schreibtisch. »Himmel, da beschwere ich mich. Wenigstens ist es nicht D.C. D.C. ist unglaublich. Manchmal werden wir dahin abkommandiert. Aber wir holen auf; Baltimore wird allmählich genauso schlimm. Jamaikanische Drogenkriege. Der Südosten und Nordosten von D.C. ist Kriegsgebiet, glauben Sie mir. Wenn der Teufel durch die Tür spaziert käme und mich vor die Wahl stellte, nach D.C. oder in die Hölle abkommandiert zu werden -«
    »Wählten Sie die Hölle.«
    »Worauf Sie sich verlassen können.«
Kapitel 19
    Der Laden hieß Nouveau Pauvre.
    Der Name war in schwarzer Kursivschrift auf ein weißes Schild gemalt, das auf die rote Ziegelwand geschraubt war. Die Buchstaben sahen aus wie ein zerrissenes Spinnennetz. Unter der gußeisernen Treppe, die einen Baldachin bildete, saß ein bärtiger Mann unbestimmbaren Alters, in einen schweren Mantel gewickelt, um die Taille hatte er ein Seil befestigt. Die Hände in den Ärmeln vergraben, döste er vor sich hin. Auch über ihm hing ein handgemaltes Schild: » Maos Platz. Untersteht euch !«
    »Was das wohl soll?« sagte Wiggins.
    Ein Hund mit ebenfalls fraglichem Stammbaum lag neben einem weißen Plastikbecher mit dem obligatorischen Kleingeld. Das Vieh hatte den Kopf auf die Pfoten gelegt,

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