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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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hatten. Aber auf dem Hopkins-Campus hat man es wohl weniger gern gesehen.« Er nahm einen Aluminiumbecher mit einem merkwürdigen Henkel vom Tisch. »Beliebtes Teil für den aufstrebenden Jungmanager. Der Henkel ist ein tragbares Telefon, damit man auch dann seine Kontakte nicht verliert, wenn man den Job verliert und auf der Straße sitzt.« Alan lächelte. »Milos hat einen.«
    Wiggins zog die Stirn in Falten. »Er ist doch taub, Sir.«
    »Er kann aber immer noch anrufen. Und das tut er auch.«
    »Was, meinen Sie, hat Beverly in der Nacht auf dem Friedhof gemacht?« fragte Jury.
    Achselzucken. »Ich würde mal sagen, es war wegen dieser Hysterie zu Poes Geburtstag. Deshalb kann ich mir das Datum merken, der neunzehnte. Die Leute gehen zur Westminster Church, um einen Blick auf den Burschen zu erhaschen, der die Blumen ans Grab bringt. Beverly wollte ihre Dissertation über Poe schreiben.«
    »Und das Manuskript, von dem sie behauptet, sie habe es gefunden - hat sie es erwähnt?«
    »Ja, sie war unglaublich aufgeregt deswegen. Wenn Sie mich fragen, sie hat Gott und der Welt davon erzählt.« Er rückte das Tischgedeck aus dem Helmsly Palace zurecht, schob den Löffel ein wenig nach rechts. »Soweit mir bekannt ist, gab sie das Original einer Professorin zur Aufbewahrung. Sie heißt Ellen Taylor - sie lehrt in dem Studienprogramm mit den Schreibseminaren.«
    »Dann kennen Sie Ellen Taylor?«
    »Oh, ja, Ellen kommt ab und zu her. Sie war erst neulich hier, wollte ein kleines Geschenk für einen Freund. Tolle Frau, sehr gute Schriftstellerin - wenn ich mir auch kein Urteil über gutes Schreiben anmaßen kann«, sagte er mit einer Bescheidenheit, die er Jurys Eindruck nach nicht unbedingt empfand.
    »Es wäre doch«, sagte Jury, »ein sehr wertvolles Dokument, dieses Manuskript. Immer unter der Voraussetzung, daß es echt ist. Glauben Sie, daß es echt ist?«
    »Hm, ich bin völlig außerstande, das zu beurteilen.«
    »War sie ehrlich?«
    Loser öffnete den Mund zu einem tonlosen Lachen. »Meinen Sie das im Hamletschen Sinne? Wenn ja, dann glaube ich, nein - Beverly nicht, nein.«
    Wiggins schaute von seinem Notizbuch auf. Jury lächelte. »Eigentlich habe ich es so gemeint, wie ich es gesagt habe.«
    Alan Loser zuckte wieder die Achseln. »Nicht besonders. Aber ich glaube, bei ihrem Aussehen und ihrem Verstand wäre es ohnehin übertrieben gewesen, von ihr auch noch moralische Integrität zu verlangen.«
    »Könnte sie jemand wegen ihres Aussehens oder ihres Mangels an Moral umgebracht haben?«
    »Teufel auch, überraschen würde mich das nicht. Patrick -« Er hielt inne.
    »Sie meinen Patrick Muldare.«
    Alan Loser nickte.
    »Wo ist er?«
    »Könnte an der Hopkins sein. Ab und zu hält er dort Seminare ab. Könnte überall und nirgends sein. Patrick hat überall seine Finger drin, der hat eine Menge Eisen im Feuer. Er ist stinkreich.«
    Obwohl Loser das so forsch-fröhlich dahinsagte, hörte Jury Bitterkeit heraus. »Wie ist er so geworden? Stinkreich, meine ich?«
    Jury lächelte.
    »Durch die Familie, hauptsächlich. Patrick kommt aus einer uralten Unternehmerfamilie, Vater, Großvater, Ur-und Ururgroßvater. Wie bei Midas, was sie anfaßten, wurde zu Gold, und sie hatten das dazugehörige Temperament. Na ja, ich glaube, im Geschäftsleben kommt man eh nicht weit, wenn man nicht auch mal mit der Faust auf den Tisch hauen kann, was? Der Urururgroßvater ärgerte sich so sehr über seine Verwandten, daß er nicht nur sein Testament änderte, sondern auch seinen Namen. Nur damit sie wußten, wo er stand.«
    »Ist Mr. Muldare auch jähzornig?«
    »Hm, ja-a, könnte man so sagen. Auf alle Fälle verfolgt er das, was er sich in den Kopf gesetzt hat, mit einer gewissen Hartnäckigkeit. Manche Dinge jedenfalls. Wie Football. Da wird er sogar regelrecht kindisch. Jetzt hat er sich einen Floh ins Ohr setzen lassen und will die Football-Lizenz für Baltimore kaufen. Das weiß man aber nur, wenn man aus Baltimore oder aus einer der anderen Städte ist, die scharf darauf sind. Dieses oder nächstes Jahr gibt die National Football League neue Lizenzen aus. Patrick kann sich wirk-lich kolossal in eine Leidenschaft hineinsteigern - halt, Moment mal.« Loser lächelte, wenn auch etwas verlegen. »Damit will ich nicht andeuten ...« Er zögerte.
    »Was?« fragte Jury freundlich.
    »Nichts.«
    Jury schaute ihn an.
    »Vielleicht war Patrick in sie verliebt, mehr aber auch nicht.«
    »Und was, glauben Sie, empfand sie für

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