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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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arme Ding. Am fünfzehnten April vor einem Jahr ist sie eingefahren.«
    »Eingefahren?« fragte Wiggins. »Wo eingefahren?«
    »Ach, Sie sind Engländer. Nicht auf dem neuesten Stand, was den lokalen Klatsch anbelangt. Sie haben Leona wegen Steuerhinterziehung drangekriegt. Und in eine gepolsterte, rosafarbene Gefängniszelle gesteckt, die sie für Millionäre reservieren. Suchen Sie etwas Bestimmtes?« Er hatte einen winzigen goldenen Ring im Ohr und schulterlanges Haar im Stil der sechziger Jahre, aber sehr gepflegt. »Ein Geschenk für einen Freund? Den Job verloren? Die Aktien gefallen?« Er lächelte, als würden solche Ereignisse erst vollkommen, wenn man sie mit einer Flasche Champagner begoß.
    »Nein, nicht direkt. Wir suchen Alan Loser.«
    »Dann bin ich Ihr Mann. Aber kein, wie der Name sagen könnte, Verlierer. Wenngleich das auch wie angegossen passen würde - das heißt, zu diesem Geschäft.«
    Jurys Blick schweifte durch den Raum und blieb an einem großen Foto von Maggie Thatcher hängen. Den Koffer in der Hand, verließ sie Downing Street Nummer 10.
    »Wohl wahr, Sie arbeiten nicht gerade in der Glücksindustrie, Mr. Loser.«
    »Nennen Sie mich Alan«, zwinkerte Loser, schaute von Jurys Ausweis zu Wiggins’ und schnappte, sichtlich entzückt, nach Luft. »Scotland Yard? Warum, um alles in der Welt? Das verstehe ich nicht.«
    »Wir interessieren uns für eine ehemalige Angestellte von Ihnen. Beverly Brown.«
    »Beverly. O Gott.« Er seufzte tief auf, schaute weg und sah nun seinerseits aus, als sei er im Eimer. »Entsetzlich. Aber ich habe mit einem der Sheriffs in der Stadt gesprochen -«
    »Ich weiß. Er hat gesagt, wir dürften ein paar Leute, die etwas wissen könnten, befragen.«
    »Setzen wir uns.« Er zog die Stühle unter dem Rosenholztisch hervor, und sie nahmen Platz. Wiggins zückte sein Notizbuch.
    »Wir halten Sie nicht lange auf.« Jury schaute sich noch einmal im Raum um. »Also, ich könnte mir vorstellen, daß man eine Menge Geld braucht, um das unternehmerische Risiko eines solchen Ladens zu tragen, so originell er auch ist.«
    »Weil ich Unglück vermarkte, meinen Sie? Weil ich in den kläglichen Resten herumstöbere, wenn einer meiner Mitmenschen pleite geht?« Als Jury nickte, lachte Loser nur. »Sie wären überrascht, wie populär das ist. Allmählich komme ich zu der Auffassung, daß sich nichts besser verkauft als das Elend anderer. Mein Lieblingsspruch ist ein Aphorismus von Gore Vidal: >Nicht genug, daß ich gewinne, sondern daß du verlierst.< Vermutlich hat er recht; das ist einer der unangenehmeren Züge der Menschheit. Wol-len Sie keinen Ross-Perot-Becher mit zurück nach England nehmen?« Alan strahlte sie an und ergriff einen weißen Becher an den großen Henkelohren. »Eines der Überbleibsel vom letzten November.«
    »Beverly Brown hat hier gearbeitet, stimmt das?«
    »Ja, aber nur ein paar Stunden die Woche. Drüben im Hard Knocks.« Als Jury fragend die Brauen hochzog, sagte Alan: »Das ist unser Café. Nouveau lief so gut, daß Patrick sich sofort entschloß, das Reihenhaus nebenan zu kaufen, als es auf den Markt kam, und ein Restaurant daraus gemacht hat. Geöffnet nur bis fünf - es schließt eine Stunde früher als der Laden. Wir bieten Mittagessen und nachmittags Tees an. Wir hören mit dem Lunch-Service um halb drei auf und decken um halb vier für die Tees. Sie sind besonders beliebt. Der Name ist mir wegen des berühmten Hard Rock Cafes in London eingefallen; der letzte Schrei. Und weil er natürlich auch wie angegossen paßt. Das Leben versetzt einem eben harte Schläge. Möchten Sie einen Tee?«
    Jury lehnte dankend ab und ignorierte Wiggins’ Blick, der dem von Milos’ Hund stark ähnelte. »Wann hat Miss Brown zum letzten Mal hier gearbeitet?«
    »Das habe ich der Polizei schon gesagt. Es war der neunzehnte Januar. Sie machte ungefähr um halb sechs im Café Feierabend, steckte den Kopf durch die Tür«, er deutete auf eine Tür zu seiner Linken, an der das Schild zum Hard Knocks Café hing, »und verabschiedete sich. War wie immer.« Er zuckte die Schultern.
    »Haben Sie sie gut gekannt? Ich meine, mehr als nur geschäftlich?«
    »Oh, ja. Patrick kannte sie allerdings besser als ich.«
    »Patrick?«
    »Mein Stiefbruder und Geschäftspartner. Meine Idee, sein Geld. Für ihn ist es aber nur ein Hobby.«
    »Wieviel besser kannte er sie denn?«
    Alan Loser schien zu überlegen. »Hm, ich glaube, es war ein offenes Geheimnis, daß sie ein Verhältnis

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