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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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ungern, aber Dorcas war nicht der Typ, der Männer anzog.
    Nein, zu reizlos, überhaupt nicht hübsch. Klar, sie hat über Männer gesprochen, ein bißchen mannstoll war sie ja, aber ich hab nie so richtig hingehört. Außer -«
    »Was?« drängte Bannen.
    »Also, in letzter Zeit, da war sie richtig guter Stimmung, bis sich das plötzlich änderte und sie wieder griesgrämig wurde, vielleicht sogar deprimiert. Da habe ich schon überlegt, ob nicht ein Mann im Spiel war.« Mrs. Suggins schüttelte den Kopf. »Ach, aber daß das arme Mädchen ermordet worden sein soll. Unbegreiflich!«
    »Ich habe nicht gesagt, daß sie ermordet worden ist«, sagte Bannen mit seinem schiefen Lächeln.
    Mrs. Suggins schaute ihn verblüfft an.
    »Vielen Dank, Mrs. Suggins. Wenn Sie jetzt auch noch mal nach Mrs. Owen schauen würden, wäre ich Ihnen sehr dankbar.«
    Die Köchin seufzte und wandte sich zum Gehen. »Ich tue mein Bestes. Aber wenn Suggins sie bis jetzt nicht aufgestöbert hat, finden wir nicht heraus, wo sie sich herumtreibt.«
    Als sie gegangen war, zog Bannen ein kleines Notizbuch aus der Tasche und blätterte die Seiten durch. »Ich möchte in der Zentrale anrufen. Wenn Sie mich bitte entschuldigen ...«
    Jury nahm es als Aufforderung, daß er ungestört sein wollte, und ging in den Flur.
    Während Bannen telefonierte, schaute Jury sich die Bronzebüsten in den Alkoven an, einen SheratonSekretär und eine große halbrunde, mahagonifurnierte Anrichte.
    Direkt gegenüber der Tür, durch die er gekommen war, befand sich noch eine mit breiten Doppelflügeln. Sie stand offen. Der Raum war in Dunkelheit getaucht, denn die Vorhänge waren zugezogen. Jury nahm an, daß es sich um eine Art Galerie handelte, die linke Wand hing voller Bilder. Aber das Interessanteste war die Kollektion scheinbar zufällig herumstehender lebensgroßer Statuen. Sie waren aus Marmor, wie man sie normalerweise in Gärten, am Ende von Spaliergängen oder Säulenalleen fand. Ihre marmorne Garderobe reichte von einem bloßen Tuch um die Hüften bis zu einem bodenlangen Kleid plus Kopfschmuck. Entweder hatte Owen diese bescheiden lächelnden Damen höchstpersönlich gesammelt oder mit dem Haus geerbt.
    Durch Ritzen in den Vorhängen sickerte soviel Tageslicht, daß Jury Details bemerkte, die garantiert nicht im Sinne des Erfinders waren: Als er von einer Statue zur anderen ging, sah er nämlich hier eine dünne silberne Gliederkette um den Hals der einen und dort ein silbernes Armband um das Handgelenk der anderen. In die Marmorlocken einer dritten war ein blaues Band geschlungen, eine langstielige blaue Blume (eine Hyazinthe?) ergänzte das steinerne Bouquet der vierten. Jury bezweifelte, daß diese Verzierungen Max Owens Werk waren.
    »O Gott! Sie sollten doch erst nächste Woche kommen!«
    Beim Klang der Stimme fuhr er herum.
    Die Frau schritt durch die Lichtstreifen, die durch die schmalen Öffnungen der Gardinen fielen, und nahm ein Schmuckstück nach dem anderen ab. Dabei ließ sie Jury nicht aus den Augen, als würde er etwas anstellen, wenn sie ihn nicht im Blick behielt. Als sie einer Dame den silbernen Armreif abnahm, sagte sie: »Ich weiß, es ist albern, aber manchmal habe ich das Gefühl, man sollte sie dafür entschädigen, daß sie so viele Stunden im Dunkel leben müssen. Max mag nicht, daß die Gardinen offen sind, weil das Fenster nach Osten zeigt, und die Morgensonne den Gemälden schaden könnte. Um ehrlich zu sein, ich glaube, Max hat vergessen, was er mit den Bildern und den Damen vorhatte.« Nachdem sie alle Schmuckstücke entfernt hatte, ging sie zu der letzten Statue und nahm ein paar Münzen aus deren ausgestreckter Hand. »Für den Waschsalon. Unsere Waschmaschine tut's nicht.« Sie blieb stehen und musterte Jurys Gesicht. »Sie sind gar nicht Mr. Pergilion, oder?« fragte sie ihn mit mißtrauischem Unterton, als hätte Jury sich für jemand anderen ausgegeben.
    »Nein, Mr. Pergilion bin ich nicht.«
    An einer Fortführung des Gesprächs war sie indes nicht interessiert. Statt dessen ging sie zurück, ließ die Münzen in die Hand einer Statue fallen, schlang einer anderen das Band wieder locker ins Haar, streifte einer dritten den Armreifen über und legte die Hyazinthe wieder zu den Marmorblumen. Als tue sie damit kund, daß Jury sie, bitte schön, so nehmen solle, wie sie war.
    »Aber jemand bin ich doch«, lächelte er.
    Das schien ihre Neugier nicht zu erregen; sie wollte nur darüber reden, wer er nicht war. »Mr. Pergilion

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