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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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sein, ob Jury ihn romantisch oder sonstwas fand.
    Sie fuhren an ein paar vereinzelten Cottages vorbei und bogen dann in eine der schmaleren Landstraßen ein. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß Dorcas Reese die ganze Strecke bis zum Case Has Altered gelaufen ist. Ich fand nicht, daß sie sehr sportlich aussah.«
    »Sie hat bestimmt den Fußweg genommen. Da ist es anderthalb Kilometer kürzer.«
    Und wie Bannen gesagt hatte, erreichten sie ein kleines Wäldchen und eine unbefestigte, aber ebene Straße, die hindurchführte.
    Fengate war ein großes quadratisches, architektonisch wenig beeindruckendes Haus mit einer glatten Fassade, aus keiner erkennbaren Periode. Ohne zierende Firste und Türmchen, wirkte es behäbig und stabil; in einem Bildband über die englische Bauernschaft hätte es sich gut gemacht. Bannen hatte es schon angedeutet: wie das Heim eines dieser »aristokratischen« Farmer sah es aus. Seitlich dahinter befand sich ein großes Nebengebäude, das früher als Scheune oder Garage gedient haben mochte. Nach den bunten Blumenkästen und der gelben Tür zu urteilen, war es nun zu einer Wohnung umgebaut.
    Bannen hielt in einer Einfahrt, die rund um ein Beet mit früh blühenden Narzissen führte. Ein älterer Mann, der Gärtner wahrscheinlich, harkte darin herum. Auf Bannens Zuruf kam er zur Fahrerseite, beugte sich herunter und legte zum Gruß die Finger an die Mütze.
    »Sind Mr. und Mrs. Owen da, Mr. Suggins?«
    »Nein, Sir, er is nich hier. Mußte nach London, hat er gesagt«, antwortete Mr. Suggins mit bekümmerter Miene. Was diese Landbesitzer heutzutage aber auch immer zu tun hatten! Als Bannen Jury vor stellte -»Scotland Yard CID, Abteilung Verbrechensbekämpfung« -, trat Mr. Suggins rasch vom Fenster zurück. Scotland Yard! Das war ein anderes Kaliber.
    »Würden Sie ihr - Mrs. Owen meine ich - sagen, daß ich ein paar Worte mit ihr wechseln möchte?« Bannen und Jury stiegen aus. Mr. Suggins, unschlüssig, was er mit dem Überraschungsbesuch von der Kripo aus Lincoln und London anstellen sollte, zog die Mütze ab und geleitete sie die Vordertreppe hinauf. Rang oder Förmlichkeiten nun mißachtend, ging er vor ihnen durch die Haustür.
    In dem großen Eingangsflur verabschiedete er sich mit der Versicherung, er werde Mrs. Owen suchen und ihnen erst mal »die Frau« schicken. Dabei wedelte er mit der Mütze.
    »Wer ist >die Frau    »Die Köchin. Die Dienstälteste hier, nehme ich an. Nicht, daß es allzuviel Personal gibt, das Haus ist ja nicht sehr groß. Sie haben eine Köchin, ein Hausmädchen, eine Küchenhilfe - hm, das war Dorcas, die als beides fungierte -, dann Suggins, der sich um den Garten kümmert, und noch einen Burschen, der Suggins zur Hand geht. Der Gärtner sieht aus, als ob er die Gicht hätte, würde ich sagen. Max Owen ist so reich, daß er sich ein Dutzend Bedienstete leisten könnte, wenn er wollte. Schauen Sie sich die mal an.« Bannen deutete mit dem Kopf auf eine kunstvoll lackierte Truhe mit gewölbtem Deckel. Oder war es ein Schrankkoffer? »Die würde mich mehrere Monatsgehälter kosten.«
    »Verstehen Sie was von Antiquitäten?«
    »Nein. Max Owen hat mich darauf aufmerksam gemacht. Er ist sich nicht sicher, wieviel sie wert ist, weil er der Lackierung nicht traut. Muß sie schätzen lassen, meint er.« Bannen schüttelte den Kopf. »Stellen Sie sich doch nur vor, Sie blättern mal so eben neun- bis zehntausend Pfund für ein Möbel hin, und das Teil hat nicht mal praktischen Nährwert.« Trübsinnig betrachtete Bannen die Truhe und überlegte offenbar, was er für eine solche Summe kaufen würde. »Dafür könnte ich mir gleich mehrere Wohnzimmergarnituren anschaffen. Sie nicht?«
    Jury lächelte. Er betrachtete die Heime der Reichen, von denen er etliche gesehen hatte, nicht unter dem Gesichtspunkt, was er mit dem Reichtum anfangen würde. O ja, mehr Geld konnte auch er gebrauchen, aber das Eigentum anderer interessierte ihn nur insofern, als es etwas über seine Besitzer aussagte. Wie weit würden sie gehen, um es zu bekommen oder zu behalten?
    Irgendwo knallte eine Tür, und Jury hörte ein Geräusch, das nach Geschirrklappern auf einem Tablett klang. Wer auch immer es trug, der Gang von einem Teil des Hauses in den anderen gestaltete sich recht lautstark.
    Mrs. Suggins - vermutete Jury - kam ins Zimmer geweht wie eine steife Brise, ihre weiße Schürze knisterte. Sie trug ein großes Silbertablett, das sie auf einem Rosenholztisch absetzte, und

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