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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Gärtner ihn an. Das Gesicht ein einziges Fragezeichen, Burt war leicht zu durchschauen. Wer war das nun wieder? Und keiner von den Herrschaften da. Jury sagte ihm, er solle sich nicht verpflichtet fühlen, ihn herumzuführen.
    Daß er die Macht hatte, eine Bitte zu erfüllen oder abzuschlagen, erfreute den alten Mann. Daran war er nicht gewöhnt. Er zögerte und überlegte, während er sich den Nacken mit einem Taschentuch abrieb. »Die sind alle in Lincoln, auch meine Frau.«
    »Ich weiß. Annie ist sicher eine sehr gute Zeugin.«
    Das sollte Burt überraschen. Immerhin mußten Zeugen die Hand auf die Bibel legen und schwören, die reine Wahrheit zu sagen. Annie Suggins war zwar beileibe keine Lügnerin, aber doch dafür bekannt, daß sie manchmal einen Zacken übertrieb. »Hm, Annie, die sagt, was sie denkt.«
    »Hören Sie, Mr. Suggins -«
    »Ach, nennen Sie mich ruhig Burt, das tun alle.«
    Jury lächelte. »Burt, ich suche nichts Bestimmtes. Ich glaube, ich hoffe nur auf eine Eingebung.«
    Burt runzelte die Stirn. Sonst suchten die Burschen von der Kripo doch eher Spuren wie zum Beispiel Fußabdrücke in Blumenbeeten.
    »Irgendwo ist der Wurm in dieser Geschichte.
    Wissen Sie, was ich meine? Ich würde gern die Kammer sehen, in dem die Waffe steht.«
    »Es ist bloß ein kleiner Hinterraum an der Küche. Da Sie Inspector von Scotland Yard sind, geht das sicher in Ordnung.«
    Jury war es gewöhnt, von Zeugen degradiert zu werden. Chief Superintendent Racer prophezeite ihm ja auch immer, daß er irgendwann die Karriereleiter hinunterpurzeln werde. Jury korrigierte Sug-gins nicht, als sie zusammen zum Haus gingen.
    Wie Burt gesagt hatte, war es ein kleiner Raum, der von der Küche abging, vollgestellt mit Gummistiefeln, Regenkleidung, Gartengeräten, Insektensprüh-zeug, Kalk zum Düngen des Bodens. Jury schaute sich den in der Wand verschraubten Stahlschrank an. Die Waffe, die hier hineingehörte, befand sich nun in Lincoln. »Das Ding hier ist immer abgeschlossen, Burt, oder?«
    »Ja, Sir. Aber wie ich schon den anderen Polizisten gesagt habe, ich hole sie oft raus, wenn ich die verdammten Eichhörnchen und Kaninchen sehe.« Burt wurde rot. »Hm, an dem Abend, ich glaube, da habe ich . es verstößt gegen das Gesetz, sie einfach so stehenzulassen, aber .«
    »Das interessiert mich jetzt nicht, Burt. Nur, daß jeder durch diese Außentür hätte kommen und sie nehmen können. Die betreffende Person brauchte keinen Schlüssel, um den Schrank aufzuschließen.«
    Burt nickte. »Leider nein, Sir.«
    »Es mußte auch keiner aus dem Haus sein. Ich nehme an, diese Tür ist normalerweise auch nicht verschlossen?« Er wußte selbst nicht, warum er das alles noch mal durchspielte. Oliver Stant hatte es doch schon weidlich ausgeschlachtet.
    »Nein, ist sie nicht, Sir.«
    Sie verließen die Abstellkammer und gingen zurück zur Einfahrt. Jury schaute über den Kies. »Den Porsche haben Sie irgendwann nach Mitternacht gesehen, richtig?«
    »Ja. Es war ungefähr halb eins. Hab mich noch gewundert, warum er am Ende stand. Normalerweise hat Miss Dunn ihn direkt hier, hinter Mr. Owens Auto, geparkt. Ich gehe meistens sehr spät ins Bett.«
    Da hast du noch ein bißchen Zeit, dir einen anzupicheln, dachte Jury. Konnte man ihm daraus einen Vorwurf machen, hier draußen in der Abgeschiedenheit? »Die Leute dachten, sie sei nach London zurückgefahren.«
    Burt schaute die Einfahrt hinunter und schwieg.
    Jury dachte nicht über Verna Dunn nach, sondern über Dorcas Reese. Warum vergaßen die Leute sie immer? Oder behandelten ihren Tod als Begleiterscheinung. »Sind Sie darauf gekommen, wer der Mann war, den Dorcas Reese heiraten wollte?«
    Burt blinzelte, es fiel ihm sichtlich schwer, die Frage zu erfassen. »Eigentlich nicht. Um die Wahrheit zu sagen, ich habe nie geglaubt, daß es überhaupt einen gab. Dorcas war kein bißchen hübsch, verstehen Sie? Die hat doch nie ein Mann angeguckt.«
    Immer dasselbe Lied. Alle beurteilten Dorcas Ree-se und ihre Chancen bei Männern gleich. »Glauben Sie denn, sie hat sich alles nur ausgedacht?«
    Burt nahm die Mütze ab, kratzte sich am Kopf, setzte die Mütze wieder auf. Da mußte er erst eine Weile überlegen. »Hm, nicht völlig ausgedacht. Eher zurechtgeschustert.«
    »Erinnern Sie sich an eine Zeitspanne, in der Dorcas glücklicher als sonst wirkte?«
    Wieder machte Burt sich an seiner Kopfbedeckung zu schaffen. »Schwer zu sagen, ob sie glücklich war oder einfach überdreht wie üblich.

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