Fremde Federn
Sie hat ja immer rumgekichert, als hätte sie ein Geheimnis. War richtig zufrieden mit sich selbst.«
»Wann war das?«
Burt kniff die Augen zusammen, so sehr konzentrierte er sich. »Ist gar nicht so lange her, aber bevor die Dunn sich hat erschießen lassen.«
Das hatte Annie auch gesagt. »Ihre Frau hat erzählt, daß Dorcas' Stimmung dann wieder umgeschlagen ist, und zwar, bevor sie ermordet wurde. Sie hat gesagt, sie hätte sich komisch benommen. Sei mürrisch, deprimiert oder so gewesen.«
»Ay, das ist wahr, ja, das stimmt. Glücklich war sie nicht, absolut nicht.« Burt schaute weg und schüttelte den Kopf.
»Kann es sein, daß der Mann, von dem sie dachte, er würde sie heiraten, ihr den Laufpaß gegeben hat?«
»Ja klar, ja. Ich hab ja gesagt, sie war kein Mädchen, auf das die Männer flogen. Auf die flog niemand.«
»Einer vielleicht doch.« Jury runzelte die Stirn. Hatten sie es, dumm, wie sie alle miteinander waren, geschafft, den gesamten Fall falsch herum zu betrachten?
»Ich hoffe, es stört Sie nicht, wenn ich hier uneingeladen hereinschneie.«
Peter Emery lächelte. »Wär nett, wenn das mehr Leute täten. Ganz schön einsam hier.« Er schwieg. »Waren Sie bei der Verhandlung?« Nach einer kurzen Pause runzelte er die Stirn und schüttelte den Kopf. »Verrückt. Glauben Sie, sie war es?«
Jury brauchte für die Antwort länger, als ihm lieb war. »Nein.« Er schwieg und fragte dann: »Sie waren hier, als Grace Owens Sohn gestorben ist? Toby.«
»Ay, wirklich netter Junge. Das Pferd hat ihn abgeworfen, hieß es. Aber er ist nicht an dem Sturz gestorben, sondern an der Krankheit. Er hatte doch so eine Krankheit.«
»Er war Bluter. Er ist innerlich verblutet. Verna Dunn war in Fengate, als es passiert ist.«
Peter nickte. »Seltsam, daß sie hier war, kurz nachdem er Grace geheiratet hat. Mr. Parker hat ja auch gesagt, daß sich Verna durch die Scheidung nicht davon abhalten lassen würde, Fengate zu besuchen. Aber anständig, wie Mrs. Owen ist, hat sie sich nie beschwert.«
Jury lächelte. »Parker hält Sie ja offenbar gut auf dem laufenden.«
Peter schaute in Jurys Richtung und lachte.
»Doch, doch, das tut er schon. Wenn Sie mal einen rauhen Winter hier verbringen würden, da wüßten Sie auch ein gutes Feuer und ein gutes Gespräch zu schätzen, einerlei, mit wem oder worüber. Ich bin manchmal sogar schon soweit, daß ich mit dem alten Bob rede.«
Jury schaute sich um. »Wo ist er denn, der alte Bob? Und überhaupt, wo ist Zel?«
»Sie ist mit Bob draußen. Wo einer ist, ist der andere nicht weit.«
»Haben Sie Verna Dunn durch Major Parker kennengelernt?«
»Ay, aber Fengate ist so nahe, da hätte ich sie auf jeden Fall kennengelernt, durch irgend jemanden.«
Jury lächelte. »Ist Fengate so nahe, oder war Verna Dunn auch recht umtriebig? Damals, als sie noch Mrs. Owen war.«
Peters Miene bewölkte sich, wurde geradezu finster. »Beides.«
»Wissen Sie, ob sich Verna für Toby besonders interessierte?«
Peters Gesicht wurde noch finsterer. »Komisch, daß Sie das fragen. Eins steht fest: Verna war es vollkommen egal, ob ein Mann fünfzehn oder zwanzig Jahre jünger war. Toby war ein hübscher Bursche. Sah aus wie seine Mutter ...« Peter beugte sich vor. »Warum fragen Sie danach? Wollen Sie damit sagen, daß Verna den Unfall herbeigeführt hat?«
»Ich habe nur überlegt.«
Peter richtete seine Augen zum Fenster in das schwächer werdende Licht, das er nicht sehen konnte. Sein Gesicht war nun dunkel vor Zorn. »Ich habe es auch schon mal gedacht«, sagte er leise.
»Wirklich? Aber Sie haben es mit keinem Wort erwähnt.«
Peter lachte abwehrend. »Wer hätte mir denn geglaubt? Und wem hätte ich es erzählen sollen? Grace Owen? Wäre es ihr dann besser gegangen?«
»Nein, aber jetzt, der Kripo -«
»Was hätte ich denen denn erzählen sollen? Ich habe ja nur den Verdacht; wissen tu ich nichts. Und dann wären sie unter Umständen auf die Idee gekommen, Grace hätte Verna aus Rache umgebracht. Der Polizei zu dem Gedanken zu verhelfen, habe ich keine Lust.«
»Es wäre sicher ein starkes Motiv. Aber doch eher für die Zeit, als der Junge gestorben ist, und nicht Jahre später.« Jury schwieg. »Sie haben ein Kleinkalibergewehr, stimmt das?«
Peter nickte und stand auf. »Es ist da hinten, wenn Sie es sehen wollen.«
»Ja.« Jury widerstand dem Wunsch, ihm zu helfen. Sie gingen in die Küche. »Die Polizei hat fünf verschiedene Schußwaffen beschlagnahmt.«
Peter
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