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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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noch keine Zeit, auf eine Karte zu schauen.«
    Der Richter reagierte sehr streng. »Sie können sich glücklich schätzen, Mr. Stant, daß ich Sie nicht wegen Mißachtung des Gerichts rankriege. Sie wissen, daß die Vorschriften zur Auskunftspflicht besagen, daß Sie den Herrn Verteidiger unverzüglich in Kenntnis setzen müssen.«
    »Das ist mir sehr wohl bekannt, Euer Ehren, aber ich habe erst gestern nachmittag von diesem Zeugen Kenntnis erhalten. Ich versichere Ihnen, daß ich dem werten Herrn Kollegen die Unterlagen nun so rasch wie möglich überstelle.«
    Der Richter stieß ein »Tss, tss!« aus und bedeutete ihnen mit einer Handbewegung, fortzufahren.
    Apted wandte sich wieder an Ted Hoskins. »Es ist ja anders als bei der Autobahn, Mr. Hoskins, nicht wahr? Es gab eindeutig eine Reihe verschiedener Landstraßen und infolgedessen eine Reihe verschiedener Abfahrten.«
    »Richtig. Wir machen alle mal einen Fehler, Sir.«
    Pete Apted lächelte. »In der Tat. Danke, das war's.«
    Das Gericht ordnete bis vierzehn Uhr eine Pause an, und Apted, Charly Moss und Melrose standen draußen auf dem Flur.
    »So, dann will ich mal. Muß mit meiner Klientin mal in aller Ruhe ein bißchen nachdenken.« Der Ton verhieß nichts Gutes. Apted ging. Die schwarze Robe flatterte hinter ihm her.
    »Jetzt möchte ich nicht in ihrer Haut stecken«, sagte Charly Moss und schaute den Flur entlang.
    »Nein.« Melrose schüttelte den Kopf. »Ich frage mich, wie der Staatsanwalt das spitzgekriegt hat. Das mit der Umleitung meine ich.«
    »Vielleicht hat sie sich versprochen. Oder vielleicht rein zufällig. Informationen kriegt man auf die komischste Weise.« Charly richtete nun den Blick auf Melrose. »Was hat sie gemacht? Warum ist sie Dienstag nacht geblieben?«
    Sie schlang die Arme um sich und schwieg einen Moment. Es herrschte eisige Kälte im Flur. Eine Kälte, wie nur Marmor sie verströmt. Melrose schaute sie an, dachte an die »kalten Damen«, eine Bezeichnung, die nie zu Charly Moss oder Flora Fludd gepaßt hätte. Er runzelte ein wenig die Stirn. Er grübelte immer noch darüber nach, was Flora im Blue Parrot gesagt hatte.
    »Wo ist Richard?« fragte Charly.
    »Er hat gesagt, er wolle nach Algarkirk. Nach Fen-gate.« Melrose schaute durch ein großes Fenster nach draußen. »Ehrlich gesagt bin ich froh, daß er nicht hier ist.« Die Weißen zuerst, die Roten zuletzt .
    Charly schob sich das Haar aus dem Gesicht, schaute ihn an und fragte: »Stimmt was nicht?«
    »Ich habe gerade über den Red Last nachgedacht.«
    Sie war verwirrt. »Ich verstehe nicht.«
    »Das ist ein Pub, ich meine, es war ein Pub.«
    »Der rote Leisten? Nicht sehr witzig.«
    »Aber das ist der Punkt: Man denkt automatisch an den Leisten eines Schusters, und -« Dorcas Reese' Worte kamen ihm wieder in den Sinn. Das war die Verbindung.
    »Lieber Himmel. Sie sehen aus, als wenn - Ihnen gerade ein Licht aufgegangen wäre.«
    »Gehen wir in Ruhe was trinken. Ich habe vielleicht eine Idee, von der Pete Apted erfahren sollte.« Melrose nahm ihren Arm und führte sie durch den kalten Flur.
33
    Dem Kalender nach war Frühling, dachte Jury, aber heute herrschte wieder das Winterlicht der vergangenen Monate, und im Wald, durch den er ging, sah man die Spuren, die der Winter hinterlassen hatte. Es hatte gerade erst aufgehört zu regnen, und Jury war klatschnaß. Er hatte eine Stunde am Wash verbracht, hoffnungslos, in dem unbarmherzig anhaltenden Regen, der niederprasselte wie ein Kugelhagel. Vielleicht kam ihm dieses Bild deshalb in den Sinn, weil er hoffte, eine Kugel zu finden oder noch eine Hülse, egal, Hauptsache irgendwas. Er mußte an die begrabenen Wrackteile der Schiffe denken, die der Sand freigegeben hatte. Wider besseres Wissen stocherte er auf gut Glück mit der Schuhspitze im Boden herum. Im Grunde begriff er immer noch nicht, daß sich irgend jemand Jenny Kennington mit angelegter Flinte vorstellen konnte. Doch er wußte, es waren nur seine Gefühle, die diesen Gedanken abwehrten. Jenny hatte so vieles verschwiegen. Trotzdem, eigentlich war sie ein Mensch, der ...
    Jetzt nahm er sie schon wieder in Schutz. Dabei war er doch lange genug bei der Kripo, um zu wissen, daß letztendlich niemand über jeden Zweifel erhaben ist. Jenny nicht, Grace nicht. Obwohl es genauso verwirrend war, sich Grace als Mörderin vorzustellen.
    Er fuhr zurück nach Fengate. Burt Suggins arbeitete an dem ovalen Blumenbeet vor dem Haus. Mit zusammengekniffenen Augen blinzelte der

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