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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Unterjubelns<.«
    »Aha, und würden Sie dem Gericht erklären, um was es sich dabei handelt?«
    Laut protestierend war Bryce-Pink wieder auf den Beinen. Agatha schaffte es, schäumend sitzen zu bleiben. Eustace-Hobson machte sich nicht einmal die Mühe, verbal zu reagieren. Ärgerlich winkte er Bryce-Pink auf seinen Stuhl hinunter. Unterbrach der doch eine Geschichte, die lustig zu werden versprach.
    Melrose zupfte sich einen Fussel vom Jackett und fuhr fort: »Im Prinzip eine amerikanische Gepflogenheit (was ja kaum überraschend ist, wollte er eigentlich noch hinzufügen). Es geht um die Raffinesse, mit der die Besitzer von, sagen wir, antikem Silber, betrügen. Zum Beispiel die Cousinen Pointer aus Kentucky.« Melrose deutete mit dem Kopf auf das Buch. »Die Cousinen Pointer nannten eine sehr schöne, ziemlich wertvolle georgianische Bowle ihr eigen. Sie trugen sie zu einem Händler - mit Bedacht nicht zu einem wirklichen Spezialisten -, setzten sie auf die Ladentheke und verkündeten, sie wollten dieses Gefäß nebst einem Kaffeeservice und ein paar weiteren Silbergegenständen verkaufen. Der Ladenbesitzer inspizierte die Bowle, befand sie als wirklich sehr fein und machte ein faires Angebot.
    Dann schleppten sie eine Kiste mit noch mehr sogenanntem georgianischen Silber an, und da der potentielle Käufer die Bowle genau inspiziert hatte, überprüfte er die anderen Gegenstände nur noch flüchtig. Die waren blitzblank poliert und sahen vollkommen echt aus. Hinterher stellten sie sich natürlich als der letzte Schnickschnack heraus. Und natürlich brachten die Cousinen es dann doch nicht übers Herz, die georgianische Bowle zu verkaufen, tischten eine Story auf, >sie gehörte unserer alten Oma< und so weiter und so fort und verscherbelten nur die Kiste mit dem Talmi.« Melrose grinste. »Ich fand sie eigentlich ganz pfiffig, besonders weil sie beide schon über neunzig waren.«
    Eustace-Hobson fand sie offenbar auch ganz pfiffig. Jedenfalls gelang es Melrose, ihn wach zu halten. Er gluckste heiser und warf Agatha einen demonstrativen Blick zu. Die, fand Melrose, sah aus, als sei ihr Blutdruck so gestiegen, daß sie gleich hier im Gericht ihren letzten Seufzer zu tun drohte. Geschähe ihr ganz recht.
    Trueblood blätterte durch Mordsdeal !, hielt an einer Seite inne und fragte dann: »Mr. Plant, erinnern Sie sich an die Geschichte von Piggy Arbuckle?«
    »Piggy? O ja. Also, seinen Lieblingstrick haben die Nuttings den >Faust in der Vase<-Trick getauft. Mr. Arbuckle, der, nebenbei bemerkt, Peregrine hieß, aber Piggy genannt wurde, obwohl er dünn wie eine Bohnenstange und auch bald neunzig war - egal, Piggy pflegte in Antiquitätenläden aufzukreuzen und sich gründlich umzuschauen. Und zwar stets in Begleitung eines jungen Helfershelfers, der auf ein Zeichen von Piggy die Hand in ein wertvolles Teil steckte und dann prompt nicht mehr herausbekam. Was tun? Rein zufällig war auch ein Arzt im Laden, ein >Dr. Todd<, der sich erbot, den Burschen mit in seine Praxis zu nehmen, den Arm mit einer Salbe oder irgendeinem Fett einzuschmieren und dann aus der Meißener Vase, oder was sonst es war, zu befreien. Der Ladenbesitzer, der um sein teures Porzellan bangte, schloß sich dem Vorschlag natürlich stets an. War das eine Truppe! Übrigens lauter Arbuckles, der Junge ein Großneffe und >Dr. Todd< ein Cousin. Sie reisten durch die Lande wie ein kleiner Wanderzirkus.«
    Melrose war entzückt. Man brauchte kein Einstein zu sein, um zu sehen, daß der »Faust in der Vase«-Trick im Handumdrehen durch den »Fuß im Nacht-topf«-Trick ersetzt werden konnte - auch wenn die beiden Fälle ansonsten keinerlei Ähnlichkeit miteinander aufwiesen.
    Marshall Trueblood sagte: »Wo haben Sie dieses lehrreiche kleine Bändchen gefunden, Mr. Plant?«
    Ach, darauf lief es hinaus! Wie wunderbar! Schuldzuweisung durch Analogieschluß! Melrose fiel es schwer, Fassung zu bewahren und mit gebührendem Ernst zu antworten. »Ach, das habe ich in The Wrenn's Nest gefunden, Mr. Brownes Buchhandlung.«
    Schallendes Gelächter. Theo Wrenn Browne schoß aus seinem Stuhl hoch; Agatha sprang auf die Füße und keifte; Bryce-Pink schrie seine Einsprüche. Und zum erstenmal seit Wochen lächelte Ada Crisp. Sie lächelte nicht nur, sondern hob die Arme und verschränkte die Hände zum Siegeszeichen wie ein Preisboxer.
    Melrose strahlte.
    Eustace-Hobson hämmerte mit seinem Hämmerchen.
    Als sich der Tumult wieder gelegt hatte, ging Trueblood zu dem Tisch

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