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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Dorcas war ein unscheinbares kleines Ding. Sie hatte es schwer, sie war nicht so hübsch wie Violet.«
    »Aber was ist mit ihrer guten Laune in den Wochen, bevor sie starb? Ihre Frau hat erwähnt, daß sie ganz anders war als sonst.«
    »Ay. Eine Weile lang war sie wirklich wie ausgewechselt.«
    »Und Violet hat gesagt, Dorcas habe ihr erzählt, sie habe einen >richtigen Mann<, und nun werde sich ihr Leben ändern.«
    »Ich hab gedacht, sie träumt sich nur was zusammen. Das hat sie oft gemacht. Ist ja auch kein Wunder.«
    »Aber wenn sich ihr Verhalten so drastisch geändert hatte, bedeutete das nicht, daß sie wirklich mit jemandem zusammen war? Selbst wenn es nur Wunschdenken war, ging es doch um einen realen Menschen, der ihr besonders am Herz lag.«
    Trevor antwortete nicht. Er blätterte in dem Buch.
    »Wenn Dorcas die Identität dieses Mannes nicht verraten wollte, mußte ihre Beziehung bestimmt geheim bleiben. Dabei hätte sie es angesichts ihres
    Pechs mit Männern sicher liebend gern hinausposaunt. Und noch lieber, wenn es Jack Price gewesen wäre. Er ist nett, klug und besitzt etwas noch Anziehenderes - er ist Künstler, Bildhauer, der eines Tages vielleicht sogar mal berühmt wird.«
    »Und wegen all dieser Dinge ist es, verdammt noch mal, um so unwahrscheinlicher, daß er unserer armen Dorcas Hoffnungen gemacht hat.«
    »Nein, aber vielleicht hat sie sich selbst einreden können, daß er an ihr interessiert war. Und wenn nicht Jack Price, wer dann? Vergessen Sie nicht, daß Dorcas manchen Leuten erzählt hat, sie sei schwanger -«
    »Das vergesse ich, Gott weiß, nicht.«
    »Also muß es jemanden gegeben haben.«
    Trevor bedachte Jury mit ruhigem Blick. »Nein, gab es nicht. Sie vergessen, daß Dorcas sich alles ausgedacht haben kann.«
    Jury lehnte sich zurück. »Ja, das ist möglich. Aber in Anbetracht ihres Verhaltens bezweifle ich das. Hat sie in den letzten Tagen, nachdem sie aus der rosaroten Wolke gefallen war, irgend etwas gesagt, worüber Sie sich gewundert haben? In die Richtung, >sie wünschte, sie hätte es nicht gemacht    »Nein, nichts.«
    Jury erhob sich und dankte Trevor Reese für seine Zeit und Geduld.
    »Ach, schon gut. Es ist nur, uns geht's allen ziem-lich schlecht, wegen dem, was mit unserer Dorcas passiert ist.« Trevor stand auch auf. Er warf das Buch auf den kleinen Tisch, der unter der zusätzlichen Last wackelte, deutete darauf und sagte: »Der ist ja jetzt völlig irre. Ich weiß gar nicht, was für ein dämliches Theater sie wegen dem Buch hier machen. Die dämlichen Russen, die quasseln sich immer den Mund fusselig. So einen Quatsch könnte ich auch schreiben.«
    »Was denn? Welches Buch?«
    »Das dämliche Krieg und Frieden.«
39
    Marshall Trueblood, bei weitem die eleganteste Erscheinung im Raum, erhob sich geschmeidig. Er nestelte an seiner Westentasche, als werde er jetzt etwas zutage fördern, womit er diesen Fall knacken würde. Hervor zog er eine Uhr und begann, sie mit zermürbender Langsamkeit aufzuziehen. Aller Augen waren auf ihn geheftet, alle warteten, daß er etwas tat, das die Wende brachte. Denn gefühlsmäßig waren alle auf Seiten Ada Crisps und ihres kleinen Hundes. Die beiden hatten schließlich schon lange zum Inventar des Dorfes gehört, als Lady Ardry ihren Fuß hineinsetzte. Einen amerikanischen obendrein, aus Milwaukee, Wisconsin. Sie hatte das Glück gehabt, Onkel Roberts Gunst zu erringen. Melrose' Onkel Robert war ein fröhlicher Taugenichts gewesen, der vermutlich nach einer durchzechten Nacht befunden hatte, daß eine amerikanische Gattin perfekt zu seiner Spielleidenschaft paßte. Da hatte sich der arme Mann allerdings gründlich geirrt.
    »Die Verteidigung ruft Theo Wrenn Browne auf.«
    Wenn der Zeuge mal nicht vorsätzlich belastend ist! dachte Melrose, der sich hinten im Raum niedergelassen hatte.
    Marshall Trueblood zog lächelnd seine graue Seidenweste glatt und trat auf Browne zu. »Mr. Browne, Sie sind der Inhaber der Buchhandlung namens >The Wrenn's Nest<. Trifft das zu?«
    »Sie wissen, daß das zutrifft«, höhnte der Angesprochene.
    »Und dieser Laden befindet sich neben Miss Crisps Möbelladen.«
    Browne nickte und sagte mürrisch: »Jawohl.«
    »Sie haben ausgesagt, daß Sie am Tag des angeblichen Unfalls Ihren Buchladen verlassen und direkt davor gestanden haben, als Lady Ardry sich Miss Crisps Laden neben Ihrem näherte. Dann haben Sie gesehen, wie der

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