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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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sagte: »Kann ich eine Zigarette haben?«
    Automatisch fuhr Jury mit der Hand in die Tasche.
    Dann lächelte er bedauernd. »Ich rauche nicht mehr.«
    »Ach natürlich. Das habe ich ganz vergessen.« Sie schaute wieder auf den Fluß hinaus. »Ich wünschte, das schaffte ich auch.« Nach einem Moment Schweigen sagte sie: »Sie wollen wahrscheinlich wissen, was geschehen ist. Und Sie wollen wissen, was mit mir und Verna Dunn ist. Was hat Ihnen der Beamte aus Lincolnshire erzählt?« Sie hatte die Hände in den großen Manteltaschen vergraben, der Wind wehte vom Wasser her und ließ die Enden des Schals flattern.
    »Ich würde lieber Ihre Version hören als Bannens. Er behauptet, Sie kannten sie schon seit Jahren.«
    »Ja. Dazu komme ich gleich. An dem Abend haben wir uns nach dem Essen gestritten. Ich wollte wissen, woher sie die Unverschämtheit nahm, nach Fengate zu kommen. Sie sagte, Max helfe ihr bei der Finanzierung eines neuen Stücks, mit dem sie ihr Comeback plante. Gut, das konnte stimmen, aber ich wußte, daß sie nicht nur deshalb an dem Wochenende dort auftauchte. Sie führte etwas im Schilde. Das war der Grund. Sonst nichts.« Jenny schüttelte den Kopf. »Ich habe ihr gesagt, sie solle ihn in Ruhe lassen. Wenn sie irgendwas anzetteln würde, würde ich ihm erzählen, was für ein Mensch sie wirklich sei. Das hatte aber keine Wirkung. Sie war schließlich mit ihm verheiratet gewesen, da kannte sie ihn besser als ich. Das war nach dem Essen am Samstag abend. Die anderen tranken Kaffee. Ich konnte sie nicht mehr ertragen, ich wollte nur so weit weg von ihr wie möglich. Aber nicht ins Haus zurück, weil sie ja dort gewesen wäre. Da habe ich sie einfach draußen stehenlassen und bin zu dem Fußweg gelaufen. Ich lief eine Weile und entschloß mich dann, im Pub noch was zu trinken. Da hörte ich, wie eine Kirchenglocke schlug, schaute auf die Uhr und sah, daß es elf war. Da war das Pub schon geschlossen, und ich bin zurückgegangen.« Traurig schaute sie zu Boden. »Das war's.«
    »Wie ein Auto angelassen wurde, haben Sie nicht gehört? Das hätte so um zwanzig nach zehn gewesen sein müssen?«
    »Vernas Auto?« Jenny schüttelte den Kopf. »Ich war auf dem Weg zum Pub, das habe ich Ihnen ja gesagt. Ich hatte schon mehr als die Hälfte der Strecke zurückgelegt. Es war zu weit weg, als daß ich ein Auto hätte hören können.«
    »Die Owens dachten, Sie wären beide damit weggefahren.«
    »Unsinn. Mitten aus einer Dinnerparty machen zwei Gäste eine kleine Spritztour im Auto?«
    »Ja, aber die Owens hatten doch ohnehin schon mitbekommen, daß die guten Manieren unter dem Streit erheblich gelitten hatten. Erzählen Sie mir von Verna.«
    Jenny betrachtete den kalten Abendhimmel und sagte: »Ich war mit ihr verwandt, wir waren Cousinen ...« Sie schaute weg, begann von neuem. »Wir haben eine Zeitlang zusammengelebt, Verna und ihre Mutter und ich und mein Vater. Ihre Mutter war kein schlech-ter Mensch, nur ein wenig beschränkt. Natürlich glaubte sie nicht, was ich ihr von Verna erzählte. Mein Vater auch nicht. Es war zu haarsträubend. Selbst als Kind war sie glühend eifersüchtig. Sie hat mich gehaßt, aber ich kam irgendwie zu der Überzeugung, daß es nicht mir persönlich galt. Verna wollte immer alles haben, was anderen Menschen gehörte, koste es, was es wolle. Puppen, Haustiere, Geld, Ehemänner. Sie wollte alles in ihren Besitz bringen. Sie schien mehr eine Urgewalt zu sein als ein menschliches Wesen. Sie haßte die meisten Menschen sowieso, vielleicht alle, auf jeden Fall alle, die ihr in die Quere kamen, wenn sie etwas wollte, wie zum Beispiel die volle Zuwendung meines Vaters. Gegenüber solchen Leuten kannte sie kein Pardon. Hören Sie sich das einmal an.«
    Jenny zog ein schmales Lederbändchen mit einem goldenen Metallverschluß aus der Tasche. »>Sarah ist aus dem Stall verschwunden. Ich halte es nicht mehr aus, es nützt mir gar nichts, wenn ich noch weitersuche, aber ich suche weiter, weil ich weiß, wenn ich es nicht tue, sehe ich sie nie wieder. Ich weiß, daß Verna sie rausgelassen und ihr was angetan hat .<« Jenny hielt inne und sagte: »Sarah war mein Pony.« Sie blätterte weiter und las vor: »>Ich kann Tom nicht finden. < Tom war mein Kater. Und dann hatte ich ja auch Puppen, ein Lieblingskleid, ein goldenes Armband. Ich fand nichts davon wieder. Und ich habe nie erfahren, was damit geschehen ist. Niemand, mein Vater nicht und schon gar nicht Vernas Mutter, glaubten, daß sie ihre

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