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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Superintendent war er nicht gewöhnt. Zu solchen verfahrensrechtlichen Drohungen ließ er sich sonst nicht herab, cool wie er war. Aber er hatte recht. So konnte man Zeugen überrumpeln.
    Price fragte: »Ob ich Dorcas >besser kannte    »Dorcas hat mehreren Leuten erzählt, sie sei schwanger. Ihnen auch?«
    »Ich war nicht ihr Vertrauter. Außerdem war sie nach Aussage der Polizei gar nicht schwanger.«
    »Warum behauptete sie es aber dann?«
    »Keine Ahnung. Ich kann Ihnen jedoch versichern, daß ich nicht der mutmaßliche Vater bin.«
    »Julie sagt, daß sie ein Auge auf Sie geworfen hatte. Aber ich muß hinzufügen, Julie glaubt nicht, daß Sie derjenige sind, welcher.«
    »Reizend von ihr.« Er hob das Glas in Julies Richtung. »Hören Sie, ich spreche nicht gern schlecht über ein Mädchen, das tot ist, aber Dorcas war nicht gerade eine Traumfrau.«
    »Der Meinung scheinen alle zu sein.« Nachdem Jury einen Moment darüber nachgedacht hatte, sagte er: »Sie gehen normalerweise immer über den Fußweg, stimmt das?«
    Price nickte. »Ja. Es ist ein schöner Spaziergang vor dem Pub und danach. Da muß ich jeden Tag ein paar Kilometer laufen und habe die seltene Gelegenheit, mich zu bewegen. Aber leider gehen viele Leute über den Weg, sogar Max und Grace. Wenn Sie also wissen wollen, ob ich an dem Abend, an dem Dorcas ermordet worden ist, dort hergegangen bin, dann lautet die Antwort: Ja.«
    »Ihre einzige Verbindung mit Dorcas war dann nur, daß Sie sie in Fengate und hier im Pub gesehen haben?«
    »Im Haus habe ich sie kaum gesehen.«
    Leise, aber mit bleischwerer Stimme, sagte Jury: »Sie wissen, daß Jennifer Kennington ein Motiv hat.«
    »Um Verna umzubringen?« Price stieß ein schnaubendes Gelächter aus. »Haben wir das nicht alle? Sie war eine Hexe, ein boshaftes, intrigantes Weib, und wir können froh sein, daß wir sie los sind, Superintendent.«
    »Aber normalerweise kulminiert eine allgemeine Abneigung nicht in einem spezifischen Motiv. Im übrigen besteht das Problem der Gelegenheit. Lady Kennington hatte sowohl ein Motiv als auch eine Gelegenheit. Dem Anschein nach.«
    »Vielleicht.« Ruhig rauchte Price weiter. »Wenn das so ist, na ja . dann war sie es ja vielleicht. Wie heißt es doch so schön?« Er stippte Asche auf die Pyramide, und sie fiel auseinander. »Wenn es wie eine Ente watschelt -«
    »Sagen Sie es nicht.« Jury stand auf. »Danke schön. Vielleicht sehe ich Sie später noch einmal.«
    Price salutierte. »Stets zu Diensten, Mr. Jury.«
    Jury erwiderte den Gruß mit grimmiger Miene. Als er mit Wiggins zur Tür ging, sagte er: »Ich möchte, daß Sie nach Fengate fahren, Wiggins. Schauen Sie mal, was Sie herausfinden. Am besten fangen Sie mit den Angestellten an. Nehmen Sie das Auto. Ich treffe Sie dann dort.«
    »Wenn ich bedenke, daß es nicht unser Fall ist, Sir ...« Sein klagender Unterton verriet größtes Unbehagen darüber, daß sie formal nicht korrekt vorgingen.
    »Keine Sorge. Die Leute in Fengate sind extrem kooperativ. Waren es zumindest bei mir. Nehmen Sie das Auto. Ich bin in ein, zwei Stunden dort.«
    »Und Sie, Sir? Wo gehen Sie hin?«
    »Ich mache einen Spaziergang«, sagte Jury.
21
    Es war die schwebende Stunde am Nachmittag, bevor es dunkel wurde, ja, noch bevor es dämmerte. Die Fens schienen unter einer Schicht Sumpfgas zu schwelen. Im Westen war der Himmel eisig durchscheinend, der früh aufgegangene Mond ein blasses Dunstgespinst.
    Jury trat unter dem Dach des Case Has Altered, den Zweigen alter Birken und einer Eiche, die ihre ersten Triebe zeigte, hervor und lief zu dem Fußweg. Hier war er matschig und zu beiden Seiten von Kreuzdorn und Salweiden bestanden. Zur Linken lagen die ordentlich gepflügten Felder, zur Rechten die überfluteten Wiesen. Jury fragte sich, wie weit entfernt der Welland oder der Ouse waren, ob sie immer noch über die Ufer traten und ob die überschwemmten Weideflächen hier wohl so aussahen wie die Marschen in uralter Zeit. Keine Wolken, kein Wind. Eine riesige Leere. Nichts bewegte sich außer Jury, als sei er das einzig Lebendige in einem zum Stillstand gekommenen Universum. Als treibe er in einem Boot ohne Segel und Ruder in völliger Flaute. Da stob

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