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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Aktenordner und Papiere auf seinem Schreibtisch, als verhexten seine Zauberfinger sie alle in sichtbares Beweismaterial, auf Grund dessen er Jenny Kennington in Gewahrsam zu nehmen gedachte. »Mr. Jury«, er räusperte sich, »ihr Motiv war sehr stark, die Gelegenheit, die Tatumstände sprechen gegen sie. Sie hatte Zugang zur Tatwaffe. Und um allem die Krone aufzusetzen, hat sie hinsichtlich mehrerer Dinge gelogen, wie Sie sicher mittlerweile herausgefunden haben. Ich hoffe, Sie haben einen guten Anwalt für sie aufgetrieben.«
    Was waren das für Dinge? Jury war nur eine Lüge bekannt. »Ich bitte Sie, warum sollte Lady Kenning-ton die Dunn jetzt umbringen? Etwa fünfzehn Jahre nachdem sie sie zum letztenmal gesehen hat. Fünfzehn Jahre nachdem der Schaden geschehen ist - die Schäden, sollte ich sagen. Offenbar hat Verna Dunn -und das nicht nur im Zusammenhang mit Jenny Kennington - eine Menge Schaden angerichtet.«
    »Wer sagt denn, daß der Schaden, den sie ihr vor fünfzehn Jahren zugefügt hat, der Anlaß war?« fragte Bannen mit sanfter Stimme.
    Die Beine von Jurys Stuhl krachten zu Boden. »Was für ein Unheil hatte sie denn neuerdings angerichtet?«
    Bannen zog es vor, Jurys Frage nicht zu beantworten. Er zuckte die Achseln. »Wenn nichts vorlag, wenn Jennifer Kennington keine Beweggründe hatte, warum hat sie dann nicht zugegeben, daß sie sie schon jahrelang kannte? Daß sie sogar verwandt waren?«
    »Das ist nicht so wichtig.«
    »Wie bitte? Na, dann möchte ich mal wissen, was Ödipus dazu sagen würde.«
    »Warum hat Jack Price nicht erwähnt, daß er Lady Kennington kannte? Ich will nur darauf hinweisen, daß es vollkommen harmlose Gründe dafür geben kann, wenn man es nicht hinausposaunt, jemanden von früher zu kennen.«
    »Hm. Na ja, aber Jack Price hat Verna Dunn nicht umgebracht.« Bannen lächelte kurz, aber falsch. »Es scheint eine Anzahl Leute zu geben, die Lady Ken-nington kannte, ohne es zuzugeben.«
    Jury griff Bannens Überlegungen, die sich aus dem Verhältnis zu Jack Price ergaben, nicht auf. Das war auch Bannen klar. »Zwei. Keine Anzahl.«
    In schierem Unglauben, daß der Superintendent so schwer von Begriff war, schüttelte Bannen den Kopf. Dann fuhr er sich mit der Hand über das spärliche Haar. »Wenn Jennifer Kennington zurück ins Haus gegangen und, sagen wir mal, in ihr Zimmer gestürmt wäre, weil sie wütend war, ja, ein solches Verhalten würde ich verstehen. Statt dessen läßt sie die Dunn stehen, brüskiert ihre Gastgeber und deren Gäste und begibt sich auf den weiten Weg zum Dorfpub. Nach zehn, fünfzehn Minuten merkt sie, daß im Case wahrscheinlich der Aufruf zur letzten Bestellung erfolgt ist und der Laden gleich schließt. Sie macht auf dem Absatz kehrt und geht zurück nach Fengate.« Bannen lehnte sich in seinem Drehstuhl zurück. »Finden Sie das Verhalten plausibel? Für jemanden, der unschuldig ist, meine ich.«
    »Warum haben Sie dann das Vorverfahren noch nicht angestrengt?«
    Ohne sich von der Frage aus der Ruhe bringen zu lassen, schaukelte Bannen ein wenig in seinem Stuhl. »Ich halte mich bemerkenswert zurück. Ich übe Nachsicht.«
    Jury schüttelte den Kopf. »Das bezweifle ich.« Dann deutete er in Richtung der Promenade und des Kanals. »Und was ist mit Dorcas Reese? Wollen Sie behaupten, daß Jenny sie auch umgebracht hat?«
    Bannens Lächeln war aufreizend rätselhaft. »Ja.«
    Nun überlief es Jury aber eiskalt. Hier hatte er mit Unsicherheit gerechnet. »Warum? Was für ein Motiv —«
    Bannen seufzte wieder. »Dorcas Reese stellte eine Gefahr für sie dar.«
    »Jetzt hören Sie mal zu! Gestern habe ich mit Jenny Kennington gesprochen. In Stratford. Und sie hat etwas Seltsames gesagt: Sie fragt sich nämlich, ob Verna Dunn hier war, als Grace Owens Sohn den Reitunfall gehabt hat.«
    Mit gerunzelter Stirn schaute Bannen auf seinen Bildschirm. »Wenn Sie damit andeuten wollen, daß Grace Owen Verna Dunn für den Tod ihres Sohnes verantwortlich gemacht hat«, er ließ die Zigarre im Mund rollen, »warum um alles in der Welt erschießt sie sie ausgerechnet dann, wenn Leute zu Besuch sind? Es wäre doch viel vernünftiger, nach London zu fahren und sie in ihrem Haus abzuknallen, anstatt darauf zu warten, daß sie nach Fengate kommt. Das ergibt doch keinen Sinn.«
    »Natürlich nicht. Nicht wenn der Mord geplant war. Vielleicht hatte Grace Owen es erst an dem Wochenende herausgefunden. Und wie oft traf sie überhaupt mit der Ex-Mrs. Owen

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