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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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willigte gern ein.
    »Halten Sie sich bitte gebückt«, sagte der Oberleutnant und ging voraus.
    Paul kam seiner Aufforderung nach und beugte sich trotz zusätzlicher Schmerzen nach vorn. Sammy hatte den Oberleutnant offenbar nicht gehört. Eine Zigarette im Mundwinkel, machte er flapsige Bemerkungen, er würde sich jetzt gern dahin zurückziehen, wo man ein Bad und eine warme Mahlzeit kriegen könnte.
    »Und Frauen. Wie kann ein Kerl überleben, ohne ab und zu ein bißchen ...?« Ein Schuß peitschte vorbei, dann noch zwei. Paul sah, wie die Kamera aus Sammys Hand flog. Sammy stürzte wie ein gefällter Baum direkt aufs Gesicht. Sein Hinterkopf war ein Krater, gefüllt mit weißlicher Masse und Blut.
    Paul fiel auf die Knie, faßte Sammy an den Schultern und schüttelte ihn. »Sammy, Sammy!« Der leere Blick und der offenstehende Mund seines Freundes erschütterten ihn, wie ihn nur wenige Dinge in seinem Leben erschüttert hatten.
    »Ich muß Sie bitten, ihn hierzulassen, bis es dunkel ist«, sagte der Oberleutnant und ging neben Paul in die Hocke. »Ich befehle es.«
    »Fahren Sie zur Hölle«, antwortete Paul, wobei ihm Tränen über seine schmutzigen Wangen rannen. »Zur Hölle mit Ihnen! Ich werde ihn zurückbringen, wann es mir paßt.«
    Der Oberleutnant zog sich zurück. Paul drückte Sammy an seinen Mantel, ungeachtet des Bluts und des üblen Geruchs, den der Tote plötzlich verströmte, und weinte. Sammys Tod verkörperte den Alptraum, der Europas goldene Sommer des Friedens und des Vertrauens vernebelte und sie in Winter der Verzweiflung und der Vernichtung verwandelte.
    Unter der bleichen Sonne, in der die Drahtschlingen langsam wieder erkennbar wurden, schleifte Paul Sammys Leiche zum Graben. Eine Stunde später begrub er die sterblichen Überreste in feindlichem Boden.
    Er begutachtete seine Kamera. Die Beschädigung war irreparabel. Dasselbe galt für ihn. Er hielt die Kamera wie ein totes Kind in den Armen und sann darüber nach, wie lange das Gemetzel wohl noch andauern würde - wie viele Millionen Menschen mit ihren Träumen und Hoffnungen noch krepieren würden.
88. DER JUNGE
    Sie standen wieder in dem hübsch eingerichteten Salon wie vor seiner Abreise nach Frankreich. Sonnenstrahlen drängten von der Woodward Avenue herein. Von den schmelzenden Eiszapfen an den Dachrinnen lösten sich in regelmäßigen Abständen Tropfen. Carl sah erschöpft und abgemagert aus, er brauchte dringend eine Rasur. Sein lebloser linker Arm lag noch immer in der schwarzen Schlinge.
    Mit der anderen Hand löste er den roten Schal mit den ausgefransten Enden und verblichenen Flicken, den dunklen Flecken und ungelenken Stichen. Ernst und mit fast feierlicher Geste legte er Tess den Schal um den Hals, ließ ihn über ihre Schultern hinabgleiten und straffte ihn.
    »Alle Drachen und Sarazenen sind tot, Tess. Ich bin für immer nach Hause zurückgekommen. Zu dir, wenn du mich haben willst.«
    Tess berührte den Schal und mußte ihre Freudentränen zurückhalten. Sie duftete nach lieblichem Fliederwasser und Backhefe.
    »Noch nie habe ich mir etwas mehr gewünscht. Aber was wirst du tun? Für deinen Vater arbeiten? Ich ziehe auch nach Chicago, wenn du das möchtest.«
    Er schüttelte den Kopf. »Die Prohibition ist nicht mehr aufzuhalten. Papa erholt sich zwar langsam, aber die Brauerei existiert in ein bis zwei Jahren vielleicht nicht mehr.« Er dachte einen Augenblick nach. »Ich würde lieber Automobile bauen, als Bier brauen. Automobile und Flugzeuge.«
    »Die Firma Clymer gibt es nicht mehr.«
    »Ich weiß.«
    »Aber andere Fabriken in Detroit florieren. Ich kenne die richtigen Leute. Doch zuerst .« Sie zog ihn zu einem Sofa und setzte sich dicht neben ihn. Er genoß ihre Nähe und ihre Wärme.
    Den Blick auf ein sonniges Fenster gerichtet, fuhr sie fort: »Erinnerst du dich daran, als du das erste Mal weggingst, sagte ich, daß ich niemals zulassen würde, daß aus dem Liebesakt ein Gefühl der Verpflichtung wird - oder ein Band, das dich festhält? Darum gibt es etwas, was ich für mich behalten habe, weil ich der Meinung war, es wäre Erpressung, es dir zu sagen. Ich wollte nicht, daß du bei mir bleibst und dein Leben lang unglücklich bist.«
    Er nahm ihre Hände in die seinen. »Was hat du mir nicht gesagt, Tess?«
    »Hast du es denn nicht geahnt? Es ist der Junge. Ich habe Wayne geheiratet, damit er einen Namen hat, doch sein Name ist in Wirklichkeit nicht Sykes, sondern Carl Henry Crown. Ich habe den Namen nach

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