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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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zurück und überließ sich ihrer Mutlosigkeit. Die laute Musik übertönte die Geräusche eines ankommenden Taxis. Sie sah es durch das Fenster, über den Victrola-Trichter hinweg. Ein Mann in einem schlechtsitzenden Anzug stieg aus, lief um das Auto herum auf den Gehsteig und öffnete die Tür, um dem zweiten Fahrgast, einem gebrechlichen, weißhaarigen Mann, behilflich zu sein.
    B. B. Pelzer.
    Er klammerte sich an den Arm des Mannes, in dem Fritzi den Pfleger von Haven Hill wiedererkannte. B. B. kam mit kurzen, vorsichtigen Schritten den gepflasterten Weg herauf. Er blinzelte wie ein Nestling, der zum ersten Mal die Welt erblickt. Fritzi lief zur Tür.
    »B. B. Wie ich mich freue, Sie zu sehen! Wie geht es Ihnen?«
    »Schlecht zu sagen. Meine Beine fühlen sich an wie Streichhölzer. Wenn Sie mich noch lange hier stehen lassen, sind sie bald geknickt.« B. B.s elegant gestreifter Anzug hing wie ein Sack an ihm. Sein Kugelbauch war drastisch geschrumpft wie alles andere Fett an ihm.
    Fritzi führte ihn zu einem Sessel im Wohnzimmer. »Ich warte im Auto«, versprach der Pfleger im Hinausgehen.
    B. B.s Blick wanderte über die Nippesfiguren, Hefte, Kartons und aufgerollten Teppiche. »Eddie war bei mir. Er hat mir alles erzählt. Er sagte, niemand außer mir könne Sie aufhalten. Sie werden das doch nicht wirklich tun, oder?«
    »Doch. Kelly zwingt mich, meinen Vertrag einzuhalten, aber er läßt mich in keinem Film mehr mitspielen. Ihm passen meine Reden nicht.«
    »Das sagte Eddie auch.« Auf einmal sprühte B. B. vor Energie. »Dieser irische Bastard wird verschwinden, dafür werde ich sorgen! Schließlich halte ich immer noch die Mehrheit. Ich fahre von hier aus direkt ins Studio und kümmere mich darum. Aber jetzt wollen wir über Sie sprechen. Sie gehören zum Film. Und zwar exklusiv zu Liberty. Sie wollen doch nicht wieder am Broadway arbeiten! Denken Sie nur an die zugigen Theater, die Garderoben mit kaltem Wasser, das Ungeziefer - pfui Teufel! Eddie hat genau den richtigen Film für Sie, hat er mir erzählt. Sagen Sie mal, haben Sie was zu trinken? Heißen Tee vielleicht? English Breakfast mag ich sehr gern.«
    Dr. Gerstmeyer hatte gesagt, B. B. könne sein geistiges Gefängnis verlassen, wenn er wolle, aber er müsse es wollen. Es rührte sie, daß ausgerechnet ihre bevorstehende Abreise das Werkzeug war, mit dem Eddie seine selbstgewählte Isolation durchbrochen hatte.
    »Ich fürchte, ich habe nur Earl Grey.«
    »Ist in Ordnung, ist auch eine britische Sorte.«
    Sie setzte den Wasserkessel auf und stellte ein Tablett bereit, während Schatzi B. B.s Manschetten beschnupperte. Mit ängstlichem Blick strich er ihr über den Kopf. »Braver Hund.« Schatzi knurrte und schlich davon.
    Fritzi trug das Tablett in das dämmrige Wohnzimmer und reichte B. B. eine Tasse.
    »Ah, das tut gut!« B. B. leckte sich die Lippen. »Was ich Ihnen jetzt vorschlage, war eigentlich Izzy Sparks’ Idee; er leitet unseren Verleih in Nashville. Sie erinnern sich doch sicher an ihn.«
    »O ja. Jedes Mal, wenn er uns besuchte, wurde er von zwei Revuetänzerinnen begleitet.«
    »Typisch Mr. Iz. Betrügt seine wunderbare Frau nach Strich und Faden, was seinen geistigen Kapazitäten aber nicht zu schaden scheint. Er brachte Eddie auf einen genialen Einfall. Iz war begeistert von Ihnen in den Indianer-Filmen. Konnte Sie nicht vergessen. Und das ist dabei herausgekommen, zwei in einem.
    Eddie schreibt gerade das Buch, er ist ganz wild darauf.« B. B. hielt den Atem an. Man hörte bereits die Fanfaren.
    »Wildwest-Nell. Wirbelt den Wilden Westen durcheinander! Ich weiß, daß Sie Schlimmes durchgemacht haben, Fritzi, nachdem dieser Cowboy einfach auf und davon ist. Eddie hat es mir erzählt. Aber Arbeit ist eine gute Medizin. Sie wollen arbeiten, und wir haben Arbeit für Sie.«
    In Fritzis Augen standen Tränen. »Oh, B. B. ich weiß nicht, ob ich es überhaupt kann.«
    »Natürlich können Sie. Sie sind ein starkes Mädchen. Himmel noch mal, Sie sind ein Profi! Was soll’s, ob man Schnupfen oder Bauchweh hat? Man spielt trotzdem. Das ist Schauspielerei. Ihre Antwort?«
    Ellen Terry kam ihr zu Hilfe.
    Du sagst ja.
    Das erste, was Fritzi am Montag morgen auffiel, war das Vorhängeschloß an Al Kellys Büro.
    Ihre alten Freunde hießen sie willkommen wie die verschollene Königin von Saba. Jock Ferguson umarmte und küßte sie herzhaft. Windy White, passenderweise für die Rolle des Trunkenbolds unter Vertrag genommen, bot ihr einen

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