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Fremde Gäste

Fremde Gäste

Titel: Fremde Gäste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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sondern nur aus Gewohnheit. Seltsamerweise vergaß sogar der aufsässige David seine sozialistische Auffassung und sprach den alten Herrn so an. Irgend etwas an Colonel Gerard verleitete dazu.
    »Natürlich verdächtige ich niemand, Mrs. Evans«, entgegnete der Colonel jetzt freundlich. »Wir haben keinerlei Beweise. Wir hoffen, daß es ein Fremder war, aber diese Idee scheint doch etwas weit hergeholt. Was den jungen Tom angeht, gibt es nicht mehr Verdachtsmomente gegen ihn als gegen irgend jemand anderen. Aber irgendwie müssen wir den Schuldigen finden. Ich wäre heilfroh, wenn ich wüßte, wie.«
    »Könnten Sie ihm nicht eine Falle stellen, Sir?« schlug Mrs. Evans schüchtern vor. Dann fiel ihr Blick auf mich; ich war gerade gekommen, um die Lage zu besprechen. »Ach, Mrs. Russell ist doch eine gescheite junge Dame. Bestimmt könnte sie sich mit Mrs. Lee etwas ausdenken.«
    Ich fühlte, wie ich errötete. Ich war nicht besonders stolz auf Larrys und meine früheren Eskapaden und genierte mich, daß sich die nette Mrs. Evans noch daran erinnerte. Ich murmelte etwas Unbestimmtes und fügte hinzu, mir fiele genausowenig ein wie allen anderen. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wie einer von diesen liebenswürdigen jungen Leuten in unserem Haus herumstöberte, um etwas zu stehlen, während sich die Aufmerksamkeit aller auf das Theaterstück konzentrierte. Oder daß einer in das Haus des Colonels einstieg und nicht nur ihn bestahl, sondern auch seine treuen Lehensleute, wie wir sie scherzhaft bezeichneten; sie gehörten ja auch zu unseren Freunden.
    Ich schüttelte den Kopf, und die Besprechung endete mit der Feststellung, daß wir alle vier einfach keine Lösung fanden. »Der Kerl ist viel zu schlau, als daß er sich auf frischer Tat ertappen ließe«, sagte Evans.
    Justin war bisher verschont geblieben; wir hatten ihm noch nichts erzählt. Er war das nächste Opfer; auch sein Haus war menschenleer, da Alison und er für eine Nacht auswärts gewesen waren. Auch dieses Mal hatten alle davon gewußt. Wieder war es nur allzuleicht gewesen, in das Haus einzudringen, und wir machten uns selbst den größten Vorwurf darob. Es war Zeit, unsere gesamte Altersklasse einzuweihen. Die acht jungen Leute, auf die der Verdacht fiel, brauchten noch nichts zu erfahren. David war ausgenommen, aber er würde nichts ausplaudern. Vorsichtig fragte ich Larry, ob sie wüßte, ob Tom bei den beiden letzten Vorfällen daheim gewesen sei; ich wurde gründlich zurechtgewiesen.
    »Susan, wie du weißt, übernachtet Tom in seiner Hütte, und ich gucke nicht jeden Abend bei ihm durchs Fenster, ob er auch im Bett ist. Auch Sam geht nicht hin, um ihm gute Nacht zu sagen. Zufällig sah ich noch lange Licht bei ihm am Freitagabend. Allem Anschein nach war er also daheim und hat vermutlich im Bett einen Krimi gelesen.«
    Das klang soweit recht gut. Aber einer, der einen Einbruch beabsichtigt und nur ein wenig Grütze im Kopf hat, wird bei sich Licht brennen lassen, um sich so ein Alibi zu verschaffen. Wenn Rufus in Toms Hütte eingeschlossen war, winselte er nicht, denn er war ein geduldiges Tier und daran gewöhnt, allein zu bleiben. Tom war jetzt auch Besitzer eines Fahrrades — ein Führerschein für Auto oder Motorrad wurde ihm nicht zugestanden. Er konnte ganz leicht die wenigen Kilometer bis zu Justins Haus radeln. Jetzt nahm ich mich aber zusammen; ich begann mich auf
    Tom »festzulegen«, wie Larry das nennen würde. Trotzdem fragte ich sie unversehens: »Und was war an dem Abend, als in dem Haus des Colonels eingebrochen wurde?« Ich erwartete einen Sturm der Entrüstung, doch der blieb aus. Statt dessen meinte Larry: »Also, Susan, jetzt ist’s genug. Endlich sind wir allein, wir können die Leute einen nach dem anderen durchgehen und sehen, wen wir streichen können; aber soweit ich sehen kann, gibt es keinen.«
    Das mußte ich zugeben. »Allmählich wird unser Leben völlig vergiftet. Nächstens werden wir uns noch gegenseitig verdächtigen. Wir müssen uns etwas ausdenken, damit wir den Dieb erwischen.«
    »Eines ist klar: Der oder die Betreffende versucht, Tom hineinzuziehen. Die wenigen Male, wo er bei der Probe oder einer Party nicht dabei war, ist nichts gestohlen worden. Der gemeine Schuft versucht, ihn vorzuschieben.«
    Jetzt mußte es gesagt werden. »Ja, Larry, entweder ist es so, oder Tom ist wirklich der Täter. Ach, du mußt mich nicht gleich umbringen! Ich kann mir ja selbst nicht vorstellen, wer es ist. Sogar Tony

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